Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
Walnussholz, Porzellanwaschbecken und Wasserklosett –, sondern sah sich rasch in den anderen Räumen um. Das Wohnzimmer wirkte gemütlich, ein gestreiftes Sofa war zu einem Kamin hin ausgerichtet. Sie öffnete eine geschlossene Tür und entdeckte zu ihrer Verblüffung einen kleinen Salon, in dem ein großes Piano stand. Spielte Wilson üblicherweise darauf? Rasch ging sie weiter zur letzten Tür und fand sich in seinem Schlafzimmer wieder.
Die blassen Baumwollvorhänge waren aufgezogen, Sonnenschein durchflutete den mittelgroßen Raum, der grün-weiß gestreift tapeziert war. Das Himmelbett – mit einem mit kunstvollen Schnitzereien versehenen Brett am Kopfende – war aus Eichenholz gefertigt, das so dunkel war, dass es fast schwarz wirkte. Das Bettzeug war grün, und auf den Kissen lag eine dekorative, smaragdgrüne Nackenrolle. Alles sah so unberührt aus, als hätte Wilson die letzte Nacht gar nicht hier verbracht.
Sie ging weiter zu dem Schreibtisch aus Walnussholz, auf dem ein einzelnes Foto stand, das eine schlichte Frau mit einem hübschen Lächeln und freundlich dreinblickenden Augen zeigte. Vermutlich handelte es sich um seine verstorbene Frau.
Als Nächstes wandte Francesca sich dem Kleiderschrank zu. Drei Anzüge hingen darin, doch keiner von ihnen war dunkelgrau. Natürlich konnte Kate sich auch geirrt haben. Der Anzug war womöglich dunkelbraun oder schwarz, und zwei sehr dunkelbraune Anzüge hingen in dem Schrank.
Auf einmal glaubte sie, ein Geräusch auf der Treppe zu hören, und zuckte zusammen. Hastig schloss sie den Schrank und ging zurück zur Tür, um einen vorsichtigen Blick in den Flur zu werfen, innerlich darauf gefasst, unter vorwurfsvollen Blicken zu erklären, was sie im Schlafzimmer zu suchen habe.
Zu ihrer Erleichterung war Wilson aber nirgends zu sehen.
Sie atmete einmal tief durch, damit sie wieder ruhiger wurde. Verärgert dachte sie darüber nach, dass sie nichts Brauchbares entdeckt hatte, korrigierte sich aber sofort, denn Wilson trug einen goldenen Ring.
Und da war noch die Frage, wo er die letzte Nacht verbracht hatte.
Plötzlich kam ihr eine Idee, die ihr so gut erschien, dass sie sie sofort umsetzte.
So leise sie konnte, schlich Francesca nach unten. Sie hörte, wie sich Hart und Wilson in der Werkstatt unterhielten und ihr Verlobter ihn bat, ihm ein besonders kompliziertes Uhrwerk zu erklären. Guter Mann, dachte sie, eilte durch den Korridor, bis sie im Geschäft angelangt war.
Dort ging sie zielstrebig zur Tür, verließ das Geschäft und betätigte von draußen einmal die Türglocke.
Einen Moment lang geschah nichts, dann aber machte Wilson auf. Sein freundliches Lächeln verschwand in dem Moment, als er sie sah.
Dafür lächelte nun Francesca.
Er konnte die Türglocke sehr wohl hören, wenn er in der Werkstatt war.
Wilson hatte also gelogen.
Hart hatte sie am Polizeipräsidium abgesetzt, nachdem sie ihm versprochen hatte, so lange in der Mulberry Street zu warten, bis Raoul kam, um sie hinzufahren, wo immer sie hinmusste. Sein Treffen mit dem Botschafter war für halb einsangesetzt, und in Anbetracht des üblichen mittäglichen Verkehrs auf den Straßen musste er damit rechnen, bis zur Ankunft in der Bridge Street gut eine Stunde zu benötigen. Francesca wünschte ihm zum Abschied viel Glück, dann machte sie selbst sich auf den Weg zu Braggs Büro.
Dort angekommen, musste sie zu ihrem Bedauern feststellen, dass der Polizeichef Brendan Farr bei ihm war.
An der offen stehenden Tür zögerte sie, da sie aus irgendeinem Grund von einem heftigen Angstgefühl heimgesucht wurde. Beide Männer saßen, und Bragg sah sie als Erster. „Komm herein“, sagte er lächelnd und stand auf.
Farr wandte sich um und stand ebenfalls auf. Sein Lächeln war nur flüchtig und spiegelte sich in seinen kalten grauen Augen nicht wider.
„Ich will nicht stören“, sagte sie.
„Du störst nicht“, versicherte Bragg ihr und führte sie in sein Büro. „Farr hat Maggie einen Blick in unsere Verbrecherkartei werfen lassen, aber sie konnte niemanden wiedererkennen.“
Sie sah Farr an und konnte sich lebhaft vorstellen, wie er zu einer völlig unmöglichen Uhrzeit bei Maggie anklopfte und sie – begleitet von einigen seiner unwirschesten Männern – dazu aufforderte, ihn zum Präsidium zu begleiten. „Ist sie zu spät zur Arbeit gekommen?“ Maggies Schicht begann um acht Uhr am Morgen, da war es so gut wie unmöglich, noch pünktlich zum Dienstbeginn zu
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