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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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ihn offenkundig nicht. Und unglückliche Menschen waren Gretels Erfahrung nach immer dankbar für ein empfängliches Ohr, dem sie ihr Leid klagen konnten.
    »Schlimme Sache«, tastete sie sich vor. »Dieses Feuer. Einfach furchtbar, dass ihr auf solch eine Art eure Erwerbsquelle verlieren musstet. Wie geht es deinem Vater?«
    »Oh, den Umständen entsprechend   …«
    »Verständlich. Und ich könnte mir denken, dass ein großer Teil der Last nun auf deinen Schultern und denen deines Bruders lastet. Arbeit muss her.«
    Der Junge nickte, sagte aber nichts.
    »Und natürlich ist da noch die beängstigende Geschichtemit der unglücklichen Seele, die in der Asche gefunden wurde.«
    »Unglücklich!« Offensichtlich hatte Gretel einen Nerv getroffen. »Es braucht einen nachsichtigeren Menschen als mich, ihn so zu nennen.« Wieder griff Roland zur Säge und arbeitete seinen Ärger so heftig an den Holzplanken ab, die vor ihm lagen, dass Gretel schon um ihre neue Tür fürchtete.
    »Dann glaubst du also«, fragte sie, »dass das nicht nur ein glückloser Passant war, ein unschuldiges Opfer?«
    »Ganz und gar nicht unschuldig! Und auch kein Opfer, außer vielleicht das seines eigenen schlechten Charakters.« Roland ließ die Säge fallen, schnappte sich den Hammer und schlug mit alarmierender Kraft auf die Nägel ein.
    »Denkst du womöglich, er wäre in irgendeiner Form für das Feuer verantwortlich?«
    »Was ich denke, ändert gar nichts«, sagte Roland. »Was geschehen ist, ist geschehen. Die Welt ist, wie sie ist, und wir müssen nehmen, was das Schicksal uns zuteilt.«
    Gretel wartete, doch traten keine weiteren Informationen zutage. Dieses Gespräch nahm nicht den erhofften Verlauf. Sie war überzeugt, der tote Mann stand irgendwie mit dem Troll in Verbindung und folglich auch mit den verlorenen Katzen. Sie war ebenfalls überzeugt, dass Roland der heimliche Liebhaber der Prinzessin Charlotte war. Aber um irgendetwas mit diesen Überzeugungen anfangen zu können, brauchte sie mehr Tatsachen. Die Identität des toten Mannes wäre ein guter Anfang. Mit einem Namen ergab sich zumindest eine Chance, Hintergrundinformationen ausgraben zu können. Vielleicht sogar, den Troll gänzlich zu umgehen, sollte die Spur sie auf direktem Wege zu dem Katzenentführer führen. Und was den Beweis für die Liaison zwischen der Prinzessin und Roland betraf …
    Gretel verdoppelte ihre Anstrengungen.
    »Ich wäre erfreut, euch zu helfen, so gut ich kann. Dein Vater ist ein guter Mann. Ein Nachbar. Es wäre nur gutnachbarlich. Vielleicht könnte ich im Namen deiner Familie Nachforschungen anstellen. Vielleicht kann die Herkunft dieses Kerls die Motive für seine Taten offenbaren. Ein wenig Licht werfen auf   …«
    »Wir brauchen nicht noch mehr Leute, die noch mehr Fragen stellen!« Roland sprang so abrupt auf, dass Gretel erschrak. »Feldobergendarm Strudel hat das bereits ausreichend getan. Hat seine Nase überall reingesteckt. Wollte wissen, wo wir wann waren und wen wir wann gesehen haben und was wir wann tun. Das geht niemanden außer uns etwas an.«
    »Natürlich. Es würde mir im Traum nicht einfallen, mich in eure privaten Angelegenheiten zu mischen. Ich wollte nur andeuten, dass wir vielleicht, wenn wir die Absichten des mysteriösen Mannes aufdecken könnten   …«
    »Was?« Roland starrte sie an, mit vor Wut gerötetem Gesicht. Eine Wut, die sich, wie Gretel hoffte, nicht auf sie richtete, sondern auf die Umstände. »Was soll das bringen? Die Werkstatt ist nur noch Schutt und Asche. Nur harte Arbeit und Zeit können wiederaufbauen, was wir verloren haben.« Er ließ die Schultern hängen und widmete sich wieder seiner Beschäftigung. »Fragen erfordern Antworten, und ich behalte meine Angelegenheiten lieber für mich.« Er griff zu einem Hobel und arbeitete sehr vorsichtig an der Kante der neuen Tür. Zwar hatte er die Fassung wiedererlangt, doch erneut umwölkte Traurigkeit sein Gesicht.
    Gretel wusste, mit Roland würde sie keinen Schritt weiterkommen.
    Sie verlagerte sich ins Wohnzimmer und auf ihr Sofa, um dort auf die Semmel zu warten. Irgendetwas an Rolands Situation war deprimierend. Eigentlich sollte ein verliebter junger Mann, dem der Kopf von heimlichen Treffen und gestohlenen Augenblicken schwirrte, vor Glück strahlen. Die Glut der Leidenschaft hätte in seinen Augen leuchten müssen. Doch Roland vermittelte den Eindruck, die Last der ganzen Welt auf seinen jugendlichen Schultern zu tragen, und er strahlte nichts

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