Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
Vom Netzwerk:
ganz anders. Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist«, entschuldigte sie sich.
    David winkte ab. »Kein Problem. Anscheinend macht sie sich Sorgen. Was ist mit deiner Mutter? Ist sie wirklich verschwunden?«
    Doreé warf einen Blick aus dem Autofenster. Sie wollte nicht mit David über ihre Mutter sprechen. »Nicht wirklich. Sie sagte, sie hätte ein Treffen mit einem wichtigen Kunden, bevor sie ging. Das kann schon Mal dauern.« Die Lüge kam ihr überraschend glatt von den Lippen. Sie verdrängte das schlechte Gewissen, das sie deswegen empfand, schließlich informierten normale Mütter ihre Kinder über ihr Tun. Selbst schuld, wenn ihre Mutter dies anders hielt.
    »Also bleibt sie öfters weg?«, wollte David nun wissen. Er ließ nicht locker.
    Doreé zuckte mit den Schultern. »Vielleicht gefiel ihr der Kunde ja und sie ist spontan mit ihm nach Paris oder Dubai geflogen. Sie macht, was sie will, weißt du.« Die Bitterkeit, die aus ihren Worten klang, ärgerte sie. Es sollte ihr egal sein, was ihre Mutter tat, so wie es ihrer Mutter all die Jahre egal gewesen war, was ihre Tochter tat.
    Anscheinend hatte David beschlossen, nicht weiter in sie zu dringen, denn er schwieg. Doreé starrte aus dem Fenster und grübelte. Sie fragte nicht, wohin er fuhr. Sie vertraute ihm. Vielleicht war es ihr auch egal.
     
    Davids Altbauwohnung war selbst für Doreés Maßstäbe großzügig. Fünf Zimmer, eine riesige Küche, ein Bad und Gäste-WC auf hundertsiebzig Quadratmetern. Die Holztreppe in den zweiten Stock war alt und ausgetreten und knarzte bei jedem Schritt. Es roch nach Bohnerwachs, altem Holz und Staub. Auf jeder Etage befanden sich zwei Wohnungen, in denen laut David hauptsächlich Mittelstandsfamilien lebten. »Wir sind die einzige WG im Haus«, erklärte er. »Und der Vermieter hat es nur erlaubt, weil er der Onkel einer Mitbewohnerin ist.«
    Die Wohnung wirkte gemütlich, mit hohen Decken, weiß gestrichenen Holztüren und Parkettfußboden. Die Küche war ein Sammelsurium verschiedener Schränke und Elektrogeräte in unterschiedlichen Stadien der Abnutzung. Ein seltsamer Geruch, der Doreé an den Duft von Räucherstäbchen erinnerte, hing in der Luft. Hinter einer geschlossenen Tür drang Heavy Metal-Musik hervor. Sie fühlte sich sofort wohl. Passend zum Rest der Wohnung war Davids Zimmer relativ spartanisch eingerichtet. Ein großes Metallbett, ein Schreibtisch, ein dunkelblaues Zweisitzer-Sofa und ein massiver Kleiderschrank, der fast die gesamte Länge der Wand einnahm. Neben dem Bett stand ein kleiner Kühlschrank, der einzige Luxus im Raum. Es war aufgeräumt, jedoch nicht penibel, was Doreé beruhigte. Sie hatte befürchtet, David könnte sich als pedantischer Putzteufel entpuppen.
    Er öffnete den Kühlschrank. »Willst du was trinken?«
    »Gerne. Was hast du?«
    »Cola, Bier, Wasser und ACE-Saft.«
    »Ich nehme den Saft.«
    David fischte ein Tetrapack heraus und reichte es ihr. Jemand klopfte an die Tür.
    »David? Bist du da?«, rief eine weibliche Stimme.
    »Ja, komm rein.«
    Eine Frau trat ein. Sie war schlank, hatte ein schmales Gesicht unter einem dunkelblonden Pagenkopf. Durch die schwarze Kleidung, die sie trug, wirkte sie zierlicher, als sie tatsächlich war. Doreé schätzte sie auf Ende zwanzig. Als sie Doreé erblickte, stutze sie.
    »Das ist Doreé«, stellte David sie vor. »Doreé, das ist Viola. Eine meiner Mibewohnerinnen.«
    Doreé erhob sich und hielt ihr die Hand hin. »Freut mich.«
    Viola ergriff sie widerstrebend. »Ja, mich auch.« Sie warf David einen bedeutungsvollen Blick zu. »Carl kommt nachher vorbei. Er hat etwas Wichtiges mit uns zu besprechen.«
    Etwas an der Art, wie sie das sagte, machte Doreé misstrauisch. Es klang vorwurfsvoll, als wäre es Viola nicht recht, dass sie hier bei David war.
    »Alles klar, ich werde da sein«, erwiderte er leichthin.
    Viola warf einen Seitenblick auf Doreé und sah ihn dann vielsagend an. Glaubte sie etwa, Doreé würde es nicht bemerken? »Sicher?«, fragte sie.
    »Ja, na klar«, erwiderte David und klang nun eine Spur ungehalten. Viola hielt noch einen Moment inne, wandte sich dann ab und verließ das Zimmer. Die Tür schlug härter zu, als es notwendig gewesen wäre.
    »Anscheinend ist meine Anwesenheit hier genauso unerwünscht wie deine bei mir zuhause«, merkte Doreé an.
    David nahm ihre Hand und zog sie zum Bett. »Mach dir nichts draus. Viola ist Fremden gegenüber komisch.«
    »Steht sie auf dich?«
    David lachte. »Oh Gott,

Weitere Kostenlose Bücher