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Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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auf, torkelte zum Gartenschlauch, drehte an der Düse und ließ sich gut einen Liter in den Hals und auf den Oberkörper rinnen.
    „Ich auch!“, rief Kovacs und riss den Mund auf, worauf Sanders den Wasserstrahl auf sie lenkte und dabei gleich die ganze Runde einwässerte.
    „Bergmann, los, schießen Sie!“, schrie Schäfer.
    „Sorry, sorry, sorry!“ Sanders griff sich ein Geschirrtuch und tupfte das Wasser von den Dokumenten und Schäfers Gesicht.
    „Was für Energiefelder?“, wiederholte Sanders die Frage.
    „Dass unser Major die außergewöhnlichen Fälle anzieht“, sprach Bergmann nun in die Runde, „er hat ein Energiefeld um sich, das … egal, wo er als Polizist arbeitet, kommt es zu einer Häufung von …“
    „Bergmann!“, fiel Schäfer seinem Kollegen ins Wort. „Das haben wir, soweit ich weiß, das letzte Mal ausführlich genug besprochen.“
    „Was genau hat denn der Stark verpfuscht?“, bemühte sich Kovacs, die Spannung zu lösen.
    „Nicht so wichtig … ist wahrscheinlich auch nur ein … tut mir leid.“ Sanders nippte betreten an seinem Glas.
    „Also: Wo hat er gepfuscht, mein werter Vorgänger?“ Schäfer stand auf und entkorkte eine weitere Flasche. „Ist ja nicht so, dass ich neuen Erkenntnissen grundsätzlich abgeneigt bin … noch dazu, wenn sie von einem Verfasser großer Kriminalromane stammen!“

20.
    Im Laufe ihrer über zehnjährigen Zusammenarbeit – die man aufgrund des Überlappens in den Privatbereich durchaus auch als Beziehung bezeichnen konnte – hatte Bergmann Schäfers Eigenheiten besser kennengelernt als irgendwer sonst. Ein paar waren als harmlose Schrullen zu klassifizieren, andere waren für Nichteingeweihte seltsam bis beängstigend. Und dann gab es den roten Bereich, wo immer jemand rufen sollte: Verdammt, wir müssen hier raus, das Ding kann uns jeden Moment um die Ohren fliegen!
    Sich nach einem Abend wie dem vorherigen, als reichlich Wein und Herzblut geflossen waren, am Morgen in Schäfers Küche zu befinden und auf ein gemeinsames Frühstück zu drängen, gehörte eindeutig in diesen Bereich. Nicht, dass der Major handgreiflich wurde – doch die Stimmung, in die er einen bei solch einem Fehltritt allein durch seine Ausstrahlung versetzen konnte, glich jener im Niemandsland um Fukushima.
    Also kroch Bergmann kurz nach sieben aus seinem Schlafsack, nahm eine kalte Dusche, trank einen Nescafé und ging in den Garten, um Kovacs und den Drehbuchautor zu wecken. Mit dem Gartenschlauch in der Hand ging er auf den Deckenhaufen zu, unter dem die beiden lagen. Dann besann er sich und stupste sie sanft mit dem Fuß an. Auf, auf!, bevor die Bestie sich regt.
    „Lieber, lieber Bergmann, bester aller Freunde und Kollegen“, murmelte Schäfer, als er im Halbschlaf ins Bad torkelte und sich gleich auf den linken Fuß pinkelte. Hatte der Chefinspektor tatsächlich in diesem Zustand noch den Tisch abgeräumt! Und ihm einen Krug Wasser neben das Bett gestellt! Und einen Zettel in der Küche hinterlassen: Wünsche einen guten Morgen! Wir sind schon wieder am Strampeln. Schönen Tag!
    Schade, sagte sich Schäfer, als er mit einer Tasse Pfefferminztee ins Freie ging. So ein gemeinsames Frühstück wäre sicher lustig gewesen. Andererseits hatte er nicht vor, den Vormittag im Garten zu vertrödeln. Zu Mittag sollte es laut Wetterbericht bis zu dreißig Grad haben – da sah er sich schon an seinem Waldteich im Schatten liegen und ein Wurstbrot essen.
    Er war erst hundert Meter gegangen, als er noch einmal umkehrte; erstens die Katze, zweitens die Akten. In der Küche füllte er das stinkende Tierfutter in einen riesigen Aschenbecher, den er irgendwann in einem Lokal auf Lefkada hatte mitgehen lassen, stellte ihn unter den Kirschbaum und gab so lange nichtmenschliche Laute von sich, bis die Katze tatsächlich erschien und sich über das Futter beugte.
    „Sehr brav, Miss Rost … am besten versteckst du einen Teil davon irgendwo, bevor sich dein diebischer Freund darauf stürzt.“
    „Krah, krah!“, tönte es aus den Ästen über ihm.
    „Das ist nur für sie!“, rief Schäfer hinauf, „von mir aus kannst du das Baguette haben, das von gestern übrig geblieben ist … aber von den Haseninnereien hältst du dich fern!“
    „Krah, kraaah!“
    Mit erleichtertem Gewissen und einem Kilo Ermittlungsakten im Rucksack marschierte er schließlich zum zweiten Mal los. Die ersten zwei Kilometer erledigte er im Laufschritt. Erst als er im Wald war, die Verkehrsgeräusche

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