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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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zu haben.
    Nachdem sie vergeblich versucht hatte, noch etwas aus Roland herauszuquetschen, und rasch die Kosten überschlagen hatte, die ihr durch Frau Hapsburgs Katzenfall entstanden, eilte Gretel hinüber in den Schönheitssalon, um sich einer lang andauernden Arbeitssitzung zu unterziehen. Wie das Glück wollte, war in Madame Renoirs Terminkalender genug Platz. Gretel ergab sich einer umfangreichen und grausamen Waxingbehandlung. Beine, Achselhöhlen, Unterarme, Bikinizone. Oberlippe. Kinn. Wo kam bloß all das Haar her? Gab es denn keine Stelle, an der es nicht spross? Mit jedem Jahr, das verging, wurde der Kampf gegen die drohende Ganzkörperborstenbehaarung zeitaufwendiger. Und schmerzhafter, gab es doch Bereiche des menschlichen Körpers, die nicht dafür geschaffen waren, so brutal behandelt zu werden. Es wäre viel einfacher, viel weniger anstrengend, der Natur einfach ihren Lauf zu lassen. Sollte ihr Körper sich doch entwickeln und reifen, wie er wollte. Aber auf diesem Weg, fürchtete sie, lauerte eine Pelzigkeit, die zu erschreckend war, sie auch nur in Erwägung zu ziehen. Wie sollte jemand sie ernst nehmen, ihr abnehmen, dass sie ihre Arbeit gut machte, wenn ihr Gesicht von einem dauerhaften Bartschatten verunziert wurde? Und welchen Zweck hätten die fabelhaften rückenfreien Kleider, wenn man gezwungen war, den Rücken zu bedecken aus Furcht, anderenfalls die Pferde zu ängstigen? Und welcherMann fände es erregend zu fühlen, wie die Borsten und Stoppeln auf sein   … nein.
    Gretel kam nicht darum herum. Depilation spielte in ihrem Leben eine entscheidende Rolle, und damit basta. Sie ertappte sich dabei, dass sich der Gedanke an General Ferdinand ungebeten in ihren Geist schlich. Sie erinnerte sich an den Duft von Sandelholz und das warme Lächeln.
    »Aaaah!«, schrie sie, als Madame Renoir mit flinken Fingern den Kahlschlag beendete.
    »Et voilà , Fräulein Gretel. Alles fertig.«
    »Gott sei Dank.«
    »Albertine wird in wenigen Minuten dein Haar waschen.«
    »Albertine? Ich dachte, Johanna könnte das tun.«
    »Johanna? Ganz wie du wünschst, Fräulein.«
    Madame Renoir klatschte in die Hände und erteilte Anweisungen in zwei Sprachen, um keinen Zweifel daran aufkommen zu lassen, was sie wollte. Johanna geleitete Gretel zu dem Sitzplatz am Fenster.
    »Bitte lehn dich zurück, Fräulein. Ist es warm genug?«, fragte sie und träufelte Wasser aus einem Krug über Gretels Haar und in das Metallbecken.
    »Genau richtig, danke.«
    Gretel wartete, hoffte auf die übliche, banale Unterhaltung, die sich gewöhnlich zwischen Frisierdame und Kundin einstellte, aber da kam nichts. Das Mädchen rieb das Shampoo ins Haar und schäumte es auf.
    »Ich fürchte, es ist in keinem guten Zustand«, verriet ihr Gretel.
    »Wir haben wunderbare Mittel, Fräulein. Dein Haar zeigt Anzeichen erhöhter Beanspruchung.«
    »Kein Wunder nach den Strapazen, denen ich in jüngsterZeit ausgesetzt war   …« Gretel hielt inne, um Johanna Gelegenheit zu geben, Fragen zu stellen und ein Gespräch in Gang zu bringen, das vielleicht irgendwohin führte. Aber nichts. Kein Wort. Es schien, als wäre das Mädchen genauso erstarrt wie ihr Exfreund. Und genauso nutzlos, wenn es darum ging, Gretel mit Informationen auszustatten. Sie atmete tief ein, inhalierte ein paar Seifenblasen und versuchte es noch einmal.
    »Ich muss zugeben, nicht nur mein Haar hat während der jüngsten Ereignisse gelitten. Und nicht nur mein Haar, auch ich selbst. Es sind verrückte Dinge geschehen, die du dir kaum vorstellen kannst.« Johanna konnte nicht nur nicht, sie wollte auch nicht. »Darunter die Zerstörung meiner Haustür. Zu Kleinholz zerschlagen, sag ich dir. Zum Glück war ein geschickter Handwerker verfügbar und hat mir eine neue Tür gebaut. Ich wusste gleich, nach wem ich schicken muss. Hänsel, hab ich gesagt, vergeude keine Zeit, geh direkt zu Herrn Hund und schau, ob sein braver Sohn Roland herkommen und unsere Tür reparieren   …«
    Als der Name fiel, wühlte das Mädchen gröber durch Gretels Haar. Ihre Finger kneteten und zerrten gnadenlos.
    »So ein hilfsbereiter junger Mann. Und seiner Familie treu ergeben.«
    Ein missbilligendes Knurren war alles, was Johanna von sich gab.
    »Eine einfühlsame Seele. Ich habe eine gewisse Traurigkeit bei ihm bemerkt.«
    Die Finger des Mädchens hielten inne.
    »Ja, da war ein tiefer Kummer. Nicht dass er etwas gesagt hätte. Aber er war da, das konnte ich sehen.«
    »Wirklich?«, fragte Johanna

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