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Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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also die Sachen hin, die ihr bei den tschechischen Drogenschmugglern beschlagnahmt.“
    Er stellte die Videofunktion ein, lief in den Garten zurück … gescheitert. Die Katze lag jetzt auf der Seite und schnaufte schwer, der Rabe hoppelte um sie herum und schrie auf sie ein. Es war eindeutig an der Zeit, dass Schäfer ihnen zeigte, was den Unterschied zwischen Mensch und Tier ausmachte.
    „Heyho, Meister Rabe, mit einem Boden-Luft-Start funktioniert das nicht … Stellt euch aufs Dach“, Schäfer deutete auf den Giebel, „du stellst dich auf sie drauf, sie läuft an und dann mit vereinten Kräften: Schwupp, up in the air.“
    „Kra kra.“ Der Vogel deutete mit dem Schnabel auf die Katze, die Schäfer nun ungewöhnlich schlapp erschien.
    „Was ist los, Mieze … hast du einen Kater? … Okay, der Witz war mies.“ Er ging langsam auf sie zu, worauf der Rabe einen Meter zurück hüpfte.
    Schäfer ging in die Knie und streichelte der Katze über den Rücken. War das Vieh krank? Wie merkte man denn so etwas? Er zwickte sie so stark, dass er meinte, sie damit jedenfalls zur Flucht bewegen zu können. Nichts. Der Rabe schrie. Die Katze schloss die Augen. War das jetzt ein neues Stück oder ging es ihr wirklich schlecht? Schäfer hob das Tier hoch, trug es ins Wohnzimmer und rief am Posten an.
    „Servus, ich bin’s … Kannst du mir die Nummer von der Tierärztin heraussuchen … Gut, lasse ich gelten, hab eh schon lange keinen Schäferwitz mehr gehört, jetzt die Telefonnummer bitte … Dann schick sie eben per SMS … Wo? … Mir egal, da kümmert ihr euch selber drum … zur Not holt ihr die Cobra.“
    Ein Betrunkener hatte beim Zehn-Jahres-Jubiläum eines Möbelhauses angefangen zu randalieren, weil er sich vom Glücksrad um den Hauptpreis betrogen fühlte – mittlerweile zertrümmerten angeblich drei junge Männer den Badezimmer-Schauraum. Und da sollte Schäfer jetzt tatütata ins Gewerbegebiet fahren, um seinen Kollegen beizustehen. Fehlanzeige. Er hatte eine kranke Katze am Arm und noch genug samstäglichen Morgenfrieden im Herzen, um die Welt zumindest bis zum Abend für einen wunderbaren Platz zu halten. Das war zu selten, um es wegen ein paar Trunkenbolden aufs Spiel zu setzen. Doch nicht sein Problem, wenn diese Möbelhaus-Idioten an einem Samstagvormittag Freibier ausschenkten an andere Idioten, die im Laufe des Freitagsbesäufnisses zu keiner befriedigenden Prügelei gekommen waren. Was sollte er denn dort ausrichten – mit seiner versehrten Hand? In den Haufen schießen? Andererseits, begann er zu überlegen … wenn er diese Vandalen irgendwie in den Küchenbereich locken und dazu bringen könnte, einen Herd zu beschädigen … den könnte er dann als Beweismittel beschlagnahmen und von einem der Iron Cops frei Haus liefern lassen … Piep piep, nistete sich eine SMS in seinem Handy ein. Er schupfte die Katze in seine linke Armbeuge und rief die Tierärztin an.
    „Danke, dass Sie sich so schnell Zeit genommen haben“, sagte Schäfer, während ihn die Tierärztin von der Eingangstür in die Praxis geleitete.
    „Bei einem polizeilichen Notfall kann ich wohl schlecht Nein sagen.“ Sie nahm ihm die Katze aus dem Arm und legte sie auf die Untersuchungsliege. „Was fehlt ihr denn?“
    „Tja …“, Schäfer lag es auf der Zunge, zu sagen: Bin ich der Veterinär oder Sie?, „sie wirkt ein bisschen … schlaff.“
    „Aber das ist doch … ist das die Miss Rost?“ Die Tierärztin nahm ihre Hände vom Bauch der Katze und schaute Schäfer verblüfft an.
    „Wer?“
    „Passen Sie auf, dass sie nicht herunterfällt.“ Die Frau ging zu einem grau furnierten Wandschrank, holte zwei Schuhschachteln heraus, stellte sie auf die Untersuchungsliege und nahm die Deckel ab.
    „2000, 2001 …“, murmelte sie, während Schäfer entgeistert zusah und an Bergmanns Theorie von den Energiefeldern dachte. Ganz falsch lag sein ehemaliger Assistent wirklich nicht: Überall, wo er hinkam, stellte sich in kürzester Zeit ein Sammelsurium an durchgeknallten Gestalten ein, die irgendetwas trieben, das mit der konventionellen Welt nicht konform ging.
    „Ah, da … das ist sie.“ Triumphierend hielt die Tierärztin Schäfer einen A4-Zettel hin, auf dem fett und groß die Kopfzeile Weggelaufen , ein unterbelichtetes Foto einer hässlichen Katze sowie ein Fließtext zu sehen waren.
    „Mai 2002“, brachte er murmelnd vor, was am rechten oberen Rand des Zettels in Handschrift zu lesen war, „topaktuell, Ihre

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