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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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er. »Komm, lass uns schauen, ob das Wasser trinkbar ist.«
    Vorsichtig überquerten sie die Straße. Natürlich erwartete Doreé nicht wirklich, ein Auto zu sehen, doch die absolute Leere der endlosen Straße wirkte beklemmend. In Höhe des Mittelstreifens drang erstickender Abgasgeruch in ihre Nase. Ein Echo hallte über den Asphalt, der Nachhall hunderter und aberhunderter Autos. Verwirrt hielt Doreé inne und blickte die Straße entlang. Nichts. Doch der Geruch und die Laute drangen deutlich an Nase und Ohr.
    »Es riecht nach Abgasen. Das ist unheimlich«, wisperte sie.
    David zog sie weiter. »Nicht anhalten.«
    Fahrtwind riss an ihrem Kleid und schleuderte sie zurück, als wäre ein Auto nur Zentimeter entfernt an ihr vorbei gerast. »Scheiße«, fluchte Doreé. »Was war das denn?« Die Autobahn wurde von Minute zu Minute unheimlicher und sie war froh, als sie die Leitplanken erreichte.
    Am Flussufer fiel Doreé auf die Knie, tauchte ihre Hände in das Wasser und schöpfte es sich gierig in den Mund. Je mehr sie trank, umso mehr Durst schien sie zu bekommen. Erst nachdem sie zum vierten Mal ihre Hände gefüllt hatte, bemerkte sie, dass das Wasser nicht klar war, sondern hellrot wie stark verdünntes Blut. Angewidert zuckte sie zurück und plumpste auf ihr Hinterteil.
    »Glaubst du, es könnte giftig sein?«
    David ging neben ihr in die Hocke und ließ seine Finger durch das Wasser gleiten. »Es wird dich nicht umbringen, nehme ich an, aber ob es eine Wirkung hat, werden wir noch sehen. Komm, wir müssen weiter.«
    Doreé rieb sich über die Stirn. »Ich kann nicht mehr. Ich bin müde und hungrig und habe schrecklichen Durst. Können wir uns nicht eine Weile ausruhen?«
    David zögerte einen Augenblick und musterte sie. »Okay«, sagte er schließlich. »Aber hier auf offenem Land ist es zu gefährlich. Lass uns dort hinübergehen, zu diesem komischen Landsitz. Hinter den Bäumen können wir uns verstecken. Da hinten ist eine Brücke.«
    Doreé rappelte sich auf und folgte ihm. Die Brücke entpuppte sich als steil in die Höhe steigender, schmaler Steg, der ohne irgendeinen Halt an den Seiten über das Wasser führte. Viele Meter wölbte er sich empor, nur um auf der anderen Seite fast senkrecht hinabzustürzen.
    »Das schaffe ich nicht«, zweifelte Doreé. »Bestimmt fall’ ich da runter.«
    »Du musst«, beschwor David sie. »Geh einfach auf allen Vieren.«
    Da sie keine andere Wahl hatte, tat sie wie geheißen. Obwohl sie versuchte, nicht nach unten zu schauen, fiel ihr Blick wie von selbst immer wieder in die Tiefe unter ihr. Als sie den höchsten Punkt erreichte, der mindestens acht Meter über der Wasseroberfläche lag, hielt sie inne. Unter ihr sprudelte der Fluss, schlug Wellen und bildete Strudel, aus denen sich ein Mensch aus eigener Kraft sicher nicht mehr befreien konnte. Inmitten der gurgelnden Brühe erspähte sie längliche Schatten, die entgegen der Strömung durch das Wasser huschten.
    »Nicht hinsehen. Kriech weiter«, trieb David sie an.
    Doreé richtete ihren Blick nach vorn und überwand den höchsten Punkt. Nun ging es abwärts. Im nächsten Augenblick zuckte sie vor Schreck zusammen.
    Am Ufer standen zwei Männer mit pechschwarzer Haut. Zahllose Ringe zierten ihre nur mit einem Lendenschurz bekleideten Körper, die an allen möglichen und unmöglichen Stellen durch die Haut gefädelt worden waren. An manchen hingen weitere Ringe oder auch Reißzähne, die bei jedem Windhauch gegen ihre Haut schlugen. Ihre Körper waren völlig haarlos. In beiden Händen hielten sie schwere Ketten, die zu hüfthohen, stämmigen Kreaturen führten, die mit dem getupften Fell und dem abfallenden Rücken Ähnlichkeit mit Hyänen aufwiesen. Nur die kleinen, verschlagenen Augen, der eiförmige Kopf und die nach außen gewölbte Nase erinnerten eher an Bullterrier. Die Viecher knurrten und entblößten eine Reihe beachtlicher Reißzähne. Die beiden Männer glotzten mit unbewegten Mienen zu ihnen hinauf. Hinter ihnen stand eine Frau in einem blutroten Kleid.
    »Die Hure Babylon«, stieß Doreé überrascht hervor.
    Lächelnd trat die Hure zwischen den Männern hervor.
    »Kommt herunter«, rief sie mit schmeichelnder Stimme. »Habt keine Angst, meine Sklaven und ihre Schoßtiere werden euch nichts tun.«
    »Wir können ihr nicht trauen«, zischte David Doreé zu. »Lass uns umkehren.«
    »David, der Mann, der sich aus Liebe von seinem Herrn abgewendet hat.« Die Hure kicherte und deutete auf einen entfernten

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