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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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Ich dachte, ich würde nie mit Dad und den Jungs im Lager übernachten. Ich guckte zu Jonnys Foto auf dem Klavier. Ich wollte es anfassen. Aber dann legte Dad auf, und ich glaub, er konnte sehen, dass ich hören wollte, was los war, denn er sagte: »Noch immer keine Neuigkeiten.« Und dann nahm Dad seinen Hut und sagte: »Fertig?« Ich nickte, und wir gingen raus auf den Hof, sprangen in den Pick-up und fuhren los Richtung Gum Tree.
    Als wir ankamen, wusste ich gleich, dass die Jungs noch nicht allzu lange da waren. Sie hatten noch nicht mal Feuer gemacht. Ihre Pick-ups und Bullenfänger hatten sie in einer Art Kreis geparkt, mit dem Laster und all ihren Vorräten und Sachen in der Mitte. Sie schleppten gerade Kisten aus dem Laster, um was zu essen zu machen, als wir vorfuhren. Wir sprangen raus und holten unsere Sachen von der Ladefläche. Ich sah, wie Dad seine Bettrolle auf den Boden neben die der anderen warf, also machte ich es genauso. Obwohl es dunkel wurde, war es doch immer noch so hell, dass die Jungs beim Feuermachen genug sehen konnten.
    Dad schickte mich los zum Feuerholzsuchen, ich zog also ab in den dichteren Busch und fing an, alle Stücke aufzusammeln, die ich finden konnte. Als ich mit der ersten Ladung zurückkam, hatte Rick schon Steine auf den Boden gelegt, die den Platz für das Feuer markierten. Er sah mich mit den Holzstücken auf dem Arm und sagte: »Noch ein paar Ladungen wie diese müssten reichen.« Als ich mit der dritten Ladung kam, stieg Rauch vom Boden auf.
    Reg schnitt Fleisch in Stücke, das er in einen total schwarzen Eisentopf warf, während Lloyd und Elliot Kartoffeln schälten. Es war komisch, sie dabei zu sehen, ich glaub, ich hatte Männer noch nie Küchenarbeit machen sehen. Sie warfen alles zusammen in den Topf, und sowie das Feuer richtig in Gang gekommen war, stellten sie den Topf in die Flammen und warteten darauf, dass der Inhalt kochte. Mittlerweile war es schon ziemlich dunkel, deshalb kamen alle an und setzten sich ums Feuer, tranken eine Tasse Tee und rauchten, bis das Essen gar war. Im roten Feuerschein sahen die Jungs echt wild aus. Man hätte denken können, wir wären alle in der Hölle oder so.
    Ich setzte mich neben Elliot. Das Feuer fühlte sich auf meinen nackten Armen echt warm an, als ich mit einem Stock darin herumstocherte. Eine helle Mondscheinnacht war es auch. Wir hörten die Nachtgeräusche der Wüste ringsherum und das Muhen der Rinder in den Gattern. Zwar waren sie ein traurig aussehender Haufen, aber ganz schön Lärm machten sie trotzdem.
    Reg beugte sich vor und guckte in den Topf auf dem Feuer, weil er sehen wollte, wie es mit seinem Eintopf voranging. Ich atmete die Lagergerüche ein und konnte die Wüste fast schmecken. Diesen Atem wollte ich für immer in meiner Brust behalten, damit ich mich immer daran erinnerte, wie es hier draußen war. Ich wollte dafür sorgen, dass ich, wenn nächstes Jahr der Viehtrieb stattfand, im Internat nur die Augen zu schließen brauchte, damit ich mir vorstellen konnte, wie es bei Dad und den Jungs war – auch wenn ich 200 Meilen weit weg in Alice saß. Irgendwie so, wie ich das mit Jonnys Bild machte.
    Als Dad nach der Wasserpumpe gesehen hatte, holte er eine Thermoskanne aus seiner Tasche und schenkte uns beiden eine Tasse Tee ein. Normalerweise mochte ich keinen, aber da, mit den Jungs im Lager, war das was anderes. Er war heiß und süß und die Plastiktasse fühlte sich gut an in meinen Händen. Ich achtete darauf, wie Dad seine hielt, den Henkel benutzte er nicht, und ich machte es ihm nach.
    Nach einer Weile holte Reg so ein total dreckiges Stück Stoff raus und hob damit den Topf vom Feuer. Rick reichte einen Stapel ziemlich verbeulter Metallteller rüber, als Reg verkündete: »Essen ist fertig.« Er löffelte das Essen auf Teller und gab mir den ersten. Es schmeckte gut. Reg meinte, wir müssten reinhauen, solange es heiß war, um uns die Kälte der Nacht vom Leib zu halten. Obwohl es tagsüber echt heiß war, wurde es draußen in der Wüste nachts ziemlich frisch. Ich wusste noch, wie kalt mir gewesen war, als ich nach Buzz’ Verschwinden weggelaufen war und Mick mich gefunden hatte.
    Während wir das dampfend heiße Essen löffelten, redeten Reg und Rick über einen Viehauftrieb, den sie auf einer Station im äußersten Süden des Territorys gemacht hatten, und dass sie sogar dort Probleme mit dem Wasser gehabt hätten. Dad hörte ihnen zu, schluckte seinen letzten Mundvoll Eintopf runter und

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