Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ESCORTER (German Edition)

ESCORTER (German Edition)

Titel: ESCORTER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
Vom Netzwerk:
das Zimmer. Jakob schenkte dem Geschehen keine Beachtung, fixierte stattdessen eine zerdrückte Fliege an der Decke.
    »Mein Name ist Ben Nuru«, stellte der Mann sich vor. »Ich bin Teil einer Gruppe gottesfürchtiger Männer und Frauen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Gleichgewicht der Welt zu erhalten.«
    Er hielt inne, wartete auf eine Reaktion, eine Frage vielleicht, doch Jakob blieb stumm.
    »Deine Mutter und ihr Clan sind im Begriff dieses Gleichgewicht zu stören. Mithilfe deiner Schwester.« Er beugte sich über ihn, füllte sein Gesichtsfeld aus und verdeckte den Fixpunkt an der Decke.
    »Du, mein Junge, wirst uns helfen, deine Schwester und das Versteck der Escorter zu finden, damit wir die Verbindung mit dem Dämon verhindern können.«
    Verzweiflung überfiel Jakob. Was redete dieser Ben Nuru da? Wie sollte er bei dieser Sache behilflich sein und warum? Diese Leute hatten ihn entführt, hielten ihn gefangen und würden ihn ganz sicher nicht gehen lassen, solange er ihre Wünsche nicht erfüllte, und vielleicht nicht einmal dann. Was unterschied sie überhaupt von den anderen?
    In diesem Augenblick wünschte Jakob sich so sehr, sprechen zu können, dass er sogar erwog, die Finsternis in ihm zu befreien und diesem Mann zu zeigen, wer er wirklich war. Welche Macht ihm innewohnte. Und wie dankbar er sein konnte, dass Jakob seine dunkle Seite schon so lange im Zaum hielt.
    Er wagte es nicht. Noch nicht.
    Irina kehrte zurück. Er roch ihr Parfum, als sie das Zimmer betrat. Vanille gepaart mit einem blumigen Bouquet. Lächelnd reichte sie ihm einen Becher Wasser.
    Jakob haderte mit sich. Einerseits hatte er schrecklichen Durst. Andererseits war er zornig und enttäuscht, weil gerade sie ihn so hintergangen hatte. Wie immer schien sie zu spüren, was in ihm vorging. Sie ging in die Hocke und hielt ihm den Becher hin. »Bitte Jakob, du musst etwas trinken. Ich sehe doch, dass du Durst hast.«
    Ihre Worte klangen nach schlechtem Gewissen. Hoffentlich fraß die Schuld ihre gottesfürchtige Seele auf.
    Ben Nuru seufzte. »Du hast recht. Es wird nicht einfach mit ihm.«
    »Das habe ich dir gesagt«, erwiderte Irina vorwurfsvoll. »Er ist nur ein kranker, junger Mann, er kann uns nicht helfen.«
    »Kurt wird es schaffen«, entgegnete Ben. »Notfalls mit Gewalt.« Jakob spürte Bens drohenden Blick auf sich ruhen. Ben Nuru hatte die Worte absichtlich in seinem Beisein gesagt, damit er wusste, wie weit sie zu gehen bereit waren, falls er nicht kooperierte. »Sieh zu, dass er etwas isst und trinkt«, befahl er an Irina gewandt. »Und dann bringst du ihn nach unten.«
    »Ben, bitte«, flehte Irina.
    »Keine Widerrede. Begehe nicht den gleichen Fehler wie David. Du weißt, was auf dem Spiel steht.« Mit diesen Worten wandte Ben Nuru sich ab und stapfte davon, ließ ihn alleine mit Irina, die noch immer neben ihm kniete und ihm den Wasserbecher vor die Nase hielt. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sie ihn musterte.
    »Du musst anfangen, zu reden, Jakob«, flehte sie. »Hilf ihnen bei der Suche nach deiner Schwester, dann werden sie dir nichts tun.«
    Was werden sie mir antun, wenn nicht? Er wollte sie fragen. Das wollte er wirklich, doch er schaffte es einfach nicht, die Worte aus seiner Kehle zu lösen.
    »Wwwaass?«, war alles, was er hervorbrachte. Frustriert schlug er den Becher aus ihrer Hand und brüllte: »WWWAAASS?«
    Irina wich zurück und starrte ihn ängstlich an. Dann zog sie eine hölzerne Kette mit einem Kreuz aus ihrer Hosentasche, hockte sich zaghaft auf die Bettkante und sagte. »Wir müssen den Herrn um Hilfe bitten.«
     

 
     
     
     
17
     
    Davids Vater wohnte in einer geräumigen Wohnung auf dem Pfarrhof der Kirche. Er war nicht wirklich alt, Doreé schätzte ihn auf Mitte fünfzig, doch er wirkte alt. Regelrecht großväterlich. Bart und Haare waren weiß, nur seine Augenbrauen, die einen schrägen Winkel beschrieben, hatten sich noch nicht verfärbt. Tiefe Falten zogen sich über Stirn und Wangen und seine Augenlider hingen einseitig herab, was ihm, in Verbindung mit den schräg stehenden Augenbrauen, das Aussehen eines Hundewelpen verlieh. Seinen schmächtigen Körper auf einen Gehstock gestützt, humpelte er ihnen entgegen. Er begrüßte Doreé mit einem herzlichen Lächeln. »Willkomme. Nennen mich Jaromir. Es freuen mich, dich kennenzulernen.«
    Sein warmer, fester Händedruck wirkte beruhigend und stand ganz im Gegensatz zu Davids düsterem Missmut. Doreé erwiderte Jaromirs

Weitere Kostenlose Bücher