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Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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Fahndungskartei.“
    „Wo haben Sie sie gefunden?“ Sie fuhr dem apathischen Tier mit einem Holzstäbchen ins Maul.
    „Gar nicht … die ist mir zugelaufen.“
    „Und zehn Jahre fragen Sie sich nicht, ob irgendwer sie vermissen könnte?“ Sie drehte sich zu einer Anrichte um, zog eine Schublade auf und holte eine Spritze hervor.
    „Wieso zehn Jahre?“, erwiderte Schäfer nun schärfer als gewollt, „das … die Katze treibt sich erst seit zwei oder drei Monaten in meinem Garten herum.“
    „Das kann ich nicht glauben.“ Die Tierärztin füllte die Spritze mit einer braunen zähen Flüssigkeit aus einem Infusionsbeutel und hielt sie der Katze ins Maul.
    „Dann erstatten Sie von mir aus am Montag Anzeige wegen Falschaussage und ich nehme das gleich persönlich auf“, meinte Schäfer, der es partout nicht ausstehen konnte, der Lüge bezichtigt zu werden.
    „Nein, nein, so habe ich das nicht gemeint, Herr Major … ich kann’s nur nicht glauben, dass die Miss Rost so plötzlich wieder auftaucht … dass die überhaupt noch lebt.“
    „Wieso … wie alt ist sie denn?“
    „Na ja … wie der Alexander sie im Wald gefunden hat, war sie vielleicht fünf … höchstens acht, würde ich sagen … und die Frau Materna hat den Zettel hergebracht, gleich nachdem die Miss Rost weg war.“
    „Die Frau Materna? … Das war die Katze von der Nachtigall?“ Schäfer zog die Augenbrauen hoch.
    „Genau“, die Tierärztin lachte frei heraus, „Sie kennen sich eh schon recht gut aus mit den Spitznamen unserer Leute.“
    „Und ihr Sohn, Alexander: Der hat die Katze gefunden … und dann, als er verschwunden ist, war plötzlich auch die … die Miss weg?“
    „Stimmt eigentlich …“, die Ärztin nahm erneut den Zettel zur Hand, „daran hab ich damals gar nicht gedacht …“
    „Dass sie vielleicht wegen ihm weg ist?“
    „Ja … wir waren damals alle … wegen Sascha … dass da eine Katze …“ Mit einem Mal schien die Ärztin ihre professionelle Konzentration zu verlieren – während die von Schäfer stetig zunahm.
    „Sie sagen, die Miss Rost war zehn Jahre verschwunden und niemand hat sie gesehen, bis ich sie heute hierhergebracht habe …“
    „Ja … deswegen war ich ja auch so verwundert … dass sie überhaupt noch lebt.“
    „Verstehe.“ Schäfer trat an die Behandlungsliege und kraulte der Katze den Nacken, als müsste er seine Besitzansprüche sicherstellen. „Schon seltsam, oder? Zehn Jahre im Untergrund und dann taucht sie plötzlich wieder auf … das muss doch einen Grund haben, oder?“
    „Na ja … wenn sie jetzt etwa sechzehn ist, wie ich schätze … das ist schon ziemlich alt … das passt aber auch dazu, dass sie zutraulicher wird und die Nähe von Menschen sucht.“
    „Menschen …“
    „Ja, auch Polizisten sind Menschen“, meinte sie schmunzelnd und Schäfer wurde plötzlich gewahr, dass er ja einer Frau gegenüberstand; allerdings einer Frau mit einem Ehering – verdammt, hatten Tierärztinnen nicht generell ledig oder geschieden zu sein?
    „So habe ich das nicht gemeint … eher wegen dem Raben …“
    „Was denn für ein Rabe?“ Die Ärztin sah ihn verwundert an.
    „Der … egal“, winkte Schäfer ab. Dass in seinem Garten die Leute von Universum aufkreuzten, fehlte ihm gerade noch. Ein nerviges Filmteam im Ort war genug. „Also wird sie wieder, die Miss …“
    „Miss Rost … den Namen hat ihr Sascha gegeben … weil ihr Fell so eigen ist.“
    „Ja, eine hässlichere Katze werden wir so schnell nicht zu Gesicht bekommen.“
    „Ja … wobei hässlich relativ ist … sie ist sehr klug“, die Tierärztin hielt der gierig saugenden Katze nun die zweite Spritzenfüllung ins Maul, „womit füttern Sie sie denn?“
    „Füttern?“
    „Ja … Haustiere brauchen Nahrung, wie wir Menschen auch.“ Sie sah ihn vorwurfsvoll an.
    „Das ist kein Haustier … das ist ein Gartengast mit meiner Erlaubnis und einmal hat sie mir eine Maus vor die Tür gelegt, weshalb ich der Meinung war, dass sie sich ihr Futter …“ Die Ärztin warf ihm einen Blick zu, der jede weitere Diskussion erübrigte. Scheiße, verlor Schäfer sich in seinen Gedanken, warum bist du keine strafversetzte Veterinärkoryphäe, genauso einsam, genauso geil wie ich. Warum belohnt das Schicksal meine plötzliche Tierliebe nicht mit einem Quickie hier auf dem Behandlungstisch.
    „Ich gebe Ihnen etwas mit fürs Wochenende“, sagte sie und streichelte der nun wesentlich vitaler wirkenden Katze den Kopf, „und am

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