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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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Holzbretter, Putz und loses Gestein herum und führte sie zur Kellertreppe. Ein riesiges, unterirdisches Gewölbe erstreckte sich vor ihr, mit Rundbögen, Säulen und zahllosen Kammern. Die Clanchefs hatten den Ort gut gewählt. Im Gegensatz zum oberen Bereich war der Keller gesäubert und mit Gaslaternen versehen worden.
    »Wir haben eine Kammer für dich vorbereitet«, sagte Oliver und deutete auf einen mit einem dicken Vorhang versehenen Verschlag. »Wir dachten, dass du dich in einem Keller schneller erholen wirst als in deinem Haus.«
    Desoderia nickte. Er hatte nicht unrecht. Das Wohlbefinden, das ein Gemäuer wie dieses einem Escort verschaffte, beschleunigte die Heilung erheblich, auch wenn sie als Mensch eine komfortablere Unterbringung bevorzugt hätte. Erleichtert sank sie auf das bereitstehende Feldbett. Olivers Zwillingsschwester Olivia betrat die Kammer und reichte ihr Wasser. Sie war ebenso groß wie ihr Bruder, hatte dasselbe rotbraune Haar und Sommersprossen. Im Gegensatz zu Oliver neigte sie jedoch zur Fettleibigkeit, weswegen sie selten für Aufträge eingesetzt wurde, die Sportlichkeit oder Kampfkraft verlangten. Desoderia mochte es nicht, wenn sich die Geschwister gleichzeitig in ihrer Nähe aufhielten. Zu sehr erinnerten die beiden sie daran, dass auch sie einst Zwillingen das Leben geschenkt hatte, die unterschiedlicher nicht hätten sein können.
    »Dr. Schilling kommt gleich. Sie wird deine Verbrennungen versorgen und dir was gegen die Schmerzen geben«, sagte Olivia.
    »Danke«, erwiderte Desoderia. »Was ist mit meiner Tochter? Habt ihr sie abgeholt?«
    Olivia zuckte mit den Schultern. »Soweit ich weiß, wollte deine Baba sie zu uns bringen.«
    Desoderia horchte auf. »Ophelia? Wie kommt ihr darauf?«
    »Sie war hier und hat uns um Hilfe gebeten. Da die Clanchefs deine Befreiung zur obersten Priorität erklärt haben, haben wir ihr Angebot angenommen, sich um deinen Mann und deine Tochter zu kümmern.«
    Hätte Desoderias nicht so starke Schmerzen gehabt, hätte sie Olivia eine Ohrfeige verpasst. »Du blöde Kuh. Ophelia ist mit Bannsprüchen und meiner störrischen Tochter heillos überfordert. Wie konntet ihr eine derart wichtige Sache nur einer Baba überlassen?«
    Plötzlich wirkte Olivia ganz kleinlaut. »Sie schien uns recht tatkräftig und forsch.«
    Desoderia spie aus und stöhnte zugleich auf. Ächzend presste sie die Hand gegen ihren Bauch. Besorgt beugte Olivia sich über sie. »Soll ich dir etwas gegen die Schmerzen geben?«
    Desoderia schnaubte. »Ihr seid Idioten. Ophelia schafft es ja nicht einmal, gegen unseren Willen im Haus zu bleiben. Ist euch bewusst, was geschehen könnte, wenn die Bannsprüche versagen und mein Mann es schafft, sich aus seinem Gefängnis zu befreien?«
    Olivia winkte ab. »Er ist doch nur ein Willenloser. Es braucht nicht viel, um so einen zu bannen.«
    Desoderia schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief durch. Der Clan wusste nichts von Adáms wahrer Abstammung. Sie hielten ihn für einen normalen Mann. Normale Menschen konnte man hervorragend zu Willenlosen machen und leicht kontrollieren. Doch als Bote des Herrn trug Adám göttliches Blut in sich und war damit nicht nur stark, sondern auch unberechenbar. Es hatte sie große Anstrengung gekostet, ihn zu unterwerfen und ihn seiner körperlichen und geistigen Kraft zu berauben. Nur der Macht ihres Escorts hatte sie es zu verdanken, dass es ihr überhaupt gelungen war. Der Bote mochte gebrochen sein, doch sein Blut barg noch immer die Macht des Herrn, auch wenn sie von einem Dämon zu etwas Dunklem, Gefährlichem geformt worden war. Natürlich durfte sie dies vor den Clanmitgliedern nicht verlauten lassen. Noch nicht.
    Desoderia bündelte ihre natürliche Dominanz und richtete sich so weit auf, wie es ihr in ihrem Zustand möglich war. »Kein Willenloser ist wie der andere. Mein Mann hat sich als überaus störrisch und ausbruchfreudig erwiesen. Schickt jemanden in mein Haus. Der Bann muss unbedingt erneuert werden. Sofort.«
    Desoderias herrische Art zeigte Wirkung. Olivia nickte ergeben. »Du hast recht. Sobald wir hier fertig sind, schicke ich jemanden los.«
    Zorn wallte in Desoderia auf. »Verdammt, Olivia. Ich sagte sofort. Was ist, wenn meine Tochter ihn entdeckt? Oder schlimmer noch, wenn er sie entdeckt und sein Hunger über die winzigen Reste menschlichen Verstandes siegt? Doreé ist keine Escorterin, sie kann ihn nicht bändigen. Wollt ihr wirklich die zukünftige Trägerin eines

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