Es wird Tote geben
der Ermittlungseinheit Gewaltkriminalität, sowie Revierinspektorin Kovacs.“
„Und Sie waren ihr Chef?“
„Ja, irgendwann einmal.“ Um einer weiterführenden Diskussion über seinen ehemaligen und jetzigen Arbeitsplatz zu entgehen, nahm Schäfer ein paar Flaschen aus dem Regal, drückte Sanders drei in die Arme und ging die Treppe hinauf.
„Übrigens: Ich habe die Akten mitgenommen“, meinte der Autor aufgeregt.
„Schön … ich gebe Ihnen ein Zeichen, wann Sie damit anfangen dürfen.“
„Was denn für eins?“
„Ich springe über den Gartenzaun und laufe schreiend die Straße hinunter.“ Schäfer warf einen Blick in die Küche, die nichts mehr mit dem Raum zu tun hatte, in dem er bei Sonnenaufgang sein Frühstück zubereitet hatte. „Geht der Herd jetzt?“, rief er in den Schweiß- und Biergeruch hinein.
„Der Herd schon“, kam eine kräftige Stimme unterhalb der Spüle hervor, „aber die Leitungen – Strom und Wasser – die gehören schleunigst getauscht … das ist ja schon fahrlässig!“
„Ja … was haltet ihr davon, wenn ich euch eine Kiste Bier ausgebe, die ihr bei euch daheim vernichtet, und das Projekt Küche verschieben wir auf nächste Woche.“
Das folgende mehrstimmige Gegröle fasste Schäfer als Zustimmung auf, suchte Brieftasche und Autoschlüssel und bat Sanders, zur nächsten Tankstelle zu fahren. Ein paar Beutel Knabberzeugs sollte er auch mitnehmen, falls sich beim Kochen irgendwelche Verzögerungen ergäben. „Vielleicht gleich Pizza?“, fragte der Drehbuchautor, was Schäfer nicht einmal kommentierte. Den Teufel an die Küchenwand zu malen, wo diese Höllenhunde schon die Tapeten heruntergefetzt hatten … Es war Zeit, sein Revier zu behaupten!
Ein paar Stunden später war seine Welt wieder in Ordnung – zumindest die kleine. Die Steaks in Schalotten-Rotwein-Soße waren dank Bergmanns Übernahme der Küche vorzüglich gelungen, das Mousse von der famiglia Antinori so flaumig wie deftig, auch der Wein nicht von schlechten Reben. Zudem: 26 Grad, in den Kiefern das Gezirpe der Grillen, ein wolkenfreier Nachthimmel, in den die Funken des Lagerfeuers stoben wie sehnsüchtige Gedanken an eine Geliebte. (Ein etwas schiefer Vergleich, wie Schäfer sich nun selbst eingestand, während er in die Flammen starrte. Ein Vergleich, der mehr den Vergleichenden entblößt als den Gegenstand, oder? Weil ich sehnsüchtig und einsam bin. Weil meine Wünsche in den Himmel schießen und verlöschen, ohne von irgendjemandem gehört zu werden. Da drüben turtelt die Kovacs mit dem Drehbuchautor, da vorne torkelt Bergmann durch den Garten und erklärt sich selbst die Sternbilder. Und ich sitze da wie der Oberbösewicht bei James Bond: eine greise Katze im Schoß und ein irres Grinsen auf den Lippen.)
Kurz nach Mitternacht war der Drehbuchautor betrunken und mutig genug, drei ähnlich betrunkenen Kriminalpolizisten seine Erkenntnisse in Bezug auf einen zehn Jahre zurückliegenden Vermisstenfall aufzudrängen. Mit einem energischen So! schleuderte er seinen Rucksack auf den Tisch. Holte den Aktenstapel heraus, den aus den Händen gegeben zu haben Schäfer nun ein gestöhntes Mea culpa, mea maxima culpa! entlockte.
„Ihre Schuld nicht, Major, aber … wieso habt ihr hier in Österreich eigentlich so militärische Titel bei der Polizei?“, entgleiste Sanders in seinen Ausführungen und erhielt keine Antwort, „ja … aber womöglich die Schuld von Ihrem Vorgänger, Chefinspektor Stark …“
„Können wir nicht gleich die Auflösung haben?“ Kovacs legte ihre Hand auf Sanders’ Unterarm, was ihn erneut aus dem Konzept brachte.
„Auflösung? … Die habe ich nicht … aber dass da was faul ist, unbedingt ist hier was faul!“, Sanders schlug sein Notizbuch auf und bemühte sich, die richtige Seite zu finden, „ich hab’s gleich …“
„Wenn das was wird, gehe ich auch zum Film“, wandte sich Schäfer an Bergmann, dessen Augenlider schon auf Halbmast hingen.
„Ja“, murmelte Bergmann, nickte bedächtig und richtete sich plötzlich hellwach auf. „Aber wenn der Piefke tatsächlich etwas gefunden hat und das wird eine große Geschichte, dann …“
„Ähm … ich kann Sie hören“, brachte Sanders ein.
„Entschuldigung, das war … tut mir … wirklich, ganz ehrlich leid.“
„Dann was?“, fragte Schäfer.
„Dann … ja dann schaut das mit meiner Theorie von den Energiefeldern auf einmal wieder ganz anders aus!“
„Was für Energiefelder denn?“ Sanders stand
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