Es wird schon nicht das Ende der Welt sein
Inhalator benutzen. Und dann machte ich aus irgendeinem Grund den Mund zum Reden auf, und ich hörte mich erzählen, wie es gewesen war, als Dad Jonnys Kricketball gefunden hatte. Das passierte ungefähr einen Monat nach dem Unfall. Dad war aufs Dach gegangen, um die Regenrinne zu reparieren. Er wollte ganz sicher sein, dass wir gerüstet waren, wenn der Regen kam. Während er da oben war, fand er den Ball. Er steckte zwischen der Regenrinne und dem Haus fest. Mum und ich standen unten und hielten die Leiter. Und oben stand Dad ganz still und drückte den Ball an seine Brust. Sie sagten, ich solle gehen und Emily beim Hühnerfüttern helfen, aber das ist keine Arbeit für zwei Leute. Ich glaub, Mum und Dad wollten allein sein mit der Leiter und Jonnys Kricketball.
Die Pommie hörte zu, und dann sagte sie: »Bobbie hat mir erzählt, Jonny ist vom Dach gefallen. Stimmt das?« Ich schaute sie nicht an, sondern nickte nur. Sie hielt mir die Fliegentür auf und wir gingen ins Esszimmer. Einen Moment lang sah mich die Pommie an, als ob sie noch etwas sagen wollte, aber es sich dann anders überlegte.
11
AM NÄCHSTEN TAG GINGEN WIR zum Smoko rüber zum Haus, die Pommie war im Garten und hängte irgendwelche Wäsche auf. Wir leisteten ihr Gesellschaft und aßen die Kekse, die sie uns hingestellt hatte. Die Pause, die wir vormittags hatten, hieß bei uns Smoko. Bobbie meinte, der Name käme von den Rauchern. Die Pommie sagte, in England würde man elevenses dazu sagen, weil sie da um elf Uhr Pause machten. Egal, während sie die Kleider an die Leine klemmte, fragte sie, ob ich sie noch mal zu einer Autofahrt mitnehmen würde. Sie meinte, sie müsse sich mit dem Alten Rover vertraut machen. Ich guckte Bobbie an, um zu sehen, was sie davon hielt. Bobbie zuckte die Achseln und sagte, das sei eine gute Idee. Wir wussten alle, dass Liz Übung brauchte. Ich war nur erstaunt, dass sie daran gedacht hatte. Ich fragte die Pommie, wo sie hinwollte, aber sie wusste es nicht. Sie kannte das Farmland nicht, deshalb sagte ich, ich würde mit ihr zum Simpson’s Dam fahren, damit sie sich den Gedenkstein für den alten Arthur ansehen konnte. Dieses Wasserloch lag am äußersten Ende der Station, da hätte sie jede Menge Zeit, sich an den Alten Rover zu gewöhnen, dachte ich. Es war ganz auf der Westseite von unserem Land.
Da war ein spitzer grauer Stein mit seinem Namen. Darauf stand:
ZUR ERINNERUNG AN ARTHUR SIMPSON
EIN ANSTÄNDIGER MANN, DER HART GEARBEITET HAT
VERSTORBEN AM 12. JUNI 1930
Nach dem Mittagessen und nachdem die Pommie abgewaschen hatte, holten wir den Alten Rover. Ich sagte ihr, sie müsse ein bisschen sanfter mit ihm umgehen – er sei ein alter Knacker, der es krummnahm, wenn man grob mit ihm umsprang. Sie lächelte und nickte, als sie seinen Motor anließ. Sie konzentrierte sich echt darauf, die richtigen Gänge zu finden, und versuchte zu vermeiden, dass der Alte Rover auf den Sandpisten rutschte. Wenn er es tat, wurde sie ein bisschen panisch, anscheinend dachte sie, sie würde einen Unfall bauen. Ich sagte ihr, sie solle nicht bremsen, das mache es nur schlimmer. Nach einer Weile entspannte sie sich dann ein bisschen.
Die Sonne stand total hoch am Himmel, und ich war froh, Gregs Hut zu haben. Die Pommie trug eine Sonnenbrille, wie die Touris in Alice Springs. Ich sagte, sie solle auch einen Hut aufsetzen, aber sie hatte keinen, sagte sie. Ich meinte, wir hätten bestimmt einen für sie. Wenn wir wieder zurück auf der Farm waren, wollte ich mal gucken. Der Wind war kühl beim Fahren, aber die Pommie fuhr nicht besonders schnell, und als ich dann auf meinen Hut fasste, war der richtig heiß.
Wir mussten von der Straße nach Warlawurru auf einen hoppeligeren Sandweg abbiegen, um nach Simpson’s Dam zu kommen. Am Weg waren größere Witchettybüsche und Gummibäume, die ein bisschen Schatten gaben. Die Pommie mochte das aber gar nicht. Bei jedem kleinen Buckel und Loch auf der Straße bremste sie ab. Ich sagte ihr, die Stoßdämpfer vom Alten Rover wären hart im Nehmen, sie könne ruhig Gas geben, aber sie hatte Angst, einen Unfall zu bauen. Im Zickzack schlichen wir über den schmalen Sandweg, die Pommie tat nämlich ihr Bestes und fuhr um jedes Steinchen und Loch herum. Aus dem Nichts tauchten zwei wilde Pferde auf und querten vor uns die Straße. Die Pommie hielt an und sagte: »Was war das?« – so als wäre sie nicht sicher, ob das, was sie gesehen hatte, nun wirklich gewesen war oder nicht. Ich
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