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Esel

Esel

Titel: Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gantenberg
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Menge Sauerstoff und Energie benötigte.
    »Auch nicht spannend, okay, klar, wer sich nicht so für Sprachen interessiert?!«
    Ein Fehler, ein großer Fehler. Die Psyche dieser Frau war mir so fremd wie die sanitären Einrichtungen eines russischen Erziehungslagers.
    »Ah ja, ich interessiere mich nicht für Sprachen.«
    »Doch?«
    »Nein, du hast ja gerade gesagt, dass ich es nicht tue.«
    »Dann hab ich mich vertan, das freut mich.«
    Ich war so unfassbar blöd, wie ich es heute nur von der Mehrheit meiner Schüler kenne. Statt mich direkt auf den Weg der Erkenntnis zu begeben, nahm ich auch noch einen Umweg in entgegengesetzter Richtung.
    »Dann wird dich das auch interessieren. Die maltesische Sprache hat sehr viele Wortschatzanteile aus dem Italienischen, ein bisschen was auch aus dem Spanischen und natürlich auch aus dem Englischen. Und jetzt komm’ ich ins Spiel.«
    Karin war überall, nur nicht mehr bei mir und dem, was ich ihr erklärte. Doch davon wusste ich nichts. Das Kissen auf dem Bett hörte mir mehr zu als meine eigene Frau.
    »Wegen der dann doch recht langen Kolonialzeit der Briten ist Englisch auf dieser Insel die zweite Amtssprache, die sprechen hier alle Englisch.«
    Karin stand auf.
    »Und deshalb suchen die hier natürlich auch Englischlehrer.«
    Karin ging zur Tür.
    »Karin?«
    Sie blieb stehen.
    »Wo willst du hin?«
    »Nach Hause.«
    »Wir sind zu Hause. Wir haben hier gebucht.«
    »Björn?«
    »Ja?«
    »Wir haben ein Problem.«
    »Was denn?«
    Ich habe sie wirklich gefragt. Nicht um sie zu provozieren, sondern um Zeit zu gewinnen für eine Denkpause, für eine Problemlösung. Für beides war es längst zu spät.
    »Du willst dich doch nicht ernsthaft auf dieser furzlangweiligen Insel als Englischlehrer bewerben?«
    »Natürlich nicht! Ich habe nur gedacht, ich könnte vielleicht während der Ferien hier ein bisschen jobben. Du machst es dir hübsch am Strand, ich zieh’ meine Stunden durch. Arbeiten, wo andere Urlaub machen, wie klingt das?«
    Karin schaute mich an, als hätte ich ihr angeboten, meine alten Socken in ihrer Teekanne aufzukochen.
    »Es gibt hier viel zu sehen, Karin. Den Dom von Mosta, das Hypogäum von Hal-Saflieni … und und und. Hab’ ich dir eigentlich schon gesagt, dass sie hier
Popeye
gedreht haben.
Popeye
, den haben wir doch gesehen, grausamer Film, mit … warte mal, sag nichts, komm’ gleich drauf …«
    »Robin Williams.«
    »Genau, und äh …«
    »Shelley Duvall.«
    »Genau, woher weißt du das noch so genau, ich staune.«
    »Warum weißt du eigentlich nichts über mich?«
    »Wie meinst du das denn jetzt wieder?«
    »Wie ich es gesagt habe.«
    »Ich verstehe dich jetzt gerade mal gar nicht.«
    »Da hast du recht, Björn, ausnahmsweise.«
    Karin sagte dann nichts mehr, sondern verließ das Zimmer.
    Natürlich wollte ich hinter ihr her, sie zurückholen, aber dann sah ich die Fernbedienung und drückte den Programmplatz 128. Ich habe es nicht freiwillig getan, es geschah unter Zwang.
    Karin kannte ich wirklich noch nicht, aber diesen Film, den ich unbedingt sehen wollte, kannte ich auch nicht. Bei dem Film ging ich davon aus, ihn so schnell nicht wieder sehen zu können. Bei Karin war ich optimistischer. Die Ehe war für mich ein Bund fürs Leben, dem weder Regen, Maltesisch oder ein sehr kleiner Fernseher etwas anhaben konnten.
    Wir blieben insgesamt vier Tage auf Malta. Der Regen hörte nicht auf.

24. Wanderer, kommst du nach Plötzen …
    »Ich bin so froh, dass der weg ist. Der hat mir richtig Angst gemacht.«
    Sabines Stimme hat ihr vernichtend Schrilles verloren, was sie beinahe schon sympathisch macht.
    Jetzt scheint auch noch die Sonne, sieht ganz danach aus, als würden die letzten Kilometer nach Plötzen angenehmer, als ich es mir je hätte vorstellen können.
    »Ich hab’ die halbe Nacht kein Auge zugemacht.«
    »Davon hat man aber nichts gesehen, Sabine.«
    »Ich wollte einfach nichts Falsches sagen, das war doch ein Psycho.«
    »Das war er, ganz eindeutig.«
    »Wenn der rausbekommen hätte, dass du ein Lehrer bist …«
    »… hör bloß auf.«
    »Meinst du, er hätte …?« Sabine fährt sich mit ihrer Handkante über die Kehle.
    Ich zucke nur mit den Schultern. Ich weiß es nicht, vorgestellt habe ich es mir mehrfach in der vergangenen Nacht. Was für ein Ende. Gymnasiallehrer mit aufgeschlitzter Kehle in der Uckermark gefunden. Sein Esel wartete vor dem Stall auf ihn. Geht es noch schlimmer? Höchstens wenn man aufgespießt im

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