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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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Schutzbrille. »Provozier sie nicht.«
    Viola schnaubte. »Ich würde es ihr gerne sagen.«
    »Nein«, befahl der Mann. Viola schob schmollend die Unterlippe vor. »Wieso denn nicht? Vielleicht würde es ihre Zunge lösen.«
    »Das würde es nicht und jetzt Schluss mit dem Gerede.« Der schwarze Riese wandte sich an einen kleinen Kerl, den Desoderia noch nicht bemerkt hatte, weil er von dem breiten Rücken verdeckt worden war. »Kurt, geh zum Lichtschalter und pass auf.«
    Kurt nickte und trabte zu dem Kippschalter an der Wand. Der große Mann wandte sich wieder Desoderia zu. »Bevor wir uns unterhalten, möchte ich mich vorstellen. Mein Name ist Ben Nuru. Ich war ein Escorter, genau wie du.«
    »Du lügst«, zischte Desoderia. »Die Abtrünnigen sind dem Clan bekannt.«
    Ben Nuru lachte, ein brummiger Laut, der tief aus seiner Brust zu kommen schien. »Mitnichten, Frau Lakatos. Die Clanchefs möchten euresgleichen Glauben machen, dass sie die Abtrünnigen unter Kontrolle haben. Vertrau mir, das haben sie nicht.«
    Desoderia enthielt sich einer Erwiderung. Ob er die Wahrheit sprach, würde sie noch früh genug herausfinden. Ben Nuru beugte sich über sie, die Schutzbrille, die sich kaum von der Farbe seiner Haut unterschied, gab seinem Gesicht etwas Gespenstisches. Sein riesiger Leib füllte ihr Blickfeld aus, schützte sie vor dem UV-Licht und brachte ein paar Sekunden lang köstliche Erleichterung. »Bist du bereit, zu kooperieren, Escort-Trägerin?«
    »Leck mich«, zischte Desoderia.
    Wieder lachte er. »Das dachte ich mir.«
    Desoderia blinzelte einen Schweißtropfen aus dem Auge. »Was wollt ihr von mir?«
    »Informationen«, erwiderte Ben Nuru.
    »Worüber?«
    »Über geplante Aktivitäten zum Beispiel. Und über deine Tochter.«
    Desoderia schnaubte. »Was lässt dich glauben, dass ich etwas über die Pläne der Clan-Chefs weiß?«
    Ben Nuru schüttelte den Kopf und schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Ich kenne deine Stellung und weiß um die Pläne, die der Clan für deine Tochter hat. Doreé ist ihr Name, richtig?«
    Desoderia kniff die Augen zusammen und fixierte ihn. Ben Nuru grinste. »Dein Freund Philippe hat uns alles erzählt. Und nun möchten wir, dass du das Bild vervollständigst.«
    »Er hat gelogen. Meine Tochter ist ahnungslos. Der Clan hat keinerlei Verwendung für sie«, stieß Desoderia hervor. Ben Nuru runzelte die Stirn. »Das, meine liebe Desoderia, ist eine Lüge. Sie ist sowohl für den Clan als auch für uns von großem Nutzen.«
    Desoderia versuchte, eine unbeeindruckte Miene zu wahren. Wussten die Gideonisten um Doreés Erbe? Das konnte nicht sein. Nicht einmal der Clan kannte die ganze Wahrheit. Philippe hat es gewusst , schoss es ihr durch den Kopf. Zwar hatte sie es ihm nie bestätigt, doch er hatte ihre in einer alkohol- und liebestrunkenen Nacht gegebenen Hinweise richtig gedeutet. Erfassten die Gideonisten die Möglichkeiten und Gefahren einer Vereinigung von Escort und einem Boten des Herrn? Wussten sie vielleicht sogar von Jakob? Die Vorstellung erschreckte sie. Jakob war ihr dunkelstes Geheimnis, ihr Verhängnis. Ihre Schande. Unwillkürlich wanderten ihre Gedanken zu der Zeit vor der Geburt ihrer Tochter. Jahrelang hatte der Clan nach dem idealen Samenspender gesucht. Reich, molekularbiologisch einwandfrei, Blutgruppe null negativ, mindestens ein Meter achtzig groß. In Adám Lakatos, einem ungarischen Unternehmer, der mit Luxuskarossen handelte, hatten sie ihn gefunden. Monatelang war sie darauf geschult worden, ihn für sich zu gewinnen, hatte seine Interessen – Tennis, luxuriöse Automobile und Kunst – zu den ihren gemacht. Der Plan ging auf. Zumindest fast. Als sie von ihrem Frauenarzt erfuhr, dass sie Zwillinge erwartete, war sie am Boden zerstört. Zwillinge zu bekommen verhieß nichts Gutes, nicht wenn sie von einem Boten des Herrn gezeugt worden waren. Denn dass Adám ein Bote war und damit ihr Feind, hatte sie, kurz nachdem sie geheiratet hatten, herausgefunden. Trotz der ungünstigen Umstände hatte sich eines der beiden Kinder als das ideale Gefäß entpuppt, während das andere zu dunkel war, um jemals einen Escort zu empfangen. Zu dunkel, um auch nur ein normales Leben zu führen. Sie hätte es töten oder zumindest den Clan-Chefs melden müssen. Doch das hatte sie nicht getan. Mitleid und so etwas wie Mutterliebe hatten sie abgehalten.
    »Sag mir, welchem Zweck deine Tochter dienen soll!« Ben Nurus Stimme riss sie aus ihren Erinnerungen. »Philippe

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