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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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noch was«, sagte er, als hätte er schon alles verloren.
    Statt zu Fuß zu arbeiten, stiegen wir in den Pick-up. Ich fuhr, und wenn Dad ein sterbendes Tier entdeckte, ließ er mich anhalten. Dann lud er sein Gewehr und schoss durchs Fenster auf sein Ziel. Wir waren schon eine Weile herumgefahren und hatten Vieh erschossen, da hörten wir Regs Stimme durchs Funkgerät kommen. Er wollte wissen, wie die Dinge am Cockatoo Creek standen. »Eine verdammte Katastrophe«, sagte Dad, »wenn das so weitergeht, sind wir vor Ablauf des Jahres pleite.« Dann wiederholte er noch mal: »Eine verdammte Katastrophe«, aber das war eher so, als ob er mit sich selbst redete. Die Sache war wirklich ernst.
    Reg sagte, sie wären fast fertig mit dem Abbau der Gatter bei Simpson’s Dam, er würde also Rick mit dem Tanker nach Wild Ridge schicken. Sobald der voll war, würde er ihn nach Cockatoo Creek rüberbringen. Das würde eine Weile dauern, bis der Tanker voll war, dauerte es Stunden, und weiter voneinander weg als Wild Ridge und Cockatoo Creek lag sonst nichts auf der Station. Sie wollten wissen, ob wir irgendwas von Timber Creek brauchten, weil sie auf dem Weg zu uns raus an der Farm vorbeikamen. Dad bat Reg, Elliot sofort rüberzuschicken, und der sollte gleich den Schaufellader, Ketten und Diesel von der Farm mitbringen. »So was wie das hier hab ich noch nie gesehen. Kommt einfach her, so schnell ihr könnt.«
    Elliot kam nicht mit dem Schaufellader in Cockatoo Creek an, er kam in seinem Pick-up mit den Ketten und ein paar Kanistern Diesel. Als er die Bescherung sah, zog er sich sein Hemd über die Nase und versuchte, die schlechten Gerüche abzublocken. Er konnte nicht fassen, wie schnell der See ausgetrocknet war. Vor ein paar Tagen hatte Elliot die Wasserstellen nämlich noch überprüft und da hatte Cockatoo Creek seiner Einschätzung nach bedeutend besser ausgesehen als Gum Tree Dam. Dad schüttelte den Kopf. Als der Schaufellader die Piste runterbrummte, wusste ich gleich, dass Lloyd drinnen saß – sonst war keiner so muskulös wie er. Er hielt an und stieg aus der Fahrerkabine. Sein Mund stand offen, schließlich fand er aber doch das Wort, das ihm fehlte: Achherrje!
    Reg hatte Elliot und Lloyd gesagt, sie sollten rüberfahren und Dad und mir helfen. Er meinte, seine Leute könnten den Tanker mitbringen, wenn sie mit den Zäunen kamen und alles bereit war, um die Gatter aufzubauen. Elliot sagte, wenn Reg erst mal die Trense zwischen den Zähnen hatte, arbeitete er schneller als jeder andere Kerl, den er kannte. Dad nickte und fragte, was Elliot schätzte, wie lange es wohl dauern würde, bis sie alle am Cockatoo Creek eintrafen. Elliot guckte Lloyd an, der die Achseln zuckte. »So gegen Abend«, sagte Elliot. Die Gatter abzubauen, ging schneller, als sie aufzubauen, aber trotzdem, es war echt heiß gewesen, und die Jungs waren müde.
    Dad richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Kadaverhalde um uns herum. Wir hatten alle Rinder in Sichtweite getötet, die erschossen werden mussten. Dad sagte den Jungs, sie sollten anfangen, das tote Vieh auf eine ein paar hundert Meter vom See entfernte Lichtung zu schleppen. Er war wütend. Hauptsächlich aufs Wetter, aber wir wussten alle, dass wir ihn lieber nicht reizen sollten.
    Elliot legte zunächst mal die Ketten um das tote Vieh. Dann machte er die Enden an seinem Pick-up fest und schleppte die Kadaver weg. Mit den Rindern, die am Rand der Wasserstelle verendet waren, konnte er das nicht machen, weil der Matsch festgetrocknet war und sie wie Superkleber am Boden festhielt. Für die, die im See gestorben waren, nahm Lloyd den Schaufellader. Damit fuhr er in den klebrigen Matsch raus, ließ dann die Schaufel runter und baggerte den Kadaver hoch. Manchmal wenn der Schaufellader über eine Unebenheit auf dem trockenen Boden rumpelte, fielen Teile runter in die Wüste. Wenn man ein Bein aus dem Himmel fallen sah, war das wie in einem Horrorfilm.
    Lloyd brachte die Kadaver zu dem Platz, an dem sie verbrannt werden sollten. Er stapelte sie aufeinander und baggerte dann die toten auf, die Elliot dort liegen gelassen hatte, um einen ordentlicheren Haufen zum Verbrennen aufzuschichten. Von meinem Standort sah es aus wie Feuerholz … bis man einen Kopf oder Huf entdeckte.
    Dad und ich machten mit unserem Pick-up dieselbe Arbeit wie Elliot. Dad wollte mich nicht die Ketten um die Kühe legen lassen, also musste ich fahren. Im Pick-up war es heiß. Meine Hände waren verschwitzt und

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