Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
wie es ihr gelingen könnte, einen Blick in seinen Kleiderschrank zu werfen.
„Wir waren gestern Abend schon einmal hier“, erklärte Hart und warf ihr einen eigenartigen Blick zu. Offenbar hatte er erwartet, sie würde die Fragen stellen. Sie waren sich einig gewesen, Wilson nichts davon zu sagen, dass die Polizei ihn gesucht hatte. Sie wollten sehr behutsam vorgehen, um den Mann nicht in die Defensive zu drängen.
Francesca versuchte, ihn mit einem deutlichen Blick auf den Ring an Wilsons Hand auf ihre Entdeckung aufmerksam zu machen. Hart dagegen wirkte aufgebracht und schien nicht zu verstehen, was sie wollte.
„Gestern Abend? Da waren Sie schon mal hier?“ Wilson wirkte überrascht. Der Antwort ließ sich schwer entnehmen, ob er damit seine Abwesenheit eingestand.
Sie machte einen Schritt vor. „Mir fielen einige Dinge ein, die ich Sie noch fragen wollte.“ Ob sie den Mord an Kate erwähnen sollte, war ihr noch nicht klar.
„Aha“, reagierte er.
Allmählich wurde sie ungeduldig. „Wir hatten mehrere Male geklingelt, aber Sie waren nicht zu Hause.“
Er zwinkerte, doch seine Miene blieb unverändert. „Aber ich war zu Hause“, sagte er dann nach einer viel zu langen Pause.
„Da muss ich widersprechen. Wir klingelten wiederholt an ihrer Tür, wir schlugen sogar mit der flachen Hand dagegen“, warf Hart ein und wiederholte damit etwas, was er im Polizeibericht über die Bemühungen gelesen hatte, Wilson bei sich zu Hause aufzuspüren.
„Ich war in meiner Werkstatt, um zu arbeiten“, sagte er und wurde blass. „Offensichtlich war ich so vertieft, dass ich Sie einfach nicht gehört habe.“
Für Francesca gab es keinen Zweifel, dass er ihnen soeben eine Lüge aufgetischt hatte. „Dürften wir einen Blick in Ihre Werkstatt werfen? Vielleicht könnten Sie uns dabei auch zeigen, woran Sie gestern gearbeitet haben.“
Er versteifte sich. „Was soll das? Warum stellen Sie mir Fragen darüber, was letzte Nacht geschehen ist? Ich habe lediglich nicht die Türglocke gehört.“
„Seien Sie so gut und antworten Sie auf die Fragen meiner Verlobten“, warf Hart mit ernster Miene ein.
Wilson spielte ersichtlich mit dem Gedanken, seine ungebetenen Besucher wegzuschicken. Doch dann überlegte er es sich anders, da er sich wohl nicht mit Hart anlegen wollte. „Kommen Sie mit“, sagte er.
Während sie ihm durch eine Hintertür folgten, wurde Francesca einen Schritt langsamer und nahm Hart zur Seite. „Lenk du ihn im Laden ab, ich will mich in seinem Schlafzimmer umsehen“, flüsterte sie.
„Auf keinen Fall!“
„Lenk ihn einfach nur ab“, wiederholte sie, dann sah sie, dass Wilson ihnen eine weitere Tür aufhielt. Eine Treppe zu seiner Rechten führte in die Wohnung über dem Ladenlokal.
„Hier entlang“, sagte er.
Francesca betrat ein großes Zimmer, das genügend Platz für zwei große Tische bot, auf denen zahlreiche Uhren und Taschenuhren ausgebreitet lagen. Sie alle befanden sich in irgendeiner Phase ihrer Reparatur, für die Wilson ein Sortiment der kuriosesten Werkzeuge und Instrumente hatte, die auf einem Tablett angeordnet lagen.
„Diese Uhr stammt aus Italien und datiert aus dem siebzehnten Jahrhundert“, erklärte Wilson ehrfürchtig, als er auf eine bronzene Uhr mit goldenem Zifferblatt und perlenbesetzten Zeigern deutete. „Die Eigentümerin brachte sie vor einigen Tagen her. Eine reizende Frau, seit kurzem verwitwet. Die Uhr gehörte der Familie ihres Mannes. Ich soll sie wieder ans Laufen bekommen, weil sie für diese Frau einen sehr großen emotionalen Wert hat.“
Während Hart weiter über die Eleganz der Uhr sprach, sah Francesca sich um. Die Fenster in der Werkstatt erlaubten einen Blick auf den Garten hinter dem Haus, von dem Wilson gesprochen hatte. An einem Ast der einzigen Eiche hing eine Schaukel, einige Rosen standen bereits in voller Blüte. Ein schmiedeeiserner Tisch und zwei Stühle luden zum Verweilen ein, ein Stück weiter war ein Badminton-Netz gespannt. Wenn Francis Wilson heiratete, würde sie in ein wundervolles Zuhause umziehen können. „Entschuldigen Sie“, fragte Francesca. „Dürfte ich wohl die Toilette benutzen?“
„Natürlich“, erwiderte Wilson ein wenig überrascht. „Die Treppe hinauf, und dann die erste Tür links.“
Sie warf Hart einen warnenden Blick zu, dann eilte sie aus der Werk statt.
Im ersten Stock angekommen, kümmerte sie sich nicht um das Badezimmer – ein schlicht eingerichteter Raum mit Frisiertisch aus
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