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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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bemerkte sie Davids überraschten Blick. »Ich weiß nicht, Doreé.«
    Mit einem Schlenker ihrer Hand wischte sie seinen Einspruch fort. »Nein, wir machen es. Wir haben keine andere Wahl.«
    David stieß einen resignierten Seufzer aus. Sein Blick sprach Bände. Er misstraute Satan und hielt sein Angebot ganz und gar nicht für das kleinere Übel. Doreé nahm das Schmuckstück und stopfte es in ihr Kleid.
    Satan erhob sich und bedachte sie mit einem letzten durchdringenden Blick, der ihr einen Schauer über den Rücken jagte. »Gib auf die Schlange acht, Tochter des Boten, und glaube nicht, du könntest mich täuschen. Ich weiß, ob du sie bei dir trägst, und auch, ob du mit dem Gedanken spielst, den Auftrag nicht zu erfüllen. Dein Einverständnis ist bindend.«
    Der finstere Hauch, der ihn umfloss, verdichtete sich. Sein Körper wuchs in die Höhe und Breite. Das Reißen von Stoff hallte durch den Raum. Für einen kurzen Augenblick stachen Dornen aus Satans Rücken und Schultern. Da sie sich nicht vollständig materialisierten, konnte Doreé seine Gestalt nur unklar erkennen. Er sah aus wie ein stacheliger Schakal. Die Höllenhunde duckten sich winselnd hinter den Gitterstäben, den Schwanz zwischen die Beine und die Schnauzen auf den Boden gepresst. Die Sklaven fielen auf die Knie und neigten zitternd die Häupter.
    Die Hure indessen grinste und leckte sich über die Lippen. Sie schien sich an der Machtdemonstration zu erfreuen, genauso wie sie sich über Mammon und Gäaps Kampf gefreut hatte. Während sich Satan langsam wieder beruhigte, wandte sie sich der asiatischen Dienerin zu. »Bring ein frisches Hemd und zwei oder drei Menschen. Sobald die beiden fort sind, will dein Herr ein wenig Spaß.«
    Doreé schluckte. Die Vorstellung, was Spaß für Satan und vor allem für die Menschen bedeutete, weckte in ihr den dringenden Wunsch, dieses Haus so schnell wie möglich zu verlassen.
    Die Hure wandte ihre Aufmerksamkeit David zu. »Wenn ihr keine Fragen habt, dann führe ich euch zum Ausgang.«
    »Eine Frage hätte ich noch«, stieß Doreé hervor.
    David stöhnte auf. »Lass uns endlich gehen.«
    Doreé ließ sich nicht beirren. »Vorhin habt ihr meinen Bruder erwähnt. Was hatte das zu bedeuten?«
    Die Hure zog die Augenbrauen hoch. Satan, der sein zerfetztes Hemd abgestreift und zu seiner schmalbrüstigen Form zurückgefunden hatte, trat hinzu und legte seinen Arm um ihre Taille. »Du hast ihr von ihm erzählt?« Seine Stimme klang gefährlich sanft.
    Unbeeindruckt zuckte die Hure mit den Schultern. »Entschuldige, Liebster, es ist mir herausgerutscht.«
    Bedrückendes Schweigen senkte sich herab. David zog an Doreés Arm, wollte sie zum Gehen bewegen, doch sie weigerte sich. Sie wollte nicht gehen, nicht bevor sie wusste, von was die Hure gesprochen hatte.
    »Ach, was soll’s«, gab Satan schließlich nach. »Vielleicht ist es ein zusätzlicher Ansporn. In eben diesem Moment befindet sich dein Bruder auf dem Berg Zion und wartet auf dich.«
    »Aber er war doch noch ein Kind, als er starb«, fuhr Doreé bestürzt fort. »Wie kann er da hier gelandet sein?«
    Satan seufzte theatralisch. »Er ist nicht tot. Er ist so lebendig wie du.«
    »Was?« Fassungslos starrte Doreé den Höllenfürsten an. Ihr Bruder lebte? Wie konnte das sein? Hatte ihre Mutter sie all die Jahre angelogen?
    Satan deutete auf David. »Dein Freund kann es dir erklären. Seine Leute haben ihn zu uns gesandt. Nicht ganz freiwillig möchte ich hinzufügen.«
    Ruckartig wandte Doreé sich David zu. »Ist das wahr?«
    David wich ihrem Blick aus, was ihre Befürchtungen bestätigte. »David? Sag was!«
    Satan klatschte in die Hände. Er schien sich köstlich zu amüsieren. »Nur zu, David. Erzähl ihr von deinen Freunden, die sich für so viel besser halten als den Rest der Menschheit.«
    »Er war nur als Notfallplan gedacht, falls alles andere schiefgeht«, murmelte David. Offensichtlich war ihm das Thema mehr als unangenehm.
    Doreé umklammerte seinen Arm. »Ihr wusstet von Jakob?«
    Er nickte. »Wir haben den Kontakt zu ihm gesucht, genau wie zu dir.«
    »Ich …«, sprachlos starrte sie ihn an. Warum hatte er ihr nicht von Jakob erzählt? Warum hatten ihre Eltern ihn – ja was? Weggegeben? Verstoßen? »Wo hat er gelebt? Wie ist er hier gelandet?«
    »Eine Escorterin hat ihn aufgezogen, die Frau, die wir am See in der Hasenheide getroffen haben.«
    Die seltsame, weißhaarige Frau! Ihr Gefühl hatte also nicht getrogen. David hatte sie gekannt

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