Es wird schon nicht das Ende der Welt sein
wir, weil sie mit dem Leben in der Wüste echt gut zurechtkamen. Dad hielt sie für die geborenen Überlebenskünstler . Als ich diese Hereford Kuh anguckte, nickte Dad mir zu. Vorsichtig lud ich das Gewehr und drehte mich zu ihr um. Die Sonne stand hinter uns – sie brannte mir heiß auf den Nacken. Ich kniete mich in den Sand und schob meinen Hut ein bisschen hoch, dann legte ich den glatten Kolben an die Schulter. Ich konnte mein Herz wie verrückt pumpen hören, während ich eine ganze Weile am Lauf entlangguckte und ganz genau darauf achtete, ihren Kopf ins Visier zu nehmen. Ich entsicherte und hielt den Atem an. Als ich abdrückte, ging das Gewehr los, und der Rückstoß traf mich an der Schulter, als hätte Jonny mich geboxt. Die Wüste schrie eine Sekunde lang, Vögel und Insekten flüchteten vor dem scharfen Schießpulvergeruch. Ich senkte die Waffe und sicherte wieder. Dad schüttelte mir die Hand, dann half er mir wieder auf die Beine.
Wir gingen auf die Kuh zu. Es war eine große. Dad sagte, sie würde jede Menge gutes Fleisch geben. Auf einer Seite war ihr Kopf nass vom Blut. Ich war stolz. Dad sagte: »Das war ein sauberer Treffer. Gut gemacht.« Ich schaute Jonnys Gewehr an und fragte mich, ob er mich wohl vom Himmel aus beobachtet hatte. Und da hab ich Dad dann nach Jonnys erstem Killer gefragt. Ich wollte wissen, ob er ihn auch mit einem Schuss erwischt hatte. Ich glaub, Dad wollte nicht darüber reden, weil er sagte, das wüsste er nicht, er könne sich nicht mehr daran erinnern. Ich rieb den Lauf des Gewehrs mit meinem Hemdsärmel und wünschte, es könnte reden wie eins von diesen Dschinnlampendingern, dann hätte ich es nach Jonnys erstem Killer gefragt. Ich glaub aber, das ist einfach nur bescheuert. Weiß doch jeder, dass so was nur ausgedachtes Zeug für kleine Kinder ist.
Wir gingen zurück und holten den Pick-up, damit fuhren wir durch Wichettybüsche und Spinifex bis dahin, wo die Kuh lag. Dad holte sein großes Messer und die Säge raus, um ihr den Kopf abzumachen. Sie sah nicht mehr echt aus, als er ab war. Mehr so wie eins von Sissys Kunstprojekten. Wir ließen den Kadaver in der Wüste ausbluten und da kamen die dicken schwarzen Fliegen dann in Schwärmen an. Es waren die gleichen, die wie eine Wolke um Buzz herumschwirrten.
Dad legte eine Kette um die Vorderbeine der Kuh und zog sie mit dem Pick-up auf die Sandpiste. Wir fuhren nach Haus und holten den Schaufellader, und innerhalb einer halben Stunde hatten wir sie auf dem Hof, bereit zum Zerlegen.
Die Haut blieb wie ein großer blutiger Teppich vor dem Kühlhaus liegen. Dad sägte die Unterschenkel ab, und obwohl für jeden unserer vier Farmhunde ein Bein da war, fanden sie immer noch Grund zum Streiten.
Als das erledigt war, begann Dad mit dem Zerlegen. Da gibt es viel zu lernen. Sein Dad hat ihm beigebracht, wie man es macht, und jetzt brachte er es mir bei. Das Innere einer Kuh zu sehen, ist echt interessant. Dad verschwendete nichts. An diesem Abend bekamen wir Bauchfleisch und andere Teile, die sich nicht so gut hielten. Die Hälften wurden im Kühlraum aufgehängt. Dad wählte ein paar größere Stücke zum Einlegen aus, dann waren da noch Rippen für die Gefriertruhe und das Hackfleisch und die Würste, die er machte. Reines Rindfleisch.
Wir steckten bis zu den Ellenbogen in Blut, als die Pommie reinkam. Ich glaub, sie war auf dem Weg zu Dingo. Nach dem schaute sie nämlich andauernd. Er war ein bisschen gewachsen, hauptsächlich weil sie viel Zeit damit verbrachte, ihn zu füttern und mit Medizin vollzustopfen. Trotzdem war er noch schwach auf seinen Hinterbeinen, wo er gebissen worden war. Aber egal, ich glaub nicht, dass sie schon mal einen Killer gesehen hatte. Sie starrte nur die Haut an und den Rumpf, den Dad mittendurch sägte. Ich glaub, er hatte ein bisschen was von einem Wahnsinnigen. Ich rief ihr zu, sie solle kommen und sich meinen Killer ansehen, aber sie schüttelte den Kopf und ging wieder weg. Dad lachte und sagte: »Ich glaub nicht, dass Vegetarier gute Schlachter abgeben, Danny.« Aber sie musste ja nichts davon essen.
Als Dad und ich mit dem Zerlegen des Killers fertig waren, sagte er, er würde duschen gehen, und das sollte ich auch machen, nachdem ich die Haut auf die Müllhalde der Farm gebracht hatte. Ich sagte, ich wolle erst ein wenig mit Buzz trainieren. Dad dachte darüber nach und sagte dann: »In Ordnung, aber danach bringst du die Haut sofort zur Halde.«
Mit einem der Schläuche am
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