Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
auf.
„Ich denke, ich sollte die Vorbereitungen für Daisys Begräbnis treffen“, wechselte er das Thema. „Wir brauchen eineTrauerfeier, klein und intim. Ich werde dafür sorgen, dass Lydia daran teilnehmen kann. Wird Gillespie ebenfalls verhaftet?“
„Was passiert ist, geschah vor über acht Jahren. So schlimm das auch ist, doch er wird aus dieser ganzen Geschichte als freier Mann herauskommen.“
„Dann wird er zweifellos beim Begräbnis seiner Tochter auftauchen. Wie unangenehm.“
„Darf ich dir bei den Vorbereitungen helfen?“, fragte sie unsicher.
„Lieber nicht, ich brauche jetzt einige Zeit für mich.“
Natürlich brauchte Hart Zeit, um zu trauern, doch wollte er diese Zeit auch, um sich von ihr zurückzuziehen? „Natürlich. Calder? Ich möchte bei dem Begräbnis dabei sein.“
Er drückte ihre Hand. „Das weiß ich. Und das freut mich sehr.“ Er schwieg einen Moment. „Danke, Francesca. Danke für al les.“
Er konnte sich nicht daran erinnern, sich jemals so müde gefühlt zu haben. Es regnete. Die wenigen Trauergäste, alle entweder von seiner oder von Francescas Familie, hatten den Friedhof verlassen. Seit einer kleinen Ewigkeit schon starrte er auf den kleinen Marmorstein, der an das Kind erinnerte, das er nicht gewollt hatte und nun niemals kennen würde. Francesca hatte die Inschrift ausgesucht. „Hier ruht die Unschuld, die reine Seele.“ Tränen traten ihm in die Augen und nahmen ihm die Sicht. Dabei hatte er gedacht, dass seine Tränen längst versiegt wären.
„Calder? Es regnet.“
Weil er nicht bemerkt hatte, dass Francesca zu ihm getreten war, zuckte er leicht zusammen. Seit vier Tagen hatte er sie nicht mehr gesehen. Langsam wandte er sich um, und sein Herz füllte sich mit Leben, als er in ihr schönes Gesicht unddie sorgenvollen Augen blickte. Etwas in ihm, das sich wie erstarrt anfühlte, begann zu schmelzen.
Da Francesca keinen Schirm dabeihatte, war sie völlig durchnässt. Schnell zog er seine Jacke aus und legte sie ihr über die Schultern. „Ich dachte, du wärst gegangen!“, sagte er. „Du wirst dir eine Lungenentzündung holen!“
Sie schmiegte sich an ihn. „Ich wollte dich hier nicht allein im Regen stehen lassen. Es war eine sehr schöne Beerdigung, Calder.“
Überraschenderweise wurde der Kloß, der seit Tagen in seinem Hals steckte, allmählich kleiner. Er legte seinen Arm um sie. Sie war warm, lebendig, und er hatte sie furchtbar vermisst. „Danke für die Inschrift.“
Ein leises Lächeln war die Antwort. „Raoul wartet. Schick deinen Fahrer voraus – ich nehme dich mit bis nach Hause.“
Nichts wollte er in diesem Moment lieber, als ganz dicht neben ihr in der Kutsche zu sitzen. „Ich habe dich vermisst, Francesca.“
Sie legte ihre Hand an seine Wange. „Das beruht auf Gegenseitigkeit.“
Die letzten vier Tage hatte er in seiner ganz persönlichen Hölle verbracht und vier schlaflose Nächte lang um sein Kind getrauert, wobei ihn die ganze Zeit der kleine Junge, der er einst gewesen war, verfolgt hatte. Nun zog er Francesca an sich, und sie gingen in Richtung Kutsche. „Wie geht es dir?“
„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“
Bevor er wusste, was er tat, hielt er ihr Gesicht in seinen Händen, und seine Gefühle sprudelten aus ihm heraus, leidenschaftlich und unkontrollierbar. „Francesca, seit unserer ersten Begegnung wollte ich dir alles erdenklich Schöne auf dieser Welt zeigen, von Paris im Mondlicht bis Tahiti bei Sonnenuntergang. Ich möchte, dass du die Wunder des Lebens genießt – den besten Rothschild-Wein, die seltensten und reinsten Diamanten,französische Haute Couture, van Gogh. Seit unserer ersten Begegnung denke ich an hundert verschiedene Arten, dir die schönsten Dinge dieser Erde zu zeigen. Ich wollte dich an die Hand nehmen und mit dir um die Welt reisen, wollte dich bezaubern – vor allem in meinem Bett. Niemals jedoch wollte ich der Grund für deinen Schmerz und deine Trauer sein. Es tut mir so leid!“
Sie weinte vor Glück. „Calder, ich bin überwältigt. Hat dir schon mal eine Frau gesagt, dass du der romantischste aller Männer bist?“
„Wenn ich romantisch bin, dann nur deinetwegen. Danke, dass du in diesen letzten Tagen meinen Rückzug respektiert hast. Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel mir deine Rücksichtnahme bedeutet.“
Schniefend lächelte sie ihn an. „Ich werde deine Bedürfnisse immer respektieren. Ab jetzt weißt du das vermutlich, oder?“
Er wischte mit dem Daumen
Weitere Kostenlose Bücher