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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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das sagte. Dann zuckte sie die Achseln und sagte, sie würde nie Tante werden. Onkel Danny – daran hatte ich noch gar nicht gedacht.
    Am nächsten Morgen nach dem Smoko meinte Bobbie, ich solle die Haut zur Müllhalde fahren, sie würde anfangen zu stinken. Ich sagte, dann würde ich ein bisschen Unterricht versäumen, aber ich glaub, zu dem Zeitpunkt war Bobbie meine Bildung nicht ganz so wichtig wie den schlechten Geruch loszuwerden. Ich hatte nichts dagegen.
    Die Haut stank wirklich ein bisschen und sie schien doppelt so schwer zu sein wie am Tag zuvor. Vielleicht lag das an den ganzen Fliegen darauf. Als ich sie am Alten Rover festhakte, tauchte die Pommie auf. Ich sagte ihr, was ich machte, und dass Bobbie mich drum gebeten hatte, sie hätte ja denken können, dass ich schwänzte. Aber sie zweifelte nicht an, was ich sagte. Also fragte ich sie, ob sie mit mir zur Halde kommen wollte. Sie sagte, das wolle sie, da sei sie nämlich noch nie gewesen. Ich war erstaunt, dass sie mitwollte, schon wegen der Haut. Die Pommie starrte auf das Blut, das auf meinen Händen und unter den Fingernägeln braun und hart geworden war. Dann schaute sie auf die Haut, die wie ein haariges Taschentuch gefaltet hinter uns lag. Sie sagte aber nicht, dass sie widerlich war oder so was. Auf der Fahrt wehte ihr der Wind das Haar aus dem Gesicht, und ich bemerkte, dass sie die Augen geschlossen hatte. Sie sah anders aus, irgendwie friedvoll. Keine Ahnung, wie lange ich sie beobachtet hatte, aber ich rammte einen Stein am Wegrand. Das erinnerte mich irgendwie wieder daran, darauf zu achten, wo ich hinfuhr. Und Liz weckte das auch wieder auf. Wir redeten also vom Viehtrieb, und dass es nur noch zehn Tage dauern würde, bis die Sache losging.
    Ich glaub, an der Müllhalde hat es ihr gefallen. Während ich die Haut losmachte, wanderte sie ein bisschen herum und sah sich unseren ganzen alten Müll an. Nur ganz normales Zeug, alte Kühlschränke, ein Sessel, eine Kommode ohne Schubladen, ein Stapel Zeitschriften und Zeitungen, kaputte Töpfe und Pfannen, Emilys alter Kinderwagen, das Weihnachtsgeschenkpapier, zerrissen und ausgeblichen, alte Blechdosen, Lumpen, Pappkartons, die vom Regen aufgeweicht und verformt und dann von der Sonne steinhart gebacken worden waren. Nichts Besonderes.
    Ich ließ den Alten Rover an und rief, sie solle einsteigen. Sie guckte, als hätte ich sie bei was gestört. Sie kam rüber und lächelte mich an, dann sagte sie, die Müllhalde sei so was wie ein Museum von meiner Familie. Das kapierte ich nicht. Ich dachte, Museen wären Orte, an denen wichtige Dinge aufbewahrt wurden. Doch dann ging mir auf, was sie meinte. Sie reichte mir eine Karte mit dem Bild von einem Kricketschläger vorne drauf. Ich erkannte sie nicht wieder, aber als ich reinguckte, war das so, als würden Glück und Trauer um mich kämpfen. Da stand: Für danny, alles gute zum 7ten geburtstag. Von jonny.
    Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich war mir nicht sicher, ob das jetzt meine Karte war oder ob sie der Wüste gehörte. Die Pommie sah mich an und sagte: »Hätte ich sie liegenlassen sollen?« Ich schüttelte den Kopf, eine Träne fiel mir vom Gesicht auf meine blutigen Hände und die schmuddelige Karte bekam einen Blutfleck. Ich fuhr mit dem Daumen über Jonnys Wörter und versuchte, mich daran zu erinnern, wie er mir die Karte geschenkt hatte.
    Eine Weile später fragte die Pommie mich nach Jonny. Ich glaub, sie hat meine Reaktion gesehen, denn dann sagte sie, ich müsse nicht reden, wenn ich nicht wolle, sie sei nur neugierig. Da zuckte ich die Achseln und fragte sie, was sie denn wissen wollte. Und da zuckte sie wiederum die Achseln und sagte: »Irgendwas.« Ich glaub, ich hätte ihr von Jonnys Rinderlogbuch erzählen können und dass er darin echt gute Aufzeichnungen über unsere Herden festgehalten hatte. Oder ich hätte ihr erzählen können, dass Jonny beim Kricket der beste Werfer war, den seine Schule je gehabt hatte – er hatte einen Pokal gewonnen. Aber diese Sachen erzählte ich ihr nicht. Ich guckte weg, und da fiel mir alles aus dem Mund, was ich noch vom Tag des Unfalls in Erinnerung hatte. Das hatte ich noch nie jemandem erzählt.
    Es war in den Oktoberferien gewesen, Jonny und Sissy waren also zu Hause. Es war richtig heiß, deshalb wollte ich an den Clear Water See und schwimmen gehen. Jonny hatte keine Lust. Er wollte zu Hause bleiben und an seinen Würfen arbeiten. Ich kapierte es nicht. Sein Werfen trainierte er

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