Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
Vom Netzwerk:
zufrieden hinter dem Ross von General von Ferdinands zuverlässigem Soldaten hergaloppierte. Als sieGesternstadt erreichten, hatte Gretel keinen Knochen mehr im Leib, der nicht so heftig durchgerüttelt worden wäre, dass er ihr im Alter Beschwerden bereiten würde. Sollte sie lange genug leben, um alt zu werden. Die jüngsten Ereignisse hatten sie doch ziemlich mitgenommen. Als ihre Eskorte sie wortlos im Vorgarten abgesetzt hatte und wieder von dannen eilte, hatte sie schwer zu kämpfen, sich die Stufen hinauf und in ihr Haus zu schleppen.
    »Hänsel?«, rief sie müde beim Eintreten. Der Klang ihrer dünnen, schlappen Stimme provozierte eine nützliche Reaktion in ihrem Inneren. »Hänsel!«, brüllte sie nun, drückte die Schultern durch, atmete tief durch und tadelte sich im Stillen dafür, dass sie sich von ein paar Rückschlägen derart hatte überwältigen lassen. Schließlich war sie Gretel (ja, die Gretel) aus Gesternstadt, Privatdetektivin. Sie hatte schon Schlimmeres hinter sich gebracht, und zweifellos lagen noch viel größere Herausforderungen vor ihr.
    Hänsel tauchte im Hausflur auf.
    »Gretel! Gott sei Dank! Alles in Ordnung?«
    »Ich weiß, dass ich mich schon besser gefühlt habe, und ich bin überzeugt, ich habe auch schon besser ausgesehen, aber, ja, danke, mit mir ist in jedem Punkt, der wirklich von Bedeutung ist, alles in Ordnung.«
    »Gott sei Dank!«
    »Das sagtest du bereits. Den Appetit hat es dir offensichtlich nicht verschlagen.« Sie deutete mit einem Nicken auf die gewaltige Semmel, die ihr Bruder umklammerte.
    »Was, das hier? Das ist nur ein kleiner Imbiss. Hab kaum was gegessen, seit sie dich mitgenommen haben. Hab den Appetit verloren.« Er biss ein gewaltiges Stück aus der Semmel. KleineSchinkenstückchen rissen ab und schwebten auf Salatblättern zu Boden. »Wusste nicht, was ich machen soll.«
    »Dass die Reparatur unserer Haustür ein guter Anfang gewesen wäre, ist dir nicht in den Sinn gekommen?«
    Hänsel schüttelte den Kopf und erwiderte kauend: »Dafür war ich viel zu besorgt. Ich konnte nicht klar denken.«
    Gretel hatte weder die Zeit noch die Kraft, ihm böse zu sein. Es gab Arbeit.
    »Also gut«, sagte sie. »Hör für fünf Minuten auf zu futtern und mach dich nützlich, Hänsel. Zuerst gehst du zu Hunds Grundstück und schaust, ob du Roland finden kannst. Bitte ihn, herzukommen und die Tür zu reparieren.«
    »Roland Hund? Aber der baut doch nur Wagen. Er ist kein richtiger Zimmermann, oder?«
    »Falls es dir nicht aufgefallen ist, die Hunds haben in letzter Zeit so ziemlich gar nichts mehr gebaut. Er wird froh sein, sich ein paar Scheine verdienen zu können, und ich werde froh sein über die Möglichkeit, mit ihm reden zu können. Wenn du das erledigt hast, kannst du in die Küche gehen und mir auch so eins machen.« Sie zeigte auf den letzten Zoll der Semmel, die gerade in Hänsels Mund verschwand. »Aber ohne Salat. Heute ist kein Salattag.«
    »Recht hast du. Roland Hund. Semmeln. Kein Salat.«
    »Ich gehe nach oben, zieh mir ein paar ordentliche Kleider über und versuche, einen Kamm durch mein Haar zu ziehen.«
    »Und du willst nicht, dass ich dir ein neues Bad bereite?«
    »Keine Zeit, Hänsel«, rief sie über die Schulter, als sie bereits die Stufen erklomm. »Es gibt viel zu tun und nur wenig Zeit.«
    Gretel hatte recht behalten: Die Hunds waren begeistert, ein Geschäft machen zu können, und Roland tauchte binnen einer Stunde mit dem Hammer in der Hand auf. Sie hörte ihnsägen, während sie noch mit der Katastrophe kämpfte, die einmal ihr Haar gewesen war. Rasch wurde deutlich, dass hier professionelle Hilfe vonnöten war. Sie verbarg das schlimmste Durcheinander unter einem dicken blauen Turban, den sie auf der Vorderseite mit einem kitschigen Glasstein sicherte. Sie hoffte, er würde sie exotisch und kultiviert erscheinen lassen, befürchtete aber, dass sie aussah wie eine Pantomimin auf der Flucht. Nichtsdestoweniger kehrte sie nun den einigermaßen deprimierenden Ergebnissen ihrer Bemühungen im Spiegel den Rücken zu und eilte die Treppe hinunter.
    »Ah, Roland. Wie schön, dass du so schnell kommen konntest«, sagte sie und schenkte ihm ihr schönstes Lächeln.
    »Aber gern«, entgegnete er, ohne bei der Arbeit innezuhalten.
    Die hängenden Schultern und das Stirnrunzeln verrieten, dass der junge Mann nicht eben bester Stimmung war. Wie immer die Wahrheit aussah, die sich hinter seinem verwickelten Liebesleben verbarg, glücklich machte es

Weitere Kostenlose Bücher