ESCORTER (German Edition)
Punkt hinter ihnen. »Siehst du nicht Satans Kinder, die euch folgen? Ihr könnt nicht umkehren, ohne ihnen direkt in die Hände zu laufen.«
Doreé blickte zurück und suchte den Horizont ab. Weit entfernt entdeckte sie schemenhafte Gestalten.
Wieder kicherte die Hure, während sie kokett mit dem Finger über die Brust ihres Sklaven fuhr und neckisch an einem der Ringe zupfte. »Schon bald wird Gäap hier sein. Auch wenn der Schutz ihres Blutes und der Geruch ihres Bruders sie auf eine falsche Fährte gelockt hat, früher oder später werden sie euch trotzdem finden.«
Doreé runzelte die Stirn. Der Geruch ihres Bruders? Was hatte das zu bedeuten? Sie fixierte die Hure, versuchte herauszufinden, ob sie bluffte. Die Hure feixte, wusste sie doch genau um die Ausweglosigkeit ihrer Lage. Vor ihnen wartete sie, hinter ihnen Gäap und die Nephilim. Welches war das kleinere Übel?
»Warum solltest du uns helfen?«, fragte David.
Die Hure deutete hinter sich auf den Landsitz. »Das erkläre ich euch in meinem bescheidenen Heim.«
Doreé und David warfen einander einen Blick zu. David nickte und Doreé begann, vorwärts zu kriechen. Die Bestien beobachteten sie knurrend. Speichel tropfte von ihren Lefzen. Die Männer verzogen keine Miene, nur ihre Muskeln spannten sich unter der Kraft, die sie aufwandten, um die Biester zu halten, sobald Doreé und David festen Boden betraten. Die Hure neigte den Kopf und schritt davon.
30
Doreé saß neben David auf futuristisch anmutenden Stühlen an einem Tisch aus Ebenholz und Glas und blickte sich unbehaglich um. Die Halle ähnelte einem überdimensionalen Käfig. Hinter den Käfigstangen patrouillierten vier Sklaven mit jeweils einem Höllenhund. Satan betrat den Raum in Begleitung der Hure. Sein schmallippiges Lächeln verstärkte Doreés Beklommenheit. Schweigend nahm er auf einem Stuhl gegenüber Platz, ließ sich dabei viel Zeit. Die Hure gesellte sich zu ihm, ihre Hand ruhte auf seinem Oberschenkel.
»So schnell sehen wir uns also wieder«, begann Satan das Gespräch. »Wie ich hörte, habt ihr meine Kinder bereits entdeckt.«
»Ihre Kinder?«, platzte Doreé heraus.
Er zog die Augenbrauen hoch. »Die Nephilim. Sie sind meine Kinder.« Er seufzte. »Gerne hätte ich ihre Mütter mit in meine Welt genommen, doch leider hat mein Erschaffer sie zu sich genommen und leider, leider sitzt er am längeren Hebel. Ein Umstand, den ich schon seit langer Zeit zu ändern wünsche.«
»Es gibt einen Vertrag«, entgegnete David. »In beidseitigem Einverständnis geschlossen. Der Herr hält sich daran, wieso trachtet ihr danach, ihn zu brechen?«
Satan lachte amüsiert auf. »Wie armselig wäre es, wenn ich nicht danach trachten würde?«
David machte ein verbissenes Gesicht. Doreé presste ein Bein gegen seines, um ihm zu bedeuten, den Mund zu halten. Eine Auseinandersetzung mit Satan hatte keinen Sinn, dabei konnten sie nur verlieren.
»Verzeiht. Ich bin ein unhöflicher Gastgeber. Sicher hat die Tochter des Boten Hunger und Durst, nicht wahr?« Er musterte sie. »Wie ich sehe, hat dir das Wasser des Blutflusses zugesetzt.«
Flüchtig blickte Doreé an sich hinab. Satan hatte recht. Der Schimmer war nur noch ein bleiches Flackern, unterbrochen von gänzlich freien Stellen. Zudem hatte sie das Gefühl zu verdursten. Satan schnipste mit den Fingern und sofort trat eine junge Frau hinter den Gittern hervor, eine zarte Asiatin von exquisiter Schönheit. Eine Menschenfrau. In der Hand trug sie ein Tablett mit einer Karaffe und mehreren Gläsern. Mit unterwürfig gesenktem Kopf trat sie an den Tisch. Unwillkürlich fragte Doreé sich, was sie getan haben mochte, um an diesen Ort zu gelangen.
Satan wartete, bis sie die Gläser verteilt und mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt hatte, bevor er wieder das Wort an Doreé richtete. »Das Wasser des Flusses Gjöll ist dir bekannt, nehme ich an?«
Doreé nickte. Alles in ihr verlangte nach dem Wasser, doch sie traute Satan nicht. Sie warf David einen fragenden Blick zu. Er ergriff das Glas, setzte es an die Lippen und nickte ihr dann zu.
Das Wasser löschte nicht nur ihren Durst, wie Doreé feststellen musste, es sättigte sie auch und vertrieb die Müdigkeit. Nur die freien Stellen auf ihrer Haut füllte es nicht. Satan beäugte sie, ein kaum wahrnehmbares Schmunzeln auf den Lippen. Die Hure dagegen sah ein wenig missmutig drein. »Ihr fragt euch sicher, warum ihr hier seid«, begann er, nachdem Doreé das Glas
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