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Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben

Titel: Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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ihre Tränen, dann schloss sie die Augen und tat so, als schlafe sie tief und fest.
    Einige Minuten verstrichen, dann hörte sie ihn. Sie verkrampfte sich so sehr, dass sie sich tatsächlich daran erinnern musste, nicht das Atmen zu vergessen, während sie auf jeden seiner Schritte lauschte. So wie das ganze Haus waren auch die Stufen der Treppe alt und knarrten, sobald man auf sie trat. Die Geräusche änderten sich leicht, als er den Treppenabsatz erreichte, auf dem ein dünner Läufer lag. Vor der Schlafzimmertür blieb er schließlich stehen.
    Ihr Bemühen, normal zu atmen, wurde dadurch erschwert, dass ihr ganzer Körper vor Angst starr war.
    Er näherte sich dem Bett.
    Sie betete, er würde glauben, dass sie schlief.
    Er zögerte kurz, dann beugte er sich ein wenig vor. Seine Hand berührte sie sanft an der Schulter, was sie schaudern ließ. Als er ihr einige Strähnen aus dem Gesicht strich und das Bettlaken geradezog, beklagte sie die Tatsache, dass selbst seine unschuldigsten Berührungen einer sexuellen Aufforderung gleichkamen. So war es ihr mit ihm schon immer ergangen.
    „Leigh Anne?“, flüsterte er. Er wusste, sie schlief nicht.
    Sie zögerte.
    „Brauchst du irgendetwas?“, fragte er leise, da er sich offenbar nicht von ihr täuschen ließ. Wieder berührte er sie, diesmal an der Wange.
    Innerlich wollte sie ihn anschreien, er solle sie nicht anfassen. „Mir geht es gut“, brachte sie heraus.
    Er zögerte und stand noch immer über sie gebeugt da.
    Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und sah ihn an, wie er sie eindringlich musterte. „Was machst du?“
    Die Adern an seinen Schläfen pulsierten so heftig, dass sie es sehen konnte. „Es war ein langer Tag, ich mache mich jetzt fürs Bett fertig.“
    So früh ging er sonst nie schlafen. Sie wollte doch allein sein! Wäre das Haus doch bloß größer, dann hätte sie ein Zimmer für sich haben können, ihr eigenes Bett. „Es ist neun Uhr“, hörte sie sich sagen und bemerkte, wie verängstigt sie klang.
    Er starrte sie einfach weiter an.
    „Hör auf damit“, flehte sie ihn an.
    Wieder vergingen ein paar Sekunden, bis er endlich reagierte. Er ging um das Bett herum zu seiner Seite und legte sich vollständig angezogen hin.
    „Was soll das?“, rief sie.
    Er rutschte näher zu ihr heran und nahm sie in seine Arme.
    „Ich möchte dich einfach nur halten“, flüsterte er.
    Sie wollte dagegen protestieren, was ihr jedoch nicht gelang. Stattdessen weinte sie einfach nur.
    Es war so spät und schon so dunkel. Hoffentlich war Bridget in Sicherheit!
    Gwen stieg aus dem Omnibus aus und ging nach Hause, so schnell sie konnte. Ihr Vorgesetzter hatte sie mit zwei weiteren Arbeiterinnen länger dabehalten, weil ein großer Auftrag für ein Kaufhaus erledigt werden musste, der längst überfällig war. Sie hatte keine Wahl gehabt, da der Mann ihren Protest ebenso ignoriert hatte wie die Ängste, die sie plagten. Diesen Hans Schmidt kümmerte es einfach nicht, dass ein kaltblütiger Mörder sein Unwesen trieb und ihre Tochter allein zu Hause war.
    Am Himmel war kein Stern zu sehen. Es war kühl, eineleichte Brise schlug ihr entgegen und ließ sie bis auf die Knochen frieren. Gwen konnte kaum durchatmen, so sehr schnürte die Angst um die Tochter ihr die Kehle zu. Als sie an einer Ecke stehen blieb, um die Straße zu überqueren, musste sie abwarten, bis eine einzelne Kutsche vorbeigefahren war. Ansonsten aber herrschte wenig Verkehr.
    Kein Mensch schien an diesem Abend unterwegs zu sein, und doch wusste sie, dass ein Unbekannter durch die Straßen schlich, der die jungen Frauen der Stadt in Angst und Schrecken versetzte und Margaret Cooper auf dem Gewissen hatte. Jetzt in diesem Moment konnte der Mörder sogar in ihrer Wohnung sein und Bridget überfallen …
    Aber vielleicht war ja David da. Zwar wusste sie, dass er sie hasste. Seine Forderung, sie sollten sich versöhnen, war zynisch. Ihm war nur daran gelegen, sie wieder zu sich zurückzuholen, damit er ihr für den Rest seines Lebens bei jeder sich bietenden Gelegenheit die einzige Affäre vorhalten konnte, auf die sie sich eingelassen hatte. Sie glaubte allerdings nicht, dass er seine Tochter ebenso ablehnte, sein eigen Fleisch und Blut, aber absolut sicher konnte sie sich dessen nicht sein. Er war ein schwacher, gemeiner und feiger Mann.
    Er würde Bridget wohl kaum helfen, wenn sie in Gefahr war, doch seine Anwesenheit konnte genügen, um den Schlitzer von seinem grausigen Vorhaben

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