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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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welche zum Schlachten gingen und welche wir behalten würden. Das war echt wichtig, denn mit denen, die wir verkauften, verdienten wir Geld.
    Auf einer großen Station wie Timber Creek dauerte der Viehtrieb etwa einen Monat. Es war mein letzter, ehe ich ins Internat ging, erzählte ich ihr, und weil ich dreizehn war, würde ich mit den Jungs draußen campen dürfen, wie Jonny früher. Ich sagte, ich würde wahrscheinlich ein bisschen Schule versäumen, weil Dad und die Jungs meine Hilfe brauchten. Es war echt schwere Arbeit, lange Arbeitszeiten und am Ende waren alle fix und fertig. Aber es war auch aufregend – es gab nichts Besseres, als einen großen Haufen Rinder durch die Wüste zu jagen und sie in die Gatter zu treiben. Sie hatte keinen Schimmer, wovon ich redete, ich erzählte ihr also, wie wir mit den Pick-ups und Motorrädern das Vieh aus der Wüste raustrieben, es einkesselten und alle zu einer Herde zusammentrieben. Und da sagte sie dann: »Und das wird nun der erste Viehtrieb ohne Jonny?« Keiner hatte je den Mund aufgemacht und es ausgesprochen, obwohl wir es alle gedacht haben müssen. Mir war schlecht, als ich nickte. Dann sagte sie: »Das ist also deine Chance?« Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich nickte und guckte zum Himmel. Ich sagte, es sei zu heiß. Das fand sie auch und wir drehten um und gingen zurück zum Alten Rover.
    Die Pommie drehte den Schlüssel im Zündschloss und fand den ersten Gang auf Anhieb. Sie lächelte mich an, und ich merkte, dass sie echt zufrieden mit sich war. Ich lächelte zurück und sagte, sie würde besser werden. Darüber musste sie lachen. Sie sagte: »Fahrstunden von einem Dreizehnjährigen!«
    Ich zuckte die Achseln. War doch nicht meine Schuld, dass sie nicht ordentlich fahren konnte.
    Wir waren fast schon wieder auf der Straße, die von Timber Creek nach Warlawurru führte, als das Funkgerät knisterte und Dads Stimme durchkam. Er wollte, dass wir nach Jaben Point rausfuhren und ein neues Flaschenkalb abholten. Während die Pommie fuhr, nahm ich den kleinen schwarzen Empfänger und sprach rein. Ich sagte ihm, wir seien auf dem Weg. Statt Richtung Farm abzubiegen, wies ich die Pommie an, in südliche Richtung weiterzufahren. Sie lächelte und sagte: »Das ist aufregend.«
    Wir erreichten den Platz, wo die Jungs arbeiteten, sie hatten das Kalb schon in eine Ecke vom Gatter getrieben. Lloyd schob den Hut zurück, als er mich und die Pommie im Alten Rover sah. Er sagte zu Elliot: »Sieht ganz so aus, als ob die Pommie einen Bewunderer gefunden hätte.« Normalerweise war Lloyd okay, aber manchmal wünschte ich, er würde die Klappe halten. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber Liz schon. Sie lächelte und sagte, einen besseren Führer könne man im ganzen Northern Territory nicht finden . Da kam ich mir irgendwie groß vor.
    Egal, Lloyd war schnell vergessen, als wir das kleine Kalb sahen. Es schwankte so total einsam und verloren herum. Seine Mutter war nicht weit weg, aber sie war tot, wir wussten auch nicht, was sie umgebracht hatte. Das Kalb zu kriegen, war vielleicht zu viel für sie gewesen. Das Kalb war schwach und wacklig auf den Beinen, nur ein paar Schritte vom Tod entfernt, also leicht einzufangen. Es fiel um wie ein Stock, als ob es gefangen werden wollte. Wahrscheinlich würde es sterben, dachte ich. Liz half mir dabei, das Kalb hinten auf den Alten Rover zu laden. Sie konnte gar nicht fassen, wie leicht es war. Sie sagte, es würde sich anfühlen wie aus Styropor, nicht wie ein echtes Kalb. Ich wusste, was sie meinte. Es war, als wäre in ihm nichts drin. War wohl auch so. Es war eher Stunden als Tage alt und schon von Dingos angegriffen worden. Die hatten es von hinten erwischt. Auf dem ganzen Hinterteil waren Wunden. Ich sagte der Pommie, sie solle uns zurück zur Farm fahren, während ich hinten im Alten Rover beim Kalb blieb.
    Auf der Farm angekommen, legten wir das Kalb im Pferch auf den Boden. Ums Maul herum hatte es Schaum und seine Augen waren weit aufgerissen. Die Zunge hing im Sand, anscheinend hatte es nicht mal genug Kraft, sich zu fürchten. Es so neben den anderen zu sehen, erinnerte mich wieder daran, wie klein die Neugeborenen sind, dünn und schwach wie nasse Lappen. Die anderen überragten es wie Riesen. Zu nah ran kamen sie jedoch nicht. Ich glaub, die konnten den Tod an ihm riechen. Emily, Bobbie und Sissy waren aus dem Haus gekommen, um sich unser neues Flaschenkälbchen anzugucken. Ich schickte Emily los, sie sollte

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