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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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zögerte, setzte sich dann aber schlurfend in Bewegung. Hänsel gab ihr noch einen Happen. Ihre Ohren nahmen eine besser gestimmte Position ein, und sie wedelte leicht mit dem Schweif.
    »Steig wieder ein, Hänsel. Schnell.«
    Er kletterte in die Kutsche. Gretel schnalzte mit der Zunge, und endlich stemmte sich die Stute ins Kummet und machte sich auf den Weg zur Straße. Was immer Hänsel ihr verabreicht hatte, hatte die Stute ausreichend wach gemacht, und nun erkannte sie, dass ihre neue Fracht bedeutend leichter war als der schwere Wagen, den zu ziehen sie gewohnt war. Bald ging es flink voran, und der Wagen schwang im Rhythmus der kurzen, aber zielstrebigen Schritte der Stute sanft hin und her.
    »Was hast du ihr gegeben, Hänsel?«
    »Ach, nur ein Sahnebonbon.«
    »Sahnebonbon! All das abscheuliche Essen, das wir herunterwürgen mussten, und du hattest einen geheimen Vorrat an Sahnebonbons bei dir?«
    »Ach, komm, Gretel, es sind nur ein paar. Nicht genug, um über die Runden zu kommen   …«
    Ein wohlbekannter, harter Blick brachte ihn zum Schweigen.
    Die Straße führte stetig bergan, und die Temperatur fiel mit jeder schwindelerregenden Kurve weiter. Es war, als würden sie in ein so fernes Territorium vordringen, so unwirtlich, so bar aller Wärme und Freundlichkeit, dass nicht einmal der Frühling sich die Mühe machen wollte, die Gegend zu besuchen. Das Gelände wurde felsiger, die Bäume spärlicher. Hier und dort scharrte ein verlorenes Schaf im gefrorenen Boden nach den Wurzeln der verschrumpelten Gräser, so wenig Nahrung war über der Erde zu finden. Der Nachthimmel war wolkenlos, und ein kalter Mond beleuchtete ihren Pfad. Sie reisten durch einen harten Wind, der entschlossen zu sein schien, sie wieder den Hang hinunterzupusten, ihre Atemwolken fortriss, an jedem ungeschützten Haar zerrte und in ihren Gesichtern brannte, bis ihnen Tränen in die Augen traten.
    Gretel überkamen erste Zweifel. Was, wenn Inge sie an diesem einsamen Ort erwischte? Was, wenn der Riese ihr einfach die Katzen entriss und sich weigerte, sie in sein Höhlenschloss einzulassen? Was, wenn er sie doch einließ und dann …? Und was, wenn es Roland nicht gelang, das Sommerschloss aufzusuchen und rechtzeitig mit Ferdinand von Ferdinand zu ihnen zu stoßen?
    Gretel verscheuchte diese Gedanken. Über dergleichen zu brüten führte zu nichts Gutem. Mit einem Schnappen der Zügel und einem Zungenschnalzen trieb sie die Stute an. Rolands Karte zufolge sollten sie sogar bei dieser Geschwindigkeit, die etwa der eines Fußgängers entsprach, vor Anbruch der Dämmerung in Sichtweite der Behausung des Riesen sein.
    Als die Meilen vorüberzogen, gestattete Gretel auch ihren Gedanken, auf Wanderschaft zu gehen. Und sie stellte fest, dass es sogar inmitten all der Gefahren und Ungewissheiten, die ihr bevorstanden, eine Sache in ihrer unmittelbaren Zukunft gab, die ihr innerlich ein wenig Aufschwung gab, die einen Funken von Begeisterung entfachte, einen winziger Schauer der Erregung auslöste: Es war die Aussicht, erneut die Anwesenheit General Ferdinand von Ferdinands genießen zu dürfen. Zugleich schalt Gretel sich für ihre Dummheit. Der Mann hatte ihr keinen Grund gegeben zu glauben, er wäre über die Erfordernisse seiner Position als Getreuer von König Julian hinaus an ihr interessiert. Folglich war es unsinnig, sich mit mädchenhaften Gedanken über Was-wenns und Ob-er-wohls abzugeben.
    Und doch …
    »Schau!«, rief Hänsel. »Sieh dir das an!«
    Gretel riss sich aus ihren Träumen los.
    Sie hatten eine weitere Haarnadelkurve hinter sich gebracht. Vor ihnen ragte nun eine gewaltige Felswand auf, ein turmhoher Berg aus Gestein, der in dem von der Morgendämmerung erhellten Himmel zu verschwinden schien. Kein Baum und kein Strauch zierte das starre, kahle Antlitz des Berghangs, nur scheußliche Wasserspeier in regelmäßigen Abständen, Kreuzblumen aus Stein und Eisen, schwere Gitter über unerreichbar hohen Fenstern und ein einziges, prachtvolles Tor. Höher als ein Haus und mit zwei Türflügeln, gefertigt aus gewaltigen, mit Stahlbändern gehaltenen Balken und gerüstet mit eisernen Beschlägen und Scharnieren. Dies waren Türen, dazu gemacht, geschlossen zu bleiben. Türen, die alles undjeden fernhalten sollten. Türen, die Fremde nicht dazu ermutigen sollten, anzuklopfen, um einen schwachsinnigen Plan, der kaum Erfolg versprach, in die Tat umzusetzen. Sogar der Wind, der Hänsel und Gretel auf ihrer Reise beständig begleitet

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