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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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Scharfrichter hielt den Kopf hoch, sodass alle ihn sehen konnten, ehe er ihn achtloswieder in den Korb warf. Gretel glaubte, sich übergeben zu müssen. Immer noch strömte Blut aus dem regungslosen Körper.
    »Oh«, machte Gretel, zu erschüttert, um einen vernünftigen Gedanken zu fassen.
    »Überzeugend, nicht wahr?«
    »Was?«
    »Es sieht wirklich so aus, als wäre da unten ein echter Mensch exekutiert worden«, sagte Ferdinand.
    »Wieso echter Mensch?«
    »Nun, mein liebes Kind, wie ich schon sagte, niemand musste leiden, um uns zu ermöglichen, unsere Pläne umzusetzen.«
    »Aber die Leiche …?«
    »War eine Vogelscheuche aus dem Schlossgarten.«
    »Und das Blut …?«
    »Stammt von einem Schwein, frisch geschlachtet für das königliche Nachtmahl.«
    »Und die Wärter?«
    »Sind in dieser Art Scharade sehr geübt. Genau wie alle anderen.«
    »Soll das heißen, die wussten alle Bescheid? Sogar die Leute da draußen? Alle wussten, dass es ein Schwindel war?«
    »Bedauerlicherweise haben sich derartige Vortäuschungen in den letzten ungefähr zehn Jahren bei vielen Gelegenheiten als notwendig erwiesen. König Julian ist sehr beliebt, aber leider hat seine Verstandeskraft ihn verlassen. Es ist an uns, seinen loyalen Dienern, und der Königin natürlich, dafür zu sorgen, dass seine Wünsche umgesetzt werden und zugleich so wenige Leute wie möglich unter den Folgen zu leiden haben.«
    Auf einmal wurde Gretel schwindelig. Die Ereignisse derNacht, die solche emotionellen Höhe- und Tiefpunkte umfasst hatten, forderten ihre Tribut. Sie legte eine Hand an die Stirn.
    »Könnte ich ein Glas Wasser bekommen?«
    »Natürlich. Ich glaube, wir haben auch etwas Belebenderes zu bieten.« Ferdinand ergriff ihren Arm und geleitete sie zu einem kunstvoll geschnitzten Sessel vor dem Kamin. Dann winkte er einem Diener zu, der sogleich eine Flasche Eiswein hervorzauberte, ein Glas einschenkte und ihr reichte.
    Gretel trank und blieb ein paar Augenblicke schweigend sitzen, bis sie sich wieder ausreichend im Griff hatte, um etwas zu sagen.
    »Der Bogenschütze«, sagte sie endlich, »das wart Ihr, nicht wahr? Der, der den Löwen getötet und mir zur Flucht verholfen hat?«
    Ferdinand lächelte. »Meine Dienste wurden kaum benötigt. Bisweilen fürchtete ich sogar um die Löwen.«
    »Wäre es nicht einfacher gewesen, Eure Männer zu schicken, um mich zu befreien?«
    Ferdinand dachte darüber nach, und seine Miene wurde wieder ernst.
    »Du musst verstehen, dass mit dem, was wir tun, immer noch Gefahr verbunden ist, mein liebes Kind. Wenn die Königin den König auch so gut wie möglich umsorgt, muss sie doch auch dafür Sorge tragen, dass er sich als Regent zeigt. Sollten Außenstehende erfahren, dass sein Geist geschwächt ist, könnte das für die Sicherheit des Reiches katastrophale Folgen haben. Das bedeutet, dass wir uns öffentlich nie dabei ertappen lassen dürfen, gegen die Anordnungen Seiner Majestät zu handeln. Es bedeutet auch, dass die unberechenbare Natur der Denkprozesse des Königs bisweilen unerfreulicheErgebnisse hervorbringt, die abzuwenden wir außerstande sind.«
    »Besonders, wenn Prinzessin Charlotte Unruhe stiftet, nehme ich an.«
    »Ganz recht. In diesem Fall bitte ich dich dringend, mit äußerster Vorsicht vorzugehen. Ich werde dich von einem meiner vertrauenswürdigsten Männer aus dem Schloss und zurück nach Hause bringen lassen. Du darfst nicht gesehen werden. Wir sind vielleicht in der Lage, dem König weiszumachen, dass seine Wünsche in die Tat umgesetzt wurden, aber die Prinzessin hat scharfe Augen und Ohren und eine Begabung dafür, ihre Interessen zu schützen.«
    »Sie ist eben eine Findlberg.«
    »Sollte sie dich sehen oder hören, dass du Ermittlungen anstellst, die Erkenntnisse über ihr Privatleben zeitigen könnten   …«
    »Ich habe verstanden, Herr General.« Gretel erhob sich, schlug sich den Staub aus den Kleidern und bereitete sich in Gedanken auf die bevorstehende Aufgabe vor. »Seid unbesorgt. Ich werde nach Gesternstadt zurückkehren und umgehend eine diskrete, aber effektive Untersuchung einleiten, die den Beweis für die Existenz des unangemessenen Liebhabers der Prinzessin liefern wird, das verspreche ich Euch.«
    »Noch in dieser Woche.«
    »Noch in dieser Woche«, sagte Gretel.
    Heimlich, still und leise wurde sie aus dem Schloss geschafft und auf ein stämmiges, aber erstaunlich flinkes Pferd gesetzt, das barmherzigerweise keine Instruktionen ihrerseits benötigte, sondern

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