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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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hätte ich doch nur jede Akte gelesen, als ich noch Zugang dazu hatte.
    Dann würden wir jetzt vielleicht nicht in diesem Schlamassel stecken.

16  
    In der Nacht weckte mich ein polterndes Geräusch. Sofort saß ich kerzengerade im Bett und entdeckte Sam, der am anderen Ende des Zimmers in einem der Einbauschränke herumkramte. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie spät es war, doch der Dunkelheit nach zu urteilen, war es noch mitten in der Nacht.
    »Was machst du da?«
    Nun zuckte Sam zusammen. Ich hatte ihn erschreckt. Das passierte nicht oft; Sam war immer in Alarmbereitschaft.
    »Ich bin aufgewacht und -« Er verstummte, seine Hände ruhten auf einem der Regalböden. »Ich weiß es nicht... Irgendwas ...«
    Ich ging zu ihm. »Eine Erinnerung?«
    »Vielleicht.«
    Sam hatte die Decken und Laken aus dem Schrank geholt und auf dem Boden davor gestapelt, daneben befand sich ein Haufen Frauenkleidung. Ich zog ein Oberteil hervor. Das kohlengraue Material fühlte sich an wie Seide. Eine elegante Rüsche zierte den Kragen. Außerdem lagen da eine Jeans und ein paar körperbetonte T-Shirts. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht, einen Blick in den Schrank zu werfen, als ich dieses Zimmer in Beschlag nahm. Ich war einfach davon ausgegangen, dass die Jungs schon alles Interessante gefunden hatten. Aber Frauenkleidung hatte keiner von ihnen erwähnt. Nicht, dass mir irgendwas davon passen würde. Die Sachen waren viel zu klein.
    »Von wem sind die?«
    Sam warf einen Blick über die Schulter. »Keine Ahnung.«
    »Ist das nicht irgendwie merkwürdig? Ich meine -« Ich dachte über alle möglichen Gründe dafür nach, wieso sich in Sams Schrank trendige Frauenkleidung befinden konnte. Vom Stil her passte sie nicht zu meiner Mutter, so viel wusste ich dann doch über sie. Es war die Kleidung einer jungen Frau. Vielleicht in meinem Alter.
    Ich legte das Oberteil wieder zurück, mein Herz schwer vor Eifersucht, obwohl ich nicht mal wusste, gegen wen sie sich richtete.
    Sams gesamter Oberkörper verschwand im Schrank, er rüttelte an der Rückwand. Ein Paneel löste sich. Verdutzt hielt Sam es in den Händen, wir beide starrten darauf. Er lehnte es an die Wand und tastete weiter. Als Nächstes holte er eine feuerfeste Kiste hervor. Sie ähnelte der Kiste, die er auf dem Friedhof ausgegraben hatte. Sofort ging er zur Treppe.
    Cas stieß auf dem Treppenabsatz zu uns. »Was ist los?«
    »Sam hat etwas gefunden«, sagte ich.
    Nick war bereits von seinem Nachtlager auf dem Sofa aufgesprungen, als ich im Erdgeschoss ankam. Er betrat direkt hinter mir die Küche, weshalb sich meine Nackenhaare aufstellten. Kaum standen wir alle um den Esstisch, hatte Sam auch schon das Schloss aufgebrochen.
    »Und? Was ist drin?« Cas zappelte ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Jetzt sag schon! Die Spannung bringt mich um!«
    Sam drehte die Kiste so, dass wir den Inhalt sehen konnten. Sie enthielt verschiedene Dinge, doch das Erste, was mir ins Auge sprang, war eine Menge Geld. Zwanzig- und Fünfzigdollarscheine, zu Bündeln a fünfhundert Dollar zusammengefasst, wie die Papierbanderolen verrieten. Das waren mindestens sechstausend Dollar.
    »Alter Falter«, sagte Cas und pfiff durch die Zähne. »Jetzt können wir endlich was zu essen kaufen. Und Unterwäsche.«
    Sam leerte nach und nach die Kiste. Zum Vorschein kamen Pässe, Führerscheine. Sie gehörten alle Sam, waren jedoch in verschiedenen Bundesstaaten ausgestellt und mit unterschiedlichen Namen versehen. Ganz unten lag ein Umschlag. Sam nahm ihn heraus, öffnete die Lasche und zog einen Zettel und ein Foto heraus.
    Auf dem Zettel standen eine Menge Buchstaben, die aber keine zusammenhängenden Wörter bildeten. Sam legte ihn beiseite und sah sich das Foto genauer an. Die Farben waren über die Jahre verblasst. Ich beugte mich ein wenig vor.
    Auf dem Bild waren zwei Menschen zu sehen, die vor einem Birkenwäldchen standen. Das Mädchen war vermutlich in meinem Alter, sein Haar hatte die Farbe von Kastanien. Es fiel ihr in großen Wellen über die Schultern. Sie schmiegte sich an den Jungen, der neben ihr stand, ihr Blick fest auf ihn geheftet.
    Der Junge auf dem Foto war Sam.
    *** 
    »Mensch, Sammy«, sagte Cas. »Krasse Frisur.« Cas gab das Foto an Trev weiter. Wir waren ins Wohnzimmer umgesiedelt, die einzige Lichtquelle hier war der bernsteinfarbene Feuerschein. Sam hatte uns den Rücken zugewandt, starrte aus dem Fenster.
    Ich kuschelte mich in die eine Ecke des Sofas,

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