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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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nicht.
    Ich schoss so lange weiter, bis das Magazin leer war.
    »Gut.« Sam bedeutete mir, ihm die Waffe zu geben. Ich hätte gern noch Zielen geübt, aber ich wusste ja, dass unser Munitionsvorrat begrenzt war. Also reichte ich sie ihm.
    »Wieso kennst du dich so gut mit Waffen aus?«, wollte ich wissen und wiederholte damit die Frage, die er mir ein paar Tage zuvor nicht beantwortet hatte.
    Er holte eine Handvoll Patronen aus der Manteltasche. »An ein paar Dinge von früher kann ich mich erinnern. Hauptsächlich an motorische Abläufe. Zum Beispiel eben, wie man eine Pistole bedient. Oder wie man ein Auto fährt.« Er ersetzte die Patronen, die ich verbraucht hatte. »Ähnlich ist es mit den Fremdsprachen. Aber ich weiß auch noch, wie man komplizierte Gleichungen löst, wie man sich Fluchtwege einprägt, wie man Menschen liest.«
    Ich folgte ihm über die Stufen der hinteren Veranda. Er hielt mir die Tür auf, und als ich drinnen war, atmete ich erleichtert auf, der Kälte wieder entkommen zu sein. Nick hatte sich schon früh um das Feuer im Kamin gekümmert, im Haus war es also angenehm warm.
    »Was kannst du sonst noch?«, fragte ich.
    Sam legte die Glock auf die Anrichte neben eine Tüte Oreos, die Cas vor ein paar Tagen auf einem nächtlichen Ausflug mit Trev im Dorf gemopst hatte.
    Trev saß am Tisch und las einen Western, den wir neben Die missliche Lage des Herzogs im Schrank gefunden hatten. Das Buch war völlig zerfleddert, die Seiten hielten nur noch mit Müh und Not an der Bindung. Entweder erhoffte er sich, darin auf weitere Hinweise zu stoßen, oder ihm war unglaublich langweilig. Als wir hereinkamen, schaute er auf.
    »Erzählst du ihr von unseren Tests?«, fragte er.
    Ich setzte mich zu ihm und rieb meine Hände aneinander, um das taube Gefühl zu vertreiben. »Was denn für Tests?«
    Sam hatte sich gegen die Anrichte gelehnt, die das Esszimmer von der Küche trennte. »Wir haben uns gegenseitig getestet, um herauszufinden, was wir können. Trev war fürs Protokollieren zuständig.«
    »Aber... Dad hat eure Zimmer doch alle paar Monate durchsucht. Hätte er eure Protokolle da nicht gefunden?«
    Trev grinste. »Mensch, Anna. Du vergisst, mit wem du hier sprichst.«
    Ich legte die Stirn in Falten, weil ich nicht verstand, worauf er anspielte. »Du hast dir alles gemerkt?«, fragte ich dann verblüfft. Er nickte. Ich wusste ja, dass Trev gut darin war, Zitate und Gedichte zu behalten, aber Testergebnisse auswendig lernen? Das war um einiges beeindruckender.
    »Und, was habt ihr herausgefunden?«
    Ein Holzscheit knackte laut im Kamin. Jemand stocherte mit dem Schürhaken im Feuer. Nick. Höchstwahrscheinlich lauschte er.
    Sam und Trev tauschten fast unmerklich einen Blick, bevor Trev antwortete. »Sam ist der Stärkste von uns allen. Cas hat die besten motorischen Fähigkeiten und das schlechteste Gedächtnis. Nick hat eine sehr gute Ausdauer, ist aber nicht im Geringsten so schnell wie Sam -«
    Der Schürhaken wurde in seine Halterung gepfeffert. Nick hörte definitiv zu. Ich fragte mich, wo Cas steckte. Dann fiel mir wieder ein, dass er in die Garage gegangen war, um dort noch ein wenig herumzuschnüffeln.
    »Es scheint so, als hätte ich ein fotografisches Gedächtnis«, fuhr Trev fort. »Insgesamt haben wir alle gute Memofähigkeiten. Wir alle wissen noch, wie man ein Auto fährt, schießt und eine ganze Reihe von Geräten bedient. Manchmal tauchen Bruchstücke von anderen Erinnerungen auf, aber nie etwas Aussagekräftiges.«
    Ich beobachtete Sams Reaktion. Er hatte sich doch letztens an etwas erinnert. Das war also nicht das erste Mal gewesen? Abgesehen von der Bemerkung, dass er Wasser mochte, hatte er nie über seine Erinnerungen gesprochen. Keiner von ihnen, um genau zu sein.
    »Sam hat die schlimmsten Flashbacks«, fuhr Trev fort. »Deshalb schläft er kaum.«
    »Das hast du mir gegenüber nie erwähnt -« Ich setzte mich auf. All die Male, die ich mich nachts ins Labor geschlichen hatte, war Sam immer wach gewesen. »Wieso hast du nie was gesagt?«
    Sam zog eine Schulter hoch. »Was hätte ich denn sagen sollen?«
    »Wenn du dich an Einzelheiten erinnern kannst, heißt das vielleicht, dass dein Gedächtnis zurückkommt. Ich hätte dir helfen können. Oder mein Vater -«
    »Es sei denn, unsere Erinnerungen wurden absichtlich ausgelöscht«, fiel er mir ins Wort und sprach damit erneut seinen Verdacht an. »Dann hätten meine Flashbacks das Projekt gefährdet und die Sektion hätte das Problem

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