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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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Hühnerstall wusch ich mir das Blut von den Händen, dann ging ich zu Buzz. Er stupste mich ein paar Mal mit dem Kopf, nur um mich zu ärgern. Ich scheuchte ihn weg und sagte ihm, er solle sich nicht aufführen wie ein Blödmann. Wir gingen auf das Tor zu, das zum südlichen Teil der Station hinausführte. Buzz wurde ganz aufgeregt, als er die offene Wüste sah, und fing an herumzuhüpfen. Ich ärgerte ihn, indem ich das Gatter ganz langsam aufmachte, davon wurde er so ungeduldig, dass er, als es endlich weit genug offen stand, auskeilte und in die Wüste hinausflog. Bis ich das Gatter wieder geschlossen hatte, war Buzz mir schon meilenweit voraus, ich rannte also hinter ihm her. Ich rief seinen Namen, damit er wusste, dass ich kam, aber er schaute sich nicht um. Es war, als ob man ihn aus einer Kanone abgefeuert hätte. Nichts war ein Hindernis für ihn. Der Spinifex und die kleinen Büsche schienen unsichtbar für ihn zu sein, während ich darüber sprang und stolperte.
    Ich musste anhalten und verschnaufen. Es war ziemlich heiß und wir hatten uns weit entfernt von der Farm. Buzz blieb aber nicht stehen, und während ich seinen braunen Körper am Horizont im Auge behielt, machte ich mir Sorgen. So weit war er noch nie von mir weggelaufen. Ich saugte an meinem Inhalator und sagte mir dann, ich könne Buzz vertrauen. Ich sagte mir, er würde schon wiederkommen. Er wurde immer kleiner in der Ferne, ich wusste, es hatte keinen Sinn, hinter ihm her zu rennen – zum Einfangen war er zu weit weg. Also blieb ich still stehen und rief seinen Namen, so laut ich konnte, dabei starrte ich in die Wüste hinaus und versuchte, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Von meinem Platz konnte ich nicht erkennen, ob er angehalten hatte oder nicht, meine Augen täuschten mich immer wieder. Mal sah ich Buzz, aber dann hatte ich stattdessen nur einen Busch im Visier. Ich beschloss, auf ihn zuzugehen, und hoffte, dass ich ihn nicht mit einem Baum verwechselt hatte. Es ist schwieriger, als man denkt, in der Wüste ein kleines Kamel im Auge zu behalten. Der Hitzeschleier verwirrt einen und irgendwann hat alles Ähnlichkeit mit einem Kamel. Überall, wo ich hinschaute, war etwas am Horizont, das Buzz hätte sein können. Mir war zum Heulen, ich brüllte seinen Namen, während ich auf etwas zurannte, das hoffentlich er war. Ich kriegte solche Angst, deshalb drehte ich mich immer wieder um und vergewisserte mich, dass die Farm immer noch hinter mir lag, so wusste ich, dass ich in die richtige Richtung lief.
    Ich wollte gerade zur Farm zurück und den Alten Rover holen, als einer der braunen Punkte am Horizont allmählich so groß wurde, dass ihm lange Beine und ein Hals wuchsen. Meine Brust wurde freier, und der Kloß im Hals verschwand, ich wedelte mit den Armen und rief: »Buzz! Hierher, Buzz!« Er rannte auf mich zu und eine Welle der Erleichterung lief durch meinen Körper. Ich glaub, so fühlt sich die Wüste, wenn es Regen gegeben hat und die Bäche sich füllen. Er bremste vor mir und ich konnte ihm die Arme um den Hals legen und ihn an den Ohren kitzeln. Böse werden wollte ich nicht, er war ja zu mir zurückgekommen. Aber als ich die Arme um ihn schlang, drückte ich ein bisschen fester als sonst.
    Gemeinsam gingen wir zur Farm zurück. Den ganzen Weg ließ ich meinen Arm auf seinem Hals. Nur für alle Fälle. Ich hatte nicht die Zeit, wieder hinter ihm herzuhetzen. Ich musste die Haut zur Müllhalde fahren, sonst rastete Dad aus.
    Nachdem ich Buzz wieder in seinen Pferch gesperrt hatte, sprang ich in den Alten Rover. Im Rückwärtsgang fuhr ich bis zur Haut, dann holte ich einen Haken. Die Haut war mit Fliegen übersät. Als ich eine Seite auf die andere legte und sie dann in der Mitte noch einmal faltete, kam die Pommie rüber, sie wollte sehen, was ich machte. Ich erklärte ihr, dass ich den Metallhaken vorsichtig durch die Haut bohren musste, ohne dass sie riss, damit ich sie am Alten Rover festmachen und zur Halde schleifen konnte.
    Damit hatte ich zu tun, als Dad kam. Er war im Kälberpferch gewesen und hatte mich gesucht – und er war nicht besonders glücklich. Er wollte wissen, warum ich ihm nicht gesagt hatte, dass Dingo krank war. Er meinte, wenn es Dingo immer noch nicht gut ging, hieße das, dass ihm was Ernstes fehle. Ich zuckte die Achseln, das war das Kalb von der Pommie, sagte ich, nicht meins. Sie lächelte Dad an und sagte, sie glaube, er sei schon kräftiger. Dad schüttelte den Kopf und rief Lloyd, der ihm

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