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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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abgesucht.«
    Ich sackte in mich zusammen. »Oh.« Ich war nicht nur enttäuscht darüber, dass dieser Gedanke nicht hilfreich war, es wurmte mich außerdem, dass er nicht mich gefragt hatte. Auch wenn er diesmal vielleicht so gründlich suchen wollte wie eben möglich, was vermutlich bedeutete...
    Ich lief rot an, als ich mir vorstellte, was »gründlich« bedeutete.
    »Aber wir wissen jetzt zumindest, wohin wir als Nächstes müssen«, sagte ich und strich das Papier vor mir glatt. »Port wurde auch in deiner Akte erwähnt. Wer immer die Aufzeichnungen damals verfasst hat, wird damit Port Cadia gemeint haben.«
    Er schob einige Zettel beiseite, damit er seine Ellbogen aufstützen konnte. »Möglich. Aber ich kann ja schlecht dahindüsen, ohne zu wissen, wo genau ich mit der Suche ansetzen muss.« Er fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. »Und der Anfang der Nachricht könnte ja auch eine Warnung sein. Ich brauche einen schlüssigen Plan, bevor ich den nächsten Schritt mache.«
    Ich schaute mir erneut die Buchstaben der ersten Zeile an. Irgendwie kamen mir die Xe und Is bekannt vor, ich konnte sie aber einfach nicht zuordnen. Und je länger es dauerte, die Nachricht komplett zu entschlüsseln, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass Connor und Riley uns auf die Spur kamen.

23
    Ich warf einen Blick auf die Uhr, die am Kamin hing. Seit der letzten Schmerztablette waren sechs Stunden vergangen. Ich hatte die meiste Zeit mit dem Tagebuch meiner Mutter in einen der Sessel gekuschelt verbracht. Erst hatte ich eine neue Zeichnung von Trev angefangen, dann war ich meine Notizen zu den Jungs durchgegangen und schließlich hatte ich mal wieder die Einträge meiner Mutter gelesen.
    Eins der ersten Rezepte war mit dem Namen »Essen für zwei an einem regnerischen Abend« überschrieben. Ein Thunfischauflauf, der eigentlich ganz lecker klang, doch an den unteren Rand hatte sie hinzugefügt:
    DESASTER. Arthur fand's schrecklich.
    Dad. Mir kam es vor, als hätte ich seit Wochen nicht mehr mit ihm gesprochen. Ich wusste ja nicht mal, ob sich jemand um seine Schussverletzung gekümmert hatte oder er mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Und immer noch fragte ich mich, wie es um das Haus stand. Wer kümmerte sich darum, seit ich nicht mehr da war? Die Blätter mussten zusammengeharkt und dann in den Wald gebracht werden. Außerdem musste jemand den speziellen Winterfußabtreter aus der Garage holen und im Vorraum auslegen. Die Fenster im Wohn- Aus der Küche drang das regelmäßige Tropfen des Wasserhahns. Pling. Pling. Das Notstromaggregat tuckerte in der Garage. Sam lief nervös auf und ab. Er schaffte es einmal bis zur hinteren Wand und zurück, bis er erstarrte.
    Ich konnte leise eine Stimme am anderen Ende der Leitung hören. Sam sah mich an, seine Augen ungläubig weit aufgerissen. »Ja«, sagte er. Er rieb sich mit der freien Hand die Wange und ratterte dann unsere Adresse hinunter.
    »Wie lange?«, fragte er. Dann: »Gut.« Und er legte auf.
    Ich stürzte zu ihm. »Und?«
    »Sie wusste, wer ich bin.«
    Sie? Oh, bitte, lass es nicht das Mädchen von dem Foto sein!
    »Hast du ihre Stimme erkannt?«, fragte ich.
    Er schnappte sich seine Waffe von der Anrichte, holte das Magazin heraus, überprüfte die Patronen. Das hatte er bereits gemacht, bevor er den Anruf getätigt hatte.
    »Sam?«
    »Ich glaube, wir warten am besten erst mal, bis sie hier ist, für den Fall -«
    Wie automatisch streckte sich mein Rücken, meine Schultern strafften sich. »Sam, wer war das?«
    Er schloss langsam die Augen und wirkte für einen Moment, als wolle er seufzen. Doch stattdessen öffnete er seine Augen wieder. »Sura. Sie hat gesagt, sie heißt Sura.«
    Mir wurde schwarz vor Augen. Mein Atemreflex setzte aus.
    Meine Mutter war also nicht tot. Und sie befand sich auf dem Weg hierher.

24  
    Das Dröhnen in meinem Kopf wurde nur noch lauter. Sura - meine Mutter - hatte am Telefon gesagt, sie sei in vier Stunden da. Vier Stunden. In vier Stunden würde ich meine Mutter treffen. Die Schmetterlinge in meinem Bauch kamen gar nicht mehr zur Ruhe. Wusste sie, dass ich bei Sam war? Was wusste sie überhaupt über mich?
    Ich konnte nicht begreifen, warum sie mich verlassen hatte. Warum mein Vater mich mein Leben lang angelogen hatte. Woher kannte meine Mutter Sam und wieso hatte sie den ersten Hinweis für ihn in ihrem Haus in Pennsylvania versteckt?
    Der Hinweis hätte für mich sein sollen. Wenn sie jemandem den Weg zu

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