Es wird schon nicht das Ende der Welt sein
Dad helfen.
Wir brieten Würstchen zum Frühstück – und, Mann, rochen die gut. Ganz verbrannt und rauchig. Hinterher trank ich auch eine Tasse Kaffee, Dad meinte, damit sei ich gerüstet für den Tag. Sobald der Duft der Würstchen zu den Bettrollen rüberwehte, wachten die übrigen Jungs auf. Sie kratzten und streckten sich wie die Hunde, wenn sie unterm Haus geschlafen hatten.
Dann ging die Sonne auf und das Funkgerät in Dads Pick-up fing an zu knistern. Hier in der Wüste waren die Geräusche richtig laut. Liz’ Stimme kam durch. Sie funkte, weil sie Dad sagen wollte, dass Mum angerufen hatte. Sissys Fruchtblase war geplatzt, hörten wir sie alle sagen. Reg guckte auf den Boden, er tat so, als hätte er nichts gehört, das merkte ich. Dad sagte nur: »Gut. Gut. Ja, gut. Na denn. Also, halt mich auf dem Laufenden. Over.« Als ich dachte, die Jungs hörten nicht mehr zu, fragte ich Dad, was das heißen sollte, und er sagte, das hieße, sie würden Sissy wieder ins Krankenhaus bringen, und dieses Mal würde sie das Baby kriegen – definitiv . Endlich kam Sissy in die Puschen, dachte ich. Dad wirkte total zappelig. Er sagte: »Jetzt dauert’s nicht mehr lange.« Ich wollte wissen, wie lange, aber das wusste er nicht. Er sagte, man müsse abwarten.
Dann hörten wir ein Rumpeln in der Wüste, und erst dachte ich, der Viehtransporter würde jetzt schon kommen, aber ich irrte mich. Es waren die Barron-Brüder. Sie waren die ganze Nacht drüben in Wild Ridge gewesen und hatten den Tankwagen mit Wasser befüllt. Er rollte heran wie eine riesige Rolle Alufolie.
Als wir dann anfingen zu mustern, konnten alle Casper sehen. Reg lachte über ihn, er meinte, er wär so was wie ein Gin im Schneesturm. Darüber lachten wir alle, sogar Jack.
Ich fragte mich, was wohl passieren würde, wenn Casper zum Mustern kam. Lange musste ich nicht warten. Rick machte das Tor auf und Casper ging durch. Er wirkte total groß und stolz im Vergleich zu der Handvoll kleinerer Herefordkühe, die mit ihm durchgekommen waren. Die buckelten, rannten und rempelten herum und fürchteten sich vor dem, was wir mit ihnen anstellen würden. Reg fing mit ihnen an, er wählte nur eine aus, die verladen werden sollte, und ließ die Übrigen in ein anderes Gatter, von dem aus sie wieder in die Wüste geschickt wurden. Als er Casper gegenüberstand, guckte Dad mich an, und ich konnte sehen, dass er sich nicht sicher war, was er machen sollte. Er rang sich ein Lächeln ab und winkte mich zu sich. »Und? Was machen wir?«, fragte er. Ich zuckte die Achseln. Dad legte mir die Hand auf die Schulter und sagte, beim Führen einer Station müsste man immer Entscheidungen treffen. Ich solle scharf nachdenken, sagte er. Ich guckte auf den Boden. Gedanken an Jonny rasten durch meinen Kopf. Was würde er tun, fragte ich mich. Dann dachte ich an Buzz, und sofort wusste ich, was das Richtige war. Ich schaute Dad an und sagte, wir sollten Casper behalten.
Reg war rübergekommen und wollte wissen, was wir machen wollten. Dad guckte mich an und sagte zu Reg: »Danny meint, wir sollen ihn behalten.« Reg zog die Mundwinkel nach unten und nickte. Dann fragte Dad mich, warum. Ich weiß nicht, was wichtiger war – dass er Jonny gehört hatte oder dass er so ein stattlicher Bulle war, aber ich gab das Zweite als Grund an. Sie nickten beide, als sie das hörten. Dad klopfte mir auf den Rücken und sagte: »Gute Entscheidung.«
Reg pflichtete ihm bei. »Gut gemacht, Danny«, sagte er. Wir würden einen guten, starken Zuchtbullen brauchen, meinte er.
Nachdem alles Vieh gemustert war und die zum Verladen geduldig in einem Pferch warteten, rumpelte der Viehtransporter in die Gatter. Da sagte Dad, er würde mich nach Hause bringen, weil ich sicher zu Buzz wollte. Ich glaub, der wahre Grund war, dass er da sein wollte, wenn Mum wegen Sissy anrief.
Zu Hause war Liz beim Essenkochen. Es habe keiner angerufen, sagte sie schon, bevor Dad fragen konnte. Da sah er echt besorgt aus und ging zum Telefon. Ich beobachtete, wie er die Nummer von Tante Ve wählte, die neben der von Mums Gesundheitsstation an die Wand gepinnt war.
Er wartete und wartete, es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, dann haute er den Hörer wieder auf die Gabel und sagte: »Geht keiner ran.« Er würde jetzt duschen, sagte er. Danach kam er dann im Handtuch in die Küche und ging noch mal ans Telefon.
Vermutlich war immer noch keiner da, denn er knallte den Hörer wieder auf und ging sich anziehen.
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