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Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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was hast du dem gestern alles erzählt – und wo ist mein Wasser? Ist mir heute auch egal, sagte er sich, und zu Sanders:
    „Ich will Ihnen was sagen …“
    „Und was?“, fragte Sanders eine Minute später.
    „Sie wollen wissen, wie das ist … wie wir solche Menschen verhören … wie man zur Wahrheit kommt … aber wesentlich interessanter wäre es doch, zu wissen, warum ich Ihnen ausweiche.“
    „Vielleicht … also warum?“
    „Nun gut … Ich kenne Sie seit … etwa einer Woche. Sie sind mir sympathisch … wahrscheinlich weil Sie in diesem Piefkehaufen der einzige Zurechnungsfähige sind … außerdem treffe ich hier sonst so gut wie nie jemanden, der mich interessiert … und für einen Mann in Ihrem Alter … Wie alt sind Sie eigentlich?“
    „34.“
    „Ah … eh nicht mehr so jung … Sie fallen also obendrein durch gutes Benehmen auf, was Ihnen einen weiteren Sympathievorschuss einbringt … so viel, dass ich Sie sogar zu mir nach Hause einlade, obwohl das meinem Charakter völlig widerspricht … Sie sind also hier und wollen etwas über meine Arbeit wissen und unter Umständen sogar Akteneinsicht bekommen … und wie stehe ich dazu, werter Dichter?“
    „Keine Ahnung … sagen Sie es mir.“
    „Ich kann Ihnen nicht vertrauen“, Schäfer nahm einen Schluck Wein und ließ seine Worte wirken, „verstehen Sie: Sie sind ein netter Kerl, haben nichts Heimtückisches an sich, ein harmloses unschuldiges Bürschchen, ’tschuldigung, das ist nicht böse gemeint, aber … ich habe eben auch schon zwanzigjährige Engelsgesichter vor mir gehabt, die ihre Freundin filetiert und im Lainzer Tiergarten an die Wildschweine verfüttert haben.“
    „Ich glaube nicht, dass ich ein böser Mensch bin“, meinte Sanders nach einer von unguten Schwingungen getragenen Pause, „mich interessiert Ihr Beruf … warum sollte ich Ihnen etwas antun wollen?“
    „Sagen Sie es mir“, sagte Schäfer nun sanfter, „na los, Sie sind der Schriftsteller … liefern Sie mir irgendeinen Verdachtsmoment, der mein Misstrauen bestätigt.“
    „Ich verstehe nicht ganz.“
    „Nur so, als Fiktion … ich bin der gutmütige und gelangweilte Dorfpolizist, der den deutschen Drehbuchautor zum Abendessen einlädt … und nach drei Flaschen Wein hauen Sie mir das Eisenrohr da über den Schädel und stoßen mich ins Feuer … warum?“
    „Na ja, vielleicht … wegen einer Frau … oder wegen Geld?“
    „Ja genau … Warum haben Sie uns nicht gesagt, dass Sie eine Affäre mit der Frau des Opfers hatten?! … oder: Ihre Machenschaften haben seinen Vater in den Ruin getrieben! … bei Ihrem Schrot-&-Korn -Dreck vielleicht … aber ein bisschen tiefgründiger geht es hoffentlich schon noch, oder?“
    „Also gut“, meinte Sanders, richtete sich auf und legte den Kopf in den Nacken. „Ich bin der Sohn von jemand, den Sie ins Gefängnis gebracht haben … Meine Mutter war völlig überfordert, hat zum Trinken angefangen, worauf ich zu einer Pflegefamilie gekommen bin und nach der Schule …“
    „Sie haben gesagt, dass Sie aus Düsseldorf sind“, unterbrach Schäfer den Autor, „und Ihr Dialekt ist nicht selbst angelernt … Warum sollten Sie aus Wien zu einer deutschen Pflegefamilie kommen?“
    „Okay“, Sanders stand auf und stellte sich ans Feuer, „ich bin ein Psychopath …“
    „Jetzt bin ich aber gespannt.“
    „Ich halte mich für den genialsten Verbrecher überhaupt und will das beweisen, indem ich die besten Mordermittler zum Narren halte.“
    „Danke für das Kompliment … also gut, wie geht das … dazu müssten Sie an jedem Tatort einen Hinweis darauf hinterlassen, dass Sie es waren … und in Europa gibt’s zurzeit keine Mordfälle, bei denen der Täter einen Brief hinterlässt, auf dem steht: Hallo, Herr Polizist, ich bin’s wieder.“
    „Ich könnte ja hier anfangen.“
    „Eben … deswegen bin ich ja im Fall des Falles in zwei Sekunden bei meiner Waffe.“
    „Was?“ Der Drehbuchautor schien kurz davor, in heilloser Panik über den Zaun zu springen. „Aber wir reden doch von Fiktion!“
    „Scherz … also: Wer könnten Sie sein, der es darauf anlegt, mich in diesem öden Kaff umzubringen?“
    „Ich … keine Ahnung, ich weiß nicht, wie ein echter Mörder tickt.“ Sanders hob hilflos die Arme.
    „Bravo“, sagte Schäfer mit französischem Akzent, „ich gehe noch eine Flasche holen … wenn Sie einen Mord als tödlichen Sturz über die Kellerstiege tarnen wollen, wäre jetzt der richtige

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