ESCORTER (German Edition)
warnte Kurt.
»Bei allen Höllenfürsten, sie soll endlich reden«, brüllte er und drückte nur noch fester zu.
Desoderia stieß erstickte Laute aus. Wenn er so weitermachte, würde er sie töten.
»Rede endlich!« Ben Nurus Augen quollen förmlich hervor aus Wut über ihr Schweigen.
Plötzlich drangen aufgeregte Stimmen von draußen herein, Rufe und Geschrei. Von einem Augenblick zum anderen brach die Hölle los. Desoderia blickte zur Tür und beobachtete, wie der Aufpasser von seinem Plastikstuhl gezerrt wurde, ein Messer in den Bauch gerammt bekam und an der Wand hinab rutschte, eine breite Blutspur hinterlassend. Fassungslosigkeit und Entsetzen standen in seinem Blick. Fünf Escorter stürmten in den Raum, gefolgt von vier Gideonisten. Ben Nuru fuhr auf, bellte Viola und Kurt einen Befehl zu. Köstliche Luft strömte in Desoderias Lungen. Keuchend sog sie den Atem ein. Erleichterung durchströmte sie. Ihre Rettung war nah.
Aus dem Stand heraus setzte Ben Nuru mit einem gewaltigen Sprung über den Tisch. So etwas brachte eigentlich nur ein Escorter zustande und Desoderia fragte sich nicht zum ersten Mal, wie viel Dämonisches noch in ihm stecken mochte. Die Clanmitglieder schlugen eine Schneise in die Reihen der Gideonisten, jonglierten mit ihren Messern, bis das Blut nur so spritzte. Trotz ihrer Qualen konnte sich Desoderia ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen. Offensichtlich hatten die Escorter vor dem Überfall ein Blutopfer gebracht, um maximale Stärke zu erlangen. Der Geruch von frischem Blut füllte den Raum, riss ihren Escort aus seiner Starre. Aufgeregt huschte er an die Oberfläche, betäubte ihre Schmerzen und stärkte ihre Kraft, sodass sie sich langsam aus ihren Fesseln befreien konnte.
Die Gideonisten riefen Bannsprüche, versuchten, die Escorter zu lähmen, doch sie waren unvorbereitet und nicht schnell genug. Die meisten Banne verfehlten ihre Wirkung. Während Desoderia an ihren Fesseln zerrte, behielt sie Ben Nuru im Auge. Nur zu gerne wollte sie ihn persönlich ins Jenseits befördern. Auf jeden Fall aber hoffte sie, dass er keine Gelegenheit haben würde, zu fliehen. Er war stark, das musste sie ihm lassen. Weder verfehlten seine Banne ihr Ziel, noch schaffte es einer der Escorter, an ihn heranzukommen. Im Gegenteil. Mit einem Skalpell schlitzte er die Kehle eines jungen Escorters auf. Blut spritzte auf Desoderia. Sie drehte ihren Kopf zur Seite, damit es nicht in ihre Augen gelangte, doch sie wendete ihren Blick nicht von Ben Nuru ab. Er mochte das Töten, es erregte ihn. Sie konnte es an der zufriedenen Miene erkennen und der Art, wie er den Kopf in den Nacken warf, während der Escorter vor ihm in die Knie ging und starb.
Ein leises Lächeln kräuselte Desoderias Lippen. Er mochte den Dämon in sich verbannt haben, doch die Spuren, die die Verbindung in seinem Körper hinterlassen hatte, waren unauslöschlich. Ein Wunder, dass die Gideonisten ihm vertrauten. Aber vielleicht war es gerade diese unbarmherzige Stärke, die sie brauchten.
Ben Nurus Kopf ruckte zu ihr herum, als spürte er ihre Gedanken. Ihre Blicke trafen sich. Das Skalpell leuchtete in seiner schwarzen Hand. Blut haftete daran. Desoderia überlegte, ob er sie töten würde, solange sie noch hilflos vor ihm lag. Er sollte es tun, die Gelegenheit war günstig. In wenigen Minuten würde sie frei sein. Mit einem abfälligen Grinsen schüttelte er den Kopf, wendete sich ab und huschte davon. Das Spiel war noch nicht vorüber. Noch lange nicht.
Desoderia mobilisierte ihre letzten Kräfte. Mit einem festen Ruck zerrte sie die Armgurte aus der Verankerung. Sie biss die Zähne zusammen und richtete sich auf. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Hastig öffnete sie die Gurte an ihren Füßen und schwang die Beine über den Rand des Tisches. Heftiger Schwindel erfasste sie. Verschwommen sah sie, dass einer der Gideonisten auf sie zukam, ein großer, muskelbepackter Kerl mit Glatze und einem tätowierten Kreuz auf dem Hals. Etwas Silbernes blitzte in seiner Hand. Er hob den Arm und schleuderte den Dolch in ihre Richtung. Desoderias Escort reagierte blitzschnell. Noch bevor ihr Gehirn den Befehl zum Ducken gab, rutschte sie von Tisch und warf sich zu Boden. Der Dolch zischte über sie hinweg.
»Wird ja auch Zeit, dass du mir hilfst«, knurrte sie ihrem Escort zu, während sie sich unter dem Tisch hindurchrollte. Es fühlte sich an, als würde ihre verbrannte Haut auf dem Boden kleben bleiben, und obwohl ihr Escort den
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