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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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Während er abkühlte, duschte sie eilig und schlürfte ihn beim Anziehen. Mangels Zeit und Alternativen entschied sie sich für eine Jeans mit einem halbtransparenten, schwarzen T-Shirt. Die Haare zu föhnen nahm viel Zeit in Anspruch, weswegen sie sie üblicherweise lufttrocknen ließ. Leider blieb dafür nicht genug Zeit. Getönte Tagescreme, Wimperntusche und Lipgloss – schon war sie fertig. Genau sieben Minuten vor der verabredeten Zeit. Sie nutzte die verbleibenden Minuten, um den Tisch in der Küche zu decken und hoffte, dass David auch wirklich alles, was man zum Brunchen brauchte, mitbringen würde, denn der Kühlschrank gab außer drei fettreduzierten Früchtejoghurts und einer geöffneten Milchtüte nichts mehr her. Im Schrank fand sie noch eine Packung Haferflocken und Müsli. Schnell stellte sie die Sachen auf den Tisch. So hatte es wenigstens den Anschein, als würde sie etwas zum Essen beisteuern. Die Türklingel riss sie aus ihren Vorbereitungen. Aufgeregt hastete sie in den Flur, warf einen letzten, prüfenden Blick in den Spiegel, strich die Haare nach hinten und öffnete. Vor ihr stand David, lächelnd, und sah unverschämt gut und verwegen aus. Wie der Frontmann einer Rockband. Doreés Herz schlug schneller.
    »Hi.« Er wirkte ein wenig verunsichert.
    »Hi! Komm rein.« Doreé trat zur Seite und ließ ihn eintreten. Im Tageslicht bemerkte sie die Blässe seiner Haut und die hellen Strähnen in seinem Haar, die ihr am Abend zuvor gar nicht aufgefallen waren. In der Hand hielt er eine Brötchentüte und einen Korb, der gut gefüllt zu sein schien. Doreé erspähte Lachs, Apfelgelee, Orangensaft, Biobutter, Käse, Tomaten und eine Packung luftgetrockneten Schinken.
    »Woher hast du die all die Leckereien?«
    David stellte den Korb auf den Küchentisch und begann ihn auszuräumen. »Aus dem Gemeinschaftskühlschrank meiner WG.«
    Sie hob erstaunt die Augenbrauen. »Wirklich?«
    »Wirklich«, beteuerte David. »Ich bin ein Langschläfer und liebe brunchen, genauso wie meine Mitbewohner.«
    Doreé trat auf den Kaffeeautomaten zu und schob eine Tasse unter die Düse. »Wie viele seid ihr?«
    »Fünf. Wir teilen uns eine Altbauwohnung im Zentrum«, erwiderte er.
    »Wie willst du deinen Kaffee?«
    »Schwarz.«
    Doreé füllte die Kaffeebohnen ein und drückte auf den Schalter. »Wie alt bist du eigentlich?«
    »Sechsundzwanzig«, erwiderte er. »Zu alt für ein Mädchen aus gutem Hause?«
    Doreé kicherte, es klang albern in ihren Ohren. Warum nur benahm sie sich in seiner Gegenwart wie eine Idiotin?
    David füllte Orangensaft in die Gläser und stellte dann den Korb zur Seite. »Mal im Ernst. Sind deine Eltern locker oder erwarten sie, dass du mindestens einen Diplomingenieur, besser noch einen Banker datest?«
    »Mein Vater ist …«, Doreé zögerte. Es widerstrebte ihr, zuzugeben, dass ihr Vater verschwunden war, »… tot. Und meine Mutter ist die meiste Zeit mit sich selbst beschäftigt. Im Prinzip kann ich machen, was ich will, es schert sie nicht.«
    »Das tut mir leid«, sagte David und trat auf sie zu.
    Doreé winkte ab. »Ich will nicht klingen wie das arme, reiche Mädchen, dass über sein ach so schreckliches Leben jammert. Es ist okay.« Sie nahm die Tasse und reichte sie ihm. »Hier, dein Kaffee.«
    Einen Augenblick lang hielt er ihren Blick und Doreé spürte wieder dieses Kribbeln in ihrem Bauch. Sie fühlte sich definitiv zu ihm hingezogen. »Wollen wir essen?«, fragte sie und räusperte sich, weil sie einen Kloß im Hals hatte.
    David ging zum Esstisch, setzte sich auf einen Hocker und fischte ein Brötchen aus der Papiertüte. »Was macht deine Mutter beruflich?«
    Doreé hob die Augenbrauen. »Wieso fragst du?«
    »Nur so. Aus Interesse.«
    »Sie ist Antiquitätenhändlerin. Aber frag mich nicht, was sie da den ganzen Tag macht. Wir stehen uns nicht besonders nahe«, es klang wie der klägliche Versuch einer Entschuldigung. Welche Tochter wusste nicht, was ihre Mutter tat?
    »Und du?«, fuhr er fort.
    »Im Moment jobbe ich in einem Callcenter, aber ich habe vor, Psychologie zu studieren.«
    »Psychologie? Wow. Du musst ein gutes Abi hingelegt haben.«
    Doreé nahm eine Tomate und zerteilte sie. »Es war okay.«
    »Mit okay bekommt man keinen Studienplatz. Sag schon, wie hast du abgeschnitten?«
    Doreé spürte, wie die Hitze in ihre Wangen stieg. Wie albern. Warum schämte sie sich für ihre Leistung? »1,3.«
    David nickte anerkennend. »Du bist also eine von den ganz

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