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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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den Einzäunungen waren, landete er den Hubschrauber und kam rüber zu Dad. Dad schüttelte ihm die Hand und sagte, er sei ein Lebensretter. Jerry sagte: »Gerne wieder.« Dann kletterte er wieder in den Hubschrauber und ließ die Rotorblätter kreisen. Wir sahen alle zu, wie Jerry in einer Staubwolke davonflog – wie bei einem Zaubertrick.
    Die Dürre war ja nicht weg und es war ja auch nicht alles wieder okay. Man brauchte bloß das Vieh anzusehen, dann wusste man das. Aber wir fühlten uns alle besser, wenn wir uns die Lebenden anguckten. Die Jungs redeten und lachten wieder ein bisschen beim Essen. Zu Mittag aßen wir am Gum Tree Dam, damit die Jungs nachsehen konnten, ob die Pumpen dort ordentlich arbeiteten, ehe wir wieder nach Cockatoo Creek fuhren und mit dem Mustern anfingen. Dad meinte, in Cockatoo Creek wäre das Vieh im Handumdrehen gemustert. Da gab es nicht viele, die es sich zu verfrachten lohnte, deshalb würde es nicht allzu lange dauern.
    Ron und Greg kamen mit den Schaufelladern aus dem Busch, mit denen sie das tote Vieh vergraben hatten. Sie sahen total müde aus. Als sie aus den Kabinen gesprungen waren, schüttelte Dad ihnen die Hände und sagte: »Ich schulde euch Jungs was – und wie.« Greg lächelte und sagte: »Gott sei Dank, dass Gil Smith auf einem Streifzug war, was?« Ich sah, wie eine von Dads Augenbrauen ein bisschen nach oben ging, als er das sagte. In meiner geschundenen Backe pochte es. Dad sagte, er meine es ernst – wann auch immer die Crofts irgendwie Hilfe brauchten, sollten sie sich einfach melden. Greg sagte: »Mach dir keinen Kopf.« Er meinte, mit ein paar Kühlen, wenn der Viehtrieb vorbei war, wäre die Sache schon erledigt. Ron meinte, für ein paar Bier würde Greg alles tun. Da guckte Dad traurig und sagte: »Im Ernst – danke. Ohne euch hätten wir das nicht geschafft.«
    Als wir zusahen, wie Ron und Greg wieder nach Gold River aufbrachen, wurde Dad klar, dass auf der Farm in Timber Creek niemand war. Er fand, wir brauchten dort jemanden, falls Mum anrief und weitere Neuigkeiten von Sissy hatte. Keine Ahnung, worum er sich sorgte – sie hatte Mum und Tante Ve bei sich. Die Pommie sagte, sie müsse mit den schmutzigen Töpfen und Pfannen vom Mittagessen zurück. »Danke, Liz«, sagte Dad, dann bat er Bobbie, in Cockatoo Creek zu bleiben und die Nummern aufzuschreiben, während die Jungs das Mustern übernahmen. Sie war einverstanden, und Emily sagte, sie würde auch helfen.
    Dad hatte recht, es dauerte nicht lange, das Vieh am Cockatoo Creek zu mustern. Hinterher seufzte Dad und sagte: »Na ja, das ist ein trauriger Haufen, aber wenigstens leben sie.« Reg sagte, wenn wir bei Gum Tree etwa die gleiche Anzahl zum Verfrachten fänden, dann könnte die Station mit plus/minus null abschließen . Darüber dachte Elliot nach und sagte: »Und dann bleibt uns immer noch der Viehauftrieb bei Timber Creek.«
    Dad schaute zum Himmel und sagte: »Plus/minus null war eigentlich nicht das, was ich im Sinn hatte. Aber was soll’s, solange wir nicht pleitegehen …«
    Gleich nachdem die Gatter abgebaut waren, fuhren Reg und seine Leute wieder rüber nach Gum Tree und schlugen dort das Lager auf, damit für das Mustern früh am Morgen alles bereit war. Dad sagte, da drüben hätten wir die besten Chancen, wenn wir das Vieh über Nacht mit dem Wasser in den Einzäunungen ließen. Ich kam mir größer vor als die Barron-Brüder, als Reg sagte, wenn ich wollte, könnte ich bei ihnen im Lager übernachten. Da wurde nämlich noch ein Paar Augen mehr gebraucht, das nach dem Vieh schaute, denn die Jungs waren alle total fertig. Ich guckte Dad an, um mich zu versichern, dass er das auch okay fand, und er lächelte. Ich war völlig aus dem Häuschen.
    Dad und ich fuhren zur Farm zurück, er wollte duschen und ich meine Sachen fürs Lager holen. Meine Bettrolle lag bereit. Das ist so was wie ein Schlafsack für draußen, wenn wir den nehmen, brauchen wir kein Zelt. Meine Wasserflasche war voll, ich hatte Jonnys Viehlogbuch in meiner Tasche, und ich war bei Buzz gewesen und hatte ihm erklärt, dass ich morgens zum Füttern nicht da sein würde. Ich machte mir Sorgen um ihn, aber die Pommie sagte, sie würde sich um ihn kümmern.
    Schließlich sagte Dad, er sei fertig zum Losfahren – und sowie die Worte aus seinem Mund raus waren, klingelte das Telefon. Wir wussten alle, das war Mum. Verdammte Sissy! Ich hatte Angst, sie würde ihm was sagen, das uns auf der Farm festhalten würde.

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