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ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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stand David ebenfalls auf, wenn sie laut genug trampelte. Je eher sie an den Schlüssel kam, desto schneller konnte sie verschwinden.
    Bevor sie David weckte, brauchte sie jedoch einen Kaffee. Ihr Weg nach unten führte sie an Kurts Zimmer vorbei. Die Tür stand offen. Unterdrücktes Stöhnen drang durch den Spalt. Zuerst dachte sie, er wäre inmitten eines Liebesspiels, doch das Stöhnen klang weder lustvoll noch erregt. Im Gegenteil, Qual lag in dem Laut und ein kaum wahrnehmbares Schluchzen. War er krank? Unmöglich, ihre Neugier in Zaum zu halten. Vorsichtig schlich sie näher und spähte ins Zimmer.
    Kurt kniete auf dem Boden, nackt. Erste Sonnenstrahlen stachen durch das Fenster und trafen auf seinen Körper wie Speere aus Licht. In der linken Hand hielt er eine schmale Lederpeitsche mit drei Riemen, die er sich wieder und wieder über den Rücken warf. Er geißelte sich. Blutige Striemen zogen sich über die Haut, die wie bei David mit religiösen Symbolen und aramäischen Schriftzeichen bedeckt war. Seine Bewegungen wirkten schwerfällig, als kostete ihn jeder Schlag größte Überwindung. Bedachte man die zahllosen, sich überkreuzenden Wunden und Narben auf seinem Rücken, entsprach das wahrscheinlich den Tatsachen. Bei jedem Schlag stöhnte er auf, neigte seinen Oberkörper vor und krampfte sich zusammen. Schwankend zwischen morbider Faszination und Ekel beobachtete Doreé die Selbstgeißelung. Sie wusste, dass sie gehen sollte, doch der Anblick seines nackten, sich in Schmerzen windenden Körpers hielt sie gefangen. Wie ein Unfall, bei dem man einfach nicht wegsehen konnte. Ein Flüstern neben ihrem Ohr ließ sie zusammenzucken.
    »Guten Morgen. Wer wird denn hier spannen?«
    »David. Verdammt, erschreck’ mich nicht so«, zischte sie und trat eilig zurück, damit Kurt nicht bemerkte, dass sie ihn heimlich beobachtete.
    Grinsend deutete David in das Zimmer. »Wenn Kurt sich geißelt, befindet er sich in Trance. Du könntest nackt vor seinen Augen Rumba tanzen und er würde es nicht bemerken.«
    Doreé spürte, wie ihr Hitze in die Wangen stieg. »Das macht es aber nicht weniger peinlich, beim Spannen erwischt zu werden.« Sie warf einen Blick in Richtung von Davids Zimmer. »Warum bist du schon so früh auf?«
    »Ich habe in deinem Zimmer einen Bewegungsmelder installiert, der mir mit einem Signalton Bescheid gibt, sobald du den Raum verlässt.«
    »Was?« Doreé riss die Augen auf und starrte ihn mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Unglauben an. »Das ist ein Scherz, oder?«
    »Ich scherze nicht«, erwiderte David ernst.
    Doreé dachte daran, wie ernsthaft er ihr vor dem Schlafengehen versichert hatte, dass er sie keinesfalls alleine lassen wollte, da er befürchtete, Ben Nuru könnte beschließen, sie gewaltsam entjungfern zu lassen oder Schlimmeres. Dass er seinen eigenen Leuten misstraute, hatte sie in ihrem Vorhaben bestärkt.
    Sie stemmte die Arme in die Hüfte und funkelte ihn zornig an, doch bevor sie ihn mit Schimpfworten bedachte, bemerkte sie das leichte Zucken seiner Mundwinkel und hielt inne. Schon im nächsten Augenblick platzte das Lachen aus ihm heraus. »Du solltest dein Gesicht sehen, Doreé. Hammer.«
    Er legte den Arm um ihre Schulter und dirigierte sie den Flur entlang Richtung Treppe. »Natürlich war das ein Scherz. Glaubst du wirklich, ich würde dein Zimmer verwanzen?«
    Unwirsch schüttelte sie seinen Arm ab. »Ich traue dir und deinen Leuten noch viel Schlimmeres zu.« Eigentlich wollte sie es bei dieser Aussage belassen, doch eine Frage brannte ihr auf den Lippen. »Warum tut Kurt das?«
    »Du meinst die Selbstgeißelung?«
    Sie nickte.
    »Es stärkt den Bund mit unserem Herrn und damit unsere Kräfte. Nur wer fähig ist, Leid zu ertragen, und zwar in jeder Form, kann erfolgreich gegen die Escorter kämpfen«, erklärte er.
    »Aber das ist vorsintflutlich.«
    David zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Es ist der Preis, den wir zahlen müssen, so wie die Escorter den ihren zahlen, indem sie sich der Willkür eines Dämons ausliefern.«
    Doreé dachte an die feinen Narben auf seinem Rücken. »Du tust es auch, oder?«
    Sein Blick wurde hart, für einen Augenblick nur, doch Doreé entging es nicht. »Nicht annähernd so oft wie Kurt«, gab er zu. »Doch ja, ab und zu muss auch ich es tun.«
    Mittlerweile hatten sie die Küche erreicht. Irgendjemand hatte Kaffee aufgebrüht und auf dem langen Holztisch lag eine Tüte mit frischen Brötchen. Anscheinend gab es viele

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