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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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war er dann jetzt fähig?
    Er hatte mir versprochen, dass ich immer auf ihn zählen konnte, doch wenn er zwischen mir und dieser Dani wählen müsste, wie würde er sich da entscheiden? Und wenn er je eine von uns beiden opfern müsste, um die Gruppe zu schützen, war ich mir nicht so sicher, auf wessen Seite er sich stellen würde.
    Sura faltete ihre Hände und legte sie sich in den Schoß. »Die haben euch ja wirklich leer gefegt. An was kannst du dich denn überhaupt erinnern?«
    Nick lachte verächtlich. »Nicht an das kleinste beschissene bisschen.«
    Ihr Blick schweifte zu Nick. »Wie ich sehe, hast du dich nicht sehr verändert, Nicholas. Immer noch das gleiche freche Mundwerk.«
    Cas unterdrückte ein Lachen, worauf Nick ihm einen vernichtenden Blick zuwarf.
    »Wir sind vor fünf Jahren in einem Labor zu uns gekommen«, erklärte Sam. »Vom Leben davor wissen wir nichts Handfestes, wir haben nur vereinzelte, verschwommene Flashbacks.«
    Sura nickte, als würde das für sie nun alles einen Sinn ergeben. »Also gut, dann fangen wir einfach von vorne an. Erzählt mir, wie ihr geflohen seid. Ich glaube, ich kann mich dunkel an ihn erinnern«, sie deutete auf Trev. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf mich. »Aber diese junge Dame hier kenne ich nicht.«
    Es ging ein Ruck durch Sam. Es ging ein Ruck durch mich. Es ging ein Ruck durch jeden von uns. »Sie wissen nicht, wer sie ist?«
    Suras Augenbrauen vertieften sich über ihrem Nasenansatz zu einem V. »Sollte ich?«
    Trev trat von einem Fuß auf den anderen. Nick knackte mit seinen Fingern. Ich wusste nicht, was sie erwartet hatten, schließlich waren sechzehn Jahre vergangen, seit meine Mutter mich zuletzt gesehen hatte. In der Zwischenzeit hatte ich ein paar wesentliche Veränderungen durchgemacht. Konnten sie ihr nicht ein wenig mehr Zeit lassen als eine Sekunde, bevor sie ihre Schlüsse zogen?
    Sura sah mich genau an. Dad hatte immer behauptet, ich hätte ihre Augen, doch das glaubte ich jetzt nicht mehr. Ihre Augen waren grün und meine braun. Auf dem Foto, das ich von ihr hatte, war ihre Augenfarbe nicht zu erkennen gewesen, deshalb war mir bisher nicht aufgefallen, dass Dads Aussage falsch gewesen war.
    »Das ist Anna«, sagte Sam.
    »Anna«, wiederholte sie, als müsste sie meinen Namen testen, weil er ihr irgendwie bekannt vorkam, sie jedoch nicht mehr wusste, woher. »Nun, Anna, es freut mich, dich kennenzulernen.«
    Ich starrte sie an. Diese Begrüßung sagte alles, was es zu sagen gab. Je länger ich sie anstarrte, desto mehr verschwamm sie vor meinen Augen, weil sich darin immer mehr Tränen sammelten.
    »Sura, Anna ist Ihre Tochter«, sagte Sam, doch selbst er klang nicht mehr so überzeugt.
    Es schrillte in meinen Ohren, während sie mich ansah, richtig ansah. Dabei vertieften sich die feinen Fältchen um ihre Augen. »Was genau haben sie dir denn erzählt?«
    »Sie erkennen sie wirklich nicht wieder?«
    Sie seufzte. »Ich war nie schwanger«, sagte sie dann.
    Die Last so vieler Tage voller Ungewissheit und Sorgen überfiel mich plötzlich. Das Schrillen wurde lauter und ein Schluchzen entwich mir. Ich sprang von der Couch. Der Hund hob den Kopf, die Marken an seinem Halsband klimperten. Ich hastete durch die Küche, während der Hund hinter mir herbellte. Ich rannte nach draußen, der Wind war eiskalt auf meinen Wangen, über die nun Tränen liefen.
    »Anna!« Sams Schritte folgten mir, doch ich rannte weiter, dabei wusste ich nicht mal, wohin - doch überall war besser als hier. Mein Leben lang hatte ich mir gewünscht, meine Mutter kennenlernen zu können, und nun war sie da, aber ich nicht ihre Tochter?
    »Anna, warte.«
    Farnblätter schlugen mir gegen die Beine. Ein Ast verfing sich in meinen Haaren. Ich verlor an Schwung, weshalb Sam mich einholte und herumwirbelte.
    »Sie weiß nicht, wer ich bin!«, schrie ich und stieß ihn dabei von mir fort. Ich wollte nicht, dass er sah, wie ich zusammenbrach. Außerdem konnte ich keine weitere Sekunde ruhig stehen bleiben.
    »Wir müssen herausfinden, wieso das so ist«, sagte er. »Warte.«
    Ich vergrub mein Gesicht verzweifelt in seinem Hals. Er roch nach Seife und frischer, reiner Luft. Er roch nach Zuhause.
    Ich wollte einfach nur zurück, selbst wenn nichts davon wahr war. Mir fehlte die Vorhersehbarkeit von allem. Zu Hause wusste ich immer, was mich erwartete. Sam war immer da und ich war immer die Anna, die ihre Mutter verloren hatte und deren Vater jede freie Sekunde arbeitete.
    Das war

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