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Eselsmilch

Eselsmilch

Titel: Eselsmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mehler
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entschieden.
    Es
kostete Fanni einige Überzeugungsarbeit, aber letztendlich gelang es ihr,
Sprudel umzustimmen.
    »Eine
überstürzte Abreise«, argumentierte sie, »würde das Problem nicht lösen. Wenn
es sich wirklich so verhält, wie wir glauben, wenn wirklich jemand beschlossen
hat, mich umzubringen, dann wird er uns auf der Fährte bleiben und es wieder
und wieder versuchen. Besser, als davonzulaufen wie der Hase vor dem Fuchs,
besser, als unsere Energie in einem Fluchtplan zu vergeuden, wäre es doch zu
versuchen, den Täter aufzuspüren. Gerade auf dieser Reise, wo das Umfeld
begrenzt und überschaubar ist, dürfte uns das leichter fallen als irgendwo
sonst.«
    »Aber
zu Hause könnte uns Marco helfen, die Polizei …«, wandte Sprudel ein.
    Fanni
ließ ihn nicht ausreden. »Hast du schon vergessen, dass Marco letzte Woche nach
Atlanta gereist ist, dass er dort für ein halbes Jahr in einem ›Police
Department‹ als Ermittler arbeiten wird? Und außer ihm kennen wir niemanden bei
der Polizei. Deine früheren Kollegen sind entweder im Ruhestand oder wurden
weit weg versetzt. Und dieser Frankl, der Marco vertritt, würde uns seine
allerübelsten Flüche an den Kopf werfen, wenn wir erzählen würden, dass es in
Marokko einen Unfall mit einer Toten gegeben hat, der ein Mordanschlag auf mich
gewesen sein sollte.«
    Sprudel
nickte bekümmert, denn Fanni hatte wieder einmal recht.
    Sie
gab ihm einen Kuss. »Du wirst sehen, Sprudel, wir entlarven den Täter. Wir
schaffen das, wir haben es bisher immer geschafft.«
    Wieder
nickte Sprudel, doch die Empfindung, die ihn überkommen hatte, war ihm deutlich
anzusehen: Angst. Schiere, greifbare Angst.
    »Dusche
nicht mehr belegt und frisch gelüftet, Wasser schön warm und reichlich
vorhanden – möchte Memsahib nun ins Obergeschoss geleitet werden?«, sagte
Hubert, als er zu Fanni und Sprudel ans Sofa trat. Dora war ihrem Mann gefolgt,
und Fanni sah, dass soeben auch Brügges und Horns die Treppe herunterkamen.
    Sie
stand auf, belastete den verstauchten Knöchel und lächelte in die Runde. »Doras
Salbenumschläge haben wahre Wunder gewirkt. Nur ganz tief drinnen zieht es noch
ein kleines bisschen.«
    Dafür
staut sich jetzt das Blut unter der straffen Bandage!
    Fanni
bemühte sich, die lästige Gedankenstimme abzuschalten, und sprach weiter: »Ich
sollte mal ein paar Schritte versuchen, am besten draußen vor dem Haus.« Sie
wandte sich zur Tür.
    »Nicht,
Fanni«, rief ihr Dora nach. »Du musst den Fuß schonen, so lange es geht, sonst
kuriert sich die Verletzung nicht aus.«
    »Nur
ein paar Schritte«, wiederholte Fanni, »und ein paar Atemzüge frische Luft.«
    Auf
dem Weg hinaus bemerkte sie, dass der Tisch, an dem die drei jungen Männer die
Karte studiert hatten, jetzt leer war. Auch der Mann an der Theke war
verschwunden.
    Fanni
trat auf die Straße und schaute sich um. Die Gîte d’Etape war eines der letzten
Häuser in Oukaimeden. Gleich dahinter verengte sich die Fahrbahn und ging in
einen Feldweg über, der berganführte. Er schlängelte sich einen Hügel hinauf
und von dessen Kuppe aus ein Stück westwärts, wo er zwischen den Stahlträgern eines
Skilifts verschwand.
    Der
Hügel war mit stoppeligem Gras und niedrigen Büschen bewachsen. Von West nach
Ost zog eine Schafherde darüber. Etliche Lämmer, die Fanni für erst ein paar
Tage alt hielt, sprangen übermütig herum.
    Wenn
man den Rest der Kulisse ausblendet, wirkt es hier sogar geradezu idyllisch!
Fidele Lämmchen, ein bärtiger Schäfer in Filzstiefeln und wollenem Umhang, ein
munteres Bächlein, das den Hang herunterplätschert!
    Fanni
ging langsam darauf zu.
    Der
Knöchel verhielt sich ganz passabel, doch Sprudel, der ihr selbstredend gefolgt
war, warnte: »Übertreib es nicht, Fanni.«
    Gehorsam
setzte sie sich auf eine Holzplanke am Wegrand. Sprudel tat es ihr nach.
    Sie
legte eine Hand in die seine. »Die Sonne wird gleich hinter dem Hügel
verschwinden, lass uns die letzten Strahlen genießen.«
    »Es
ist wärmer geworden«, sagte sie nach einer Weile und öffnete den Reißverschluss
ihrer Fleecejacke. »Sogar hier, in mehr als zweieinhalbtausend Metern Höhe, ist
die Temperatur jetzt ganz angenehm.«
    Weil
Sprudel nicht antwortete, fügte sie hinzu: »Aber das wird sich ändern, sobald
die Sonne weg ist; und wer weiß, welches Wetter die nächsten Tage bringen.«
    Sprudel
schwieg noch immer.
    Er
denkt darüber nach, wie er eine Leibwache für dich auf die Beine stellen
könnte! Vermutlich

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