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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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hinausgaloppierte.
    »Gut.« Gretel marschierte zu Frau Petersons fetter, kastanienbrauner Stute. »So, meine Liebe, du kommst mit uns.«
    Mit Hänsels Hilfe manövrierte sie das Tier zwischen die Anzen ihres Fuhrwerks. Dann packten sie ihre wenigen Besitztümer und ihren Proviant wieder ein. Hänsel wurde von der Länge des Wintermantels ein wenig in seiner Bewegungsfreiheit behindert. Das gute Stück war eindeutig für einen größeren Mann mit einem kleineren Umfang geschneidert worden. Die Webkanten trafen nicht ganz zusammen, doch ein steifer Ledergürtel hielt den Stoff da, wo er sein sollte. Die Wahl seines Kopfputzes erschreckte Gretel dennoch.
    »Spotte nur«, sagte Hänsel und richtete die herabhängenden Ohrenklappen seiner Lammwollmütze, sodass sie so viel wie möglich von Kopf und Hals bedeckte. »Mir wird jedenfalls warm sein.«
    Gretels eigene Garderobe bestand aus einer Schürze aus roter, verfilzter Wolle, fellgefütterten Stiefeln, die wenigstens eine Nummer zu groß waren, und ledrigen Fäustlingen. Das alles zog sie über ihr eigenes Baumwollkleid und krönte das Ensemble mit dem Umhang, den sie sich zu ihrer Erleichterung im Flur geschnappt hatte, ehe sie aus Gesternstadt geflohen war. Wie lange das plötzlich her zu sein schien.
    »Hast du keinen Hut?«, fragte Hänsel. »Der Wind wird bitterkalt sein.«
    Gretel wühlte noch tiefer in dem Sack, in dem die Kleidungsstücke verstaut waren. Ganz unten traf ihre Hand auf etwas Weiches, Flauschiges. Unwillkürlich kreischte sie auf, zwang sich aber, das Etwas herauszuholen. Es war ein dicht am Kopf anliegender schwarzer Hut aus dem Fell eines Tieres, das an einem beängstigend kalten Ort gelebt haben musste, so dicht und buschig war sein Pelz. Gretel rammte sich das Ding auf den Kopf. Hänsel konnte gerade noch ein lautes Wiehern zurückhalten.
    »Tu’s nicht«, warnte sie ihn. »Lass es.«
    Hänsel stieg in die Kutsche.
    »Fahren wir«, sagte er. »Ich möchte nicht, dass Inge Wie-sie-auch-heißt und ihre fidele Schar uns dabei erwischen, wie wir ihren Gaul stehlen.«
    Der Stallbursche hielt noch einmal das Tor auf. Die Nacht draußen sah sogar noch rauer und unwirtlicher aus.
    »Halt, eine Sache noch«, sagte Gretel, ging zu Inges Wagen, griff hinein und nahm einen Käfig mit Katzen heraus. Danneilte sie zurück zu ihrer Kutsche und versteckte die Tiere unter dem Sackleinen.
    »Was willst du denn mit denen?«, fragte Hänsel. »Ich dachte, wir würden Katzen retten . Du weißt schon, rausholen, nicht reinbringen.«
    »Diese Viecher hier«, entgegnete Gretel und klopfte auf das kantige Etwas unter dem Sackleinen, »sind unsere Eintrittskarte für das Schloss.« Sie zog sich neben Hänsel auf die Kutsche, nahm die Zügel und ließ sie auf den breiten Rumpf der Stute schnellen. »Los geht’s, altes Dirndl.«
    Das Pferd rührte sich nicht.
    »Na los! Hopphopp!«
    Das Pferd blieb, wo es war, die Hufe fest auf den staubigen, trockenen Boden der Scheune gepflanzt, die Ohren angelegt, womit es außerordentlich übellaunig aussah.
    »Ihr gefällt nicht, wie es da draußen aussieht«, meinte Hänsel. »Kann ich ihr nicht verübeln.«
    Gretel schlug der Stute noch zweimal blitzschnell die Zügel auf den Rücken, aber nichts konnte die Kreatur dazu verleiten, auch nur einen Schritt zu tun.
    »Hänsel, du wirst aussteigen und sie führen müssen.«
    »Warum ich?«
    »Jetzt mach schon! Wahrscheinlich braucht sie nur eine kleine Ermutigung, um sich in Bewegung zu setzen.«
    Unter mürrischen Klagen stieg Hänsel aus, nahm die Zügel und zerrte, während Gretel in der Kutsche bedrohliche Laute von sich gab.
    »Es hat keinen Sinn«, stellte Hänsel fest. »Sie rührt sich einfach nicht.«
    Gretel rief den Stallburschen. »Besorg mir eine Peitsche.«
    »Nein!« Hänsel war entsetzt. »Du kannst das arme Ding doch nicht peitschen!«
    »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für Rührseligkeit«, sagte Gretel. »Wenn sie sich nicht anders überzeugen lässt, muss sie eben gezwungen werden.«
    »Warte noch.« Hänsel wühlte in seiner Hosentasche. »Lass mich was versuchen.«
    Gretel verdrehte sich den Hals, um zu sehen, was er tat, aber der massige Leib der Stute versperrte ihr die Sicht. Hänsel schien dem Tier einen Moment lang ins Ohr zu flüstern und ihr dann einen kleinen Leckerbissen zu geben. Das Pferd kaute nachdenklich und stupste ihn dann mit der Nase an, um mehr zu erbetteln.
    »Versuch es jetzt!«, rief er Gretel zu und zog sacht am Zügel.
    Die Stute

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