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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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viel davon abhing, wie sie dem General ihren Fall präsentierte. Sie musste sich konzentrieren, sich klar ausdrücken, überzeugend und glaubhaft sein. Glücklicherweise war sie in der Lage, all das zu bewältigen, während sie sich an den warmen Apostelküchlein und dem dampfend heißen Kaffee bediente.
    »Zunächst einmal«, sagte sie, darauf bedacht, beim Sprechen keine Krümel auszuspucken, »werde ich gar nichts gestehen   – ich habe Prinzessin Charlotte nicht entführt, und ich glaube, Ihr wisst das.« Sie legte eine Pause ein und schaute ihm in die Augen, so gut es ihr bei dem großen Abstand eben möglich war, ehe sie fortfuhr: »Soweit ich informiert bin, seid Ihr ein Vetter ersten Grades unserer geehrten und wunderbaren Königin.«
    »Deine Information ist korrekt.« Ferdinand biss in seinen Apostelkuchen.
    »Des Weiteren hat die Königin ein realistischeres Bild von ihrer Tochter, wohingegen Seine Majestät, König Julian, ein wenig kurzsichtig sein mag, wenn es um die Defizite von Prinzessin Charlotte geht.«
    »Nur weiter.«
    »Und wenngleich ich ganz und gar verstehen kann, dass es dem König widerstrebt, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, seine Tochter könnte nicht ganz so unschuldig oder ehrlich sein, wie er es vielleicht wünscht   …«
    »Sei behutsam, mein liebes Mädel«, warnte Ferdinand sie und nippte an seinem Kaffee. Ein Diener in makellosem Livree entfernte flink seinen leeren Teller und ersetzte ihn durch einen anderen, gefüllt mit luftig pochierten Eiern und Räucherheringen.
    Das salzige Aroma des geräucherten Fisches drang Gretel in die Nase, und sie verlor augenblicklich den Faden. Die Diener, denen im Zuge ihrer Ausbildung vor allem Aufmerksamkeit eingebläut worden war, erkannten Gretels Wünsche, ehe sie Gelegenheit hatte, selbige zu formulieren, und servierten auch ihr einen Teller mit Räucherheringen und Eiern. Sie hielt inne, um sich zunächst den Mund vollzustopfen. Der Fisch war perfekt zubereitet und schmeckte so erstaunlich gut, dass sie die Augen schließen musste, um ihn ausgiebig genießen zu können.
    Ein diskretes Hüsteln am anderen Ende des Tisches brachte sie wieder zurück zu der Aufgabe, ihre künftige Existenz zu sichern. Wenn dieses Frühstück nicht zu ihrer Henkersmahlzeit werden sollte, musste sie sich darauf konzentrieren, Ferdinand von ihrer Unschuld zu überzeugen. Oder zumindest von ihrer Befähigung, ihre Unschuld zu beweisen.
    »Was ich sagen wollte   … es ist normal und richtig, dass ein Vater versucht, sein Kind zu schützen. Auch wenn dieses Kind bereits erwachsen und imstande ist, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und sich selbst einen Weg im Leben zu suchen, auch wenn es sich dabei nicht immer klug verhält.«
    »Ich muss dich bitten, zum Punkt zu kommen.«
    »Natürlich, Herr General. Vergebt mir, ich bin bestrebt, meinen Fall klar und deutlich und dennoch so respektvoll darzulegen, wie es mir möglich ist.«
    »Dass du das möchtest, ist nicht zu verkennen«, sagte Ferdinand und filetierte geschickt seinen Fisch.
    Es kostete Gretel alle Mühe, sich weiter auf die königliche Familie zu konzentrieren, nachdem sie gänzlich unerwartet in den Genuss gekommen war, Speisen von feinster Qualität in Gesellschaft eines entwaffnend schönen Mannes zu verzehren   – eines Mannes, der noch dazu mit ihr zu flirten schien. Diese Verbindung aus Nahrungsaufnahme und sexueller Spannung war berauschend. Es war lange her, seit es einem Mann das letzteMal gelungen war, Gretels Sinne zu verwirren (sofern man Hänsel nicht mitzählte, was sie nicht tat, da es kaum zwei Dinge geben konnte, die unterschiedlicher waren). Es war einfach Pech, dass eben die Person, die solch eine mitreißende Wirkung auf sie erzielte, zugleich ihr Leben in Händen hielt.
    Gretel atmete tief durch und riss sich zusammen. Immerhin hatte Ferdinand ihr keinen Grund zu der Annahme geliefert, sein Interesse an ihr ginge über seine Pflichten im Dienste des Königs hinaus. Und doch   … es war weniger, was er sagte, als wie er es sagte. Und wie er sie anblickte, jetzt gerade, den Kopf leicht zur Seite geneigt, die Brauen eine Spur hochgezogen, ein geheimnisvolles Lächeln in den Mundwinkeln, ein Funkeln in den Augen …
    Hör auf damit, Weib, tadelte sich Gretel und ließ sich die Eier schmecken.
    »Mir ist zu Gehör gekommen«, fuhr sie fort, »dass es da eine Person gibt, die Prinzessin Charlotte auf das Höchste schätzt.«
    Ferdinand begegnete ruhig ihrem Blick, sagte

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