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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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jedoch waren die Schmerzen. Ihre Haut brannte, als stünde sie in Flammen. Die Kleidung tränkte sich mit ihrem Schweiß.
    Wie lange befand sie sich schon in den Händen der Gideonisten? Tage? Wochen? Sie wusste es nicht. Die Zeit ertrank in einem Strudel aus Schmerz und Erschöpfung. Ab und zu bekam sie Wasser, gerade ausreichend, um am Leben zu bleiben, doch nie genug, um ihren Durst zu stillen. Ben Nurus Strategie war einfach und wirkungsvoll. Jeden Tag brannten die UV-Lichter ein wenig länger, verbrannte ihre Haut ein wenig mehr, rückte der Tod ein Stückchen näher. Mittlerweile hatten die Gideonisten einen Bannkreis um den OP-Tisch gezogen, damit der Escort im Falle ihres Todes nicht entweichen und sie alle töten würde.
    In ihrer Phantasie stellte sie sich vor, wie sie sich von ihren Fesseln befreite und die ganze verdammte Bande abschlachtete. Das half ihr, die Schmerzen und den Durst zu ertragen.
    »Guten Morgen, Desoderia«, Ben Nurus Stimme holte sie aus dem Dämmerschlaf, in den sie während der kurzen Schattenphase gefallen war. Desoderia öffnete die Lider. Selbst diese kleine Bewegung quälte sie. Ben Nuru stand zu ihrer Rechten, die Hände vor der Brust gefaltet, und blickte freundlich lächelnd auf sie hinab. »Wie geht es dir? Hattest du eine angenehme Nacht?«
    »Fick dich«, zischte Desoderia. Es klang nicht mehr ganz so überzeugend wie am Tag ihrer Entführung, doch wollte sie auch weiterhin ihren unbeugsamen Willen demonstrieren.
    Ben Nuru seufzte und schüttelte den Kopf. »Immer noch uneinsichtig?« Er wandte sich dem Eingang zu. »Hol Viola und Kurt, wir müssen sie befragen.«
    Desoderia schloss die Augen, versuchte, mit dem Dämon in ihrem Inneren zu kommunizieren. Er konnte ihren Körper nicht verlassen, solange sie ihn nicht entließ, sonst würde er sie töten, doch er konnte ihre Körperkraft steigern. Üblicherweise tat er das nur während eines Kampfes. Vielleicht konnte sie ihn dazu bewegen, es ausnahmsweise auch in Gefangenschaft zu tun. Natürlich nicht, während das UV-Licht brannte, doch vielleicht jetzt, während Ben Nuru versuchte, sie zu befragen. Wenn es ihr gelänge, sich aus den Fesseln zu befreien, könnte sie ihn überwältigen. Ihn zerfleischen, ihm mit bloßen Händen das Herz aus der Brust reißen. Bei der Vorstellung bekam sie eine Gänsehaut. Gemeinsam mit dem Escort schwelgte sie in ihren Gewaltphantasien, bis ein Schwall heißes Wasser in ihr Gesicht klatschte und sie schmerzhaft in die Wirklichkeit zurückholte.
    »Aufwachen!«, befahl Viola hämisch lachend.
    Desoderia biss die Zähne zusammen. Der Escort verharrte still inmitten ihres schützenden Fleisches, ein Beobachter nur. Desoderia stieß die Luft aus ihren Lungen. Er war ein Kämpfer, verdammt nochmal. Wie konnte er sich so feige verkriechen? Wieder ein Wasserschwall, noch heißer als der vorherige. Ihre wunde Haut sandte Höllenqualen durch ihre Nervenbahnen. Ihr Mageninhalt drückte sich ihre Kehle hinauf, so schnell, dass sie gerade noch Zeit hatte, ihren Kopf zur Seite zu drehen, schon schoss bittere Galle aus ihrem Mund. In ihren Ohren summte es. Feuchte Wärme breitete sich zwischen ihren Beinen aus. Unwillkürlich hatte sie gepinkelt. Nicht zum ersten Mal, seit sie hier lag. Scham mischte sich mit Wut.
    »Wenn wir nicht aufpassen, wird sie ohnmächtig«, warnte Kurt.
    Ben Nurus Finger schlossen sich um ihren Kiefer und zwangen sie, ihn anzusehen. Die Berührung sandte eine Welle des Schmerzes durch ihr Gesicht. »Sag mir, wo deine Tochter den Dämon empfangen soll. Wo findet das Ritual statt?«
    Statt einer Antwort spuckte ihm Desoderia Reste von Galle und Rotz ins Gesicht. Er holte aus und schlug sie so fest, dass ihr Kopf herumflog und ihre Nackenwirbel knirschten. Nichts war mehr übrig von dem höflichen Mann, als der er sich anfangs präsentiert hatte. Viola reichte ihm ein Taschentuch. Unwirsch schob er ihre Hand weg, wischte sich stattdessen mit dem Handrücken über die Lippen und näherte sich dann Desoderias Gesicht bis auf wenige Zentimeter. »Wenn du nicht sprichst, du verdammte Escort-Schlampe, werden wir dich töten, so langsam und so qualvoll, wie es uns möglich ist.« Seine Finger schlossen sich um ihre Kehle, drückten die Luftzufuhr ab. »Hast du mich verstanden?«
    Desoderia ruckelte an ihren Fesseln. Hinter ihren Augenlidern ging ein Funkenregen nieder, der erschreckend real wirkte. Die Welt um sie herum verschwamm.
    »Pass auf, Ben, du willst sie doch nicht umbringen«,

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