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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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Angezogen holte er dann das Telefonbuch raus und suchte nach der Nummer vom Krankenhaus in Alice. Er wählte und bat dann darum, mit jemandem sprechen zu können, der wusste, was mit Sissy Dawson los war . Wer auch immer dran war, wusste wohl nicht, wer Sissy war, denn Dad sagte: »Sie ist meine Tochter, sie bekommt ein Baby.« Ich glaub, sie haben ihn dann zu jemandem durchgestellt, der Sissy kannte, denn ich hörte Dad sagen: »Verstehe. Gut. Aber sie wird es gut überstehen?«
    Als er mit dem Telefonieren fertig war, sah er, dass wir ihn alle anstarrten, und sagte: »Immer noch nichts Neues.« Das gefiel mir nicht.
    Wir waren mitten beim Essen, als das Telefon klingelte. Dad sprang von seinem Platz auf und rannte beinahe in die Küche. Er atmete schwerer als sonst. »Hallo, Schatz, was ist los?«, fragte er. Wir wussten also, dass Mum dran sein musste. Dad nickte ein bisschen und sagte: »Gut«, dann nickte er wieder, langsamer, als ob er versuchte, etwas zu begreifen.
    »Wird sie das gut überstehen?«
    Er sah, dass wir ihn alle anstarrten. »Es dauert länger als erwartet«, sagte er nur. Keine Ahnung, warum, aber irgendwas an ihm erinnerte mich daran, wie er nach Jonnys Tod gewesen war, und mir wurde schlecht. Total schlecht.
    Wir gingen alle zurück an den Tisch, aber ich konnte nicht aufessen. Alle schoben schweigend das Essen auf den Tellern herum.
    Später räumte Liz den Tisch ab und wir anderen guckten fern. Dad war total nervös. Andauernd schaltete er um und Millionen Mal guckte er auf seine Uhr. Er machte sich echt Sorgen, ob er das Telefon hören würde, wenn der Fernseher lief, obwohl das noch nie ein Problem gewesen war. Den ganzen Abend setzte er sich nicht hin – nicht richtig jedenfalls. Er setzte sich nur, um sofort wieder aufzuspringen. Er lief in der Küche auf und ab, hin und wieder nahm er den Telefonhörer ab, nur um zu prüfen, ob noch alles funktionierte, dann legte er ganz schnell wieder auf.
    Wir sahen alle möglichen Sendungen im Fernsehen, die wir normalerweise nicht sehen durften. Dann, es war fast Mitternacht, sagte Dad, wir müssten alle zu Bett gehen. Emily schlief schon mit dem Kopf auf seinem Knie. Er nahm sie auf den Arm und ich musste den Fernseher ausschalten. Sein Gesicht war weiß und seine Augen ganz dunkel.
    Als ich im Bett lag, konnte ich Stimmen im Esszimmer hören. Liz und Dad. Liz fragte Dad, ob er okay war. Wahrscheinlich hatte er genickt oder so, denn Liz sagte: »Ich bin sicher, sie übersteht das gut.« Eine Weile sagte Dad nichts. Aber dann sagte er: »Wenn sie da durchkommt, ist es mir scheißegal, wer der Vater ist. Ich war ein Idiot, Liz.« Dann war da ein großes Schweigen, es hielt ewig an, bis Liz sagte, Dad habe nur getan, was er zu dem Zeitpunkt für richtig gehalten habe . Er seufzte tief und sagte: »Ich weiß nicht, wie viel mehr wir noch verkraften können.«
    Dad das sagen zu hören, machte mir echt Angst. Ich drehte mich auf die Seite und guckte auf das leere Bett neben meinem und versuchte, mich daran zu erinnern, wie es ausgesehen hatte, wenn Jonny schlafend dringelegen hatte.

28
    BEIM AUFWACHEN WAR ICH VOLL PANISCH. Ich wollte wissen, was mit Sissy und dem Baby los war. Ich hatte es so eilig, fertig zu werden, dass ich noch dabei war, mir die Hose zuzumachen, als ich ins Esszimmer platzte. Ich zuckte zusammen, als ich Dad da sah. Mir war schlecht. Aber dann lächelte er und sagte: »Morgen. Onkel Danny.«
    In der Nacht hatte Sissy einen kleinen Jungen bekommen. Dad sagte, er sei ein gesunder kleiner Kerl, wie alle Dawsons. Mum und Sissy würden noch ein paar Tage in Alice bleiben, weil Sissy im Krankenhaus bleiben musste – aber nicht weil sie krank war. Er sagte, so war das, wenn man ein Baby gekriegt hatte. Ich wusste nicht, was er meinte. Wenn das Baby aus ihrem Bauch raus war, sollten sie einfach nach Haus kommen, fand ich. Bei den Schweinen oder den Rindern war auch nach ein, zwei Stunden wieder alles normal. Dad meinte, bei Menschen sei das ein bisschen anders.
    Er sagte, Mum würde nicht eher wiederkommen, bis Sissy und das Baby so weit waren. Ich sagte, Tante Veronica könne Sissy doch nach Timber Creek bringen, wenn sie im Krankenhaus fertig war, auf die Weise könnte Mum sofort nach Hause kommen. Dad schüttelte den Kopf und sagte, daraus würde nichts werden. Ich sagte nichts mehr. Ich aß nur mein Frühstück.
    »Willst du denn gar nicht wissen, wie dein Neffe heißt?«, fragte Dad. Wollte ich nicht – nicht wirklich. Ich

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