Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
emotionslos setzte sich Farr mit seinem langen Körper in den Stuhl neben Francesca. Bragg ging um seinen Schreibtisch herum, setzte sich jedoch nicht. „Ich habe eineQuelle, die besagt, dass Sie mit Rose Cooper verkehren. Ist das richtig?“, fragte er.
Mit unverhohlener Abneigung sah Farr zu Francesca. „Lassen Sie mich raten. Hat Miss Cahill herumgeschnüffelt?“
„Sie wurden mit ihr in einer intimen Umarmung gesehen. Wollen Sie das leugnen?“, fragte sie mit unterdrücktem Zorn.
Farrs Wangen färbten sich rot. „Wenn ich eine Hure sehen will, ist das ja wohl meine Angelegenheit.“
Bevor Francesca ihm widersprechen konnte, sagte Bragg: „Das finde ich nicht. Wir wissen beide, dass die Presse eine solche Affäre so lange auf den Titelseiten auswalzen würde, bis man Sie entließe oder Sie gezwungen wären, zurückzutreten. Sie sind kein Sergeant, sondern der Leiter dieser Behörde.“
Farr bleckte die Zähne. „Dann sollten wir vielleicht den Deckel darauf halten, meinen Sie nicht?“
Bei dieser Bemerkung konnte Francesca sich nicht mehr zurückhalten und sprang auf die Füße. „Waren Sie in der Mordnacht mit Rose zusammen? Sind Sie der Mann, den sie besucht hat? Denn wenn sie ein Alibi für die Tatzeit hat, verschwenden wir unsere Zeit damit, sie zu verdächtigen. Wenn das der Fall sein sollte, dann haben Sie in einer polizeilichen Ermittlung entscheidende Informationen zurückgehalten!“
Auch er sprang auf und sah hasserfüllt auf sie hinunter. „Wagen Sie es nicht, mir etwas über polizeiliche Vorschriften und Ermittlungen zu erzählen! Aus irgendeinem verdammten Grund lässt Bragg Sie hier herein, als ob Ihnen das Präsidium gehören würde. Doch Sie sind keine Polizistin – Sie sind eine kleine Frau, die sich für eine Ermittlerin hält. Ich kenne Rose und Daisy seit Jahren und habe mit jeder von ihnen im Bett gelegen! Und ja, gestern habe ich mir ein bisschen Unterhaltung gegönnt. Doch am Abend von Daisys Ermordung war ich nicht mit Rose zusammen. Warum überprüfen Sie nicht unsere Protokolle? Ich habe an jenem Abendlange gearbeitet, genau hier im Präsidium.“
Francesca war eingeschüchtert und wusste, dass sie bleich geworden war, doch ihre Gedanken schlugen Purzelbäume. Rose blieb also eine Verdächtige, doch konnte man Farr jetzt ebenfalls auf die Liste setzen? Er hatte Daisy seit Jahren gekannt. Er war einer ihrer Kunden gewesen. „Wann haben Sie das letzte Mal von Daisys Diensten Gebrauch gemacht?“
„Sie meinen, wann ich das letzte Mal mit ihr im Bett war? In diesem Jahr nicht mehr. Sie hatte immer nur wenig Termine frei, und dann war sie exklusiv an Ihren Verlobten vergeben – oh, entschuldigen Sie, Ihren Exverlobten. Ich vergaß, dass Hart Sie abgelegt hat.“
„Sie sollten Ihren Ton ändern“, warnte Bragg Farr.
Rot vor Wut sah Farr ihn an. „Sie sollte nicht hier sein und ihre Nase in unsere Angelegenheiten stecken! Wir haben unsere eigenen Inspektoren, und das sind gute Männer.“
„Francesca wurde privat mit der Ermittlung beauftragt, und ich für mein Teil bin froh, dass sie mit uns zusammenarbeitet. Je mehr Köpfe, desto besser.“
„Wenn Sie es sagen“, schnaubte Farr, der offenbar um Fassung rang. Er schenkte Francesca ein kühles Lächeln. „Entschuldigen Sie, wenn ich unhöflich oder grob war. Aber früher taten die kleinen Mädchen noch nicht so, als ob sie Jungen wären.“ Er schaute zu Bragg. „Soll ich eine offizielle Aussage unterschreiben?“
„Ich denke nicht, dass das nötig ist. Und ich werde versuchen, den Deckel auf der Sache zu halten“, sagte Bragg. „Danke.“
Mit einem Schnaufen stürzte Farr hinaus.
„Was für ein abscheulicher Mann!“, stöhnte Francesca.
Mit einer Tasse bitterem Kaffee und einem Notizbuch vor sich saß Francesca allein im Konferenzraum. Zwei Beamtewaren ins Fifth Avenue Hotel geschickt worden, um Gillespie ins Präsidium zu bringen, und sie wollte sich vorher ihre Fragen notieren, um nicht Wichtiges zu vergessen. Ihre Gedanken wanderten zurück zu dem Gespräch mit Farr, und ein Schauer des Abscheus schüttelte ihren Körper. Wieder einmal dachte sie darüber nach, ob sie Rose ernsthaft für die Mörderin hielt.
Rose hatte Daisy so sehr geliebt. Egal wie wütend sie über den Bruch gewesen war, Francesca konnte sich nicht vorstellen, dass die andere Frau ihre beste Freundin und Geliebte getötet hatte. So eine furchtbare Tat konnte nur in einem Anfall von Raserei begangen worden sein, der Rose
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