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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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Leben geschworen hatte, dass ich die Wahrheit sagte, meinte sie, sie würde mir glauben. Sie war total erstaunt. Sie sagte, sie habe mehr als vierzig Fahrstunden gebraucht, um fahren zu lernen, und selbst dann war sie noch zwei Mal durch die Fahrprüfung gefallen. Das glaubte ich sofort.
    Auf dem Weg nach Jaben Point machte die Pommie andauernd Fotos – nur von der Wüste. Als wir ein paar große rote Kängurus sahen, lehnte sie sich beim Fotografieren so weit aus dem Sitz, dass ich dachte, sie würde rausfallen. Keine Ahnung, was da noch so interessant sein sollte, sie knipste jedenfalls immer weiter. Sie schien Fotos von der Sandpiste vor uns zu machen und dem Gestrüpp. Ich fragte sie, was das sollte, und sie sagte, wenn sie keine Fotos von allem machte, würde ihr zu Haus in England keiner glauben, wo sie gewesen war. Keine Ahnung, warum.
    Wir bogen von der Sandpiste ab und die Pommie sah Jaben Point vor uns aus der Wüste ragen. Sie ließ mich anhalten und machte ein paar Fotos von mir im Alten Rover mit der in den Himmel ragenden Felsspitze im Hintergrund. Sie meinte, in England würde ihr auch keiner glauben, dass ein Dreizehnjähriger fahren konnte.
    Als wir dahin kamen, wo die Jungs arbeiteten, sagte Dad, ich sollte die Pommie zurück zur Farm fahren lassen. Er meinte, es sei gut für sie, wenn sie sich daran gewöhnte, den Alten Rover zu fahren, damit sie ihnen das Mittagessen rausfahren konnte, wenn der Viehtrieb begann. Ich zuckte die Achseln und sprang raus, damit sie vom Beifahrersitz rüberrutschen konnte. Sie drehte den Zündschlüssel im Schloss und würgte ihn zwei Mal vor den ganzen Jungs ab. Ich schaute rüber und sah Lloyd lächeln und den Kopf schütteln. Noch nie hab ich eine Kupplung solche Geräusche machen hören, wie sie der Alte Rover an diesem Tag machte.
    Nachdem die Pommie den ersten Gang endlich gefunden hatte, war sie, glaub ich, so froh darüber, dass sie für immer dabei bleiben wollte. Der Motor heulte und die Räder drehten durch auf dem staubigen Boden. An sandigen Stellen rutschte man total leicht. Schließlich kriegte sie dann doch raus, wozu der Schaltknüppel da war, und wir setzten uns langsam in Bewegung, ohne dass es sich anhörte, als ob der Motor explodieren wollte. Mir tat der Alte Rover leid.
    Wir gelangten auf die Anhöhe in der Nähe der Felsnase, wo weniger Bäume waren und das Spinifexgras richtig struppig ist. Da stößt der Sandpfad auf die Sandpiste. Man kann in nördliche Richtung nach Timber Creek abbiegen oder nach Warlawurru im Süden fahren. Die Aussicht da ist ziemlich gut, man kann meilenweit über die Wüste schauen, der orangefarbene Boden ist gesprenkelt von blassgrünen und braunen Büschen und Bäumen und helleren Flecken ab und zu, wo Felsen sind.
    Ich war voll damit beschäftigt, auf die Linie zu gucken, wo Himmel und Wüste sich trafen, und überlegte, wie weit die wohl weg war, als ich merkte, dass die Pommie in die falsche Richtung fuhr. Ich fragte sie, wo sie hinwollte. Sie brüllte zurück: »Zur Farm!« Und als sie mein Gesicht sah und merkte, dass ich sie anguckte, als ob sie den Verstand verloren hätte, sagte sie noch: »Ich weiß nicht, für mich sieht alles gleich aus.« Ich konnte es nicht fassen. Wir waren eben erst von der Farm gekommen, aber sie konnte nicht wieder dahin zurückfinden. Wie blöd war das denn?
    Später hab ich das Dad erzählt, und er sagte: »Da fragt man sich doch, wie die Australien überhaupt entdecken konnten.«
    Sie konzentrierte sich so richtig angestrengt aufs Fahren, wir sagten also nicht viel. Als wir wieder auf der Farm angekommen waren, bremste die Pommie kräftig, vergaß aber, die Kupplung zu treten, sodass sie den Alten Rover abwürgte. Von dem heftigen Ruck tat mir der Nacken weh. Ich sagte zu ihr, ich fände, sie könne noch ein paar Fahrstunden mehr gebrauchen. Sie nickte und lächelte. Ich weiß auch nicht, warum, aber als wir über den Hof zum Haus gingen, sagte ich, dass es mir leidtäte, dass Emily und ich die sauberen Laken mit den Bulleneiern versaut hatten. Ich sagte, wir hatten das nicht gewollt. Es war nur ein Spiel gewesen. Die Pommie zuckte die Achseln, dann sagte sie: »Vermutlich müsst ihr hier draußen selber für euren Spaß sorgen – schließlich könnt ihr nicht in den Park, ins Kino oder sonst wohin gehen. Ich wette, ihr habt euch tolle Spiele ausgedacht, du und Jonny.«
    Mir blieb die Luft weg. Keiner redete so von Jonny, als ob es ganz normal wäre. Ich musste meinen

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