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Eselsmilch

Eselsmilch

Titel: Eselsmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mehler
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sich einen der Hocker heran, die überall herumstanden und mit dicken
marokkanischen Sitzkissen gepolstert waren. Sie nahm darauf Platz, trank einen
Schluck aus ihrem Becher und verzog den Mund.
    Hubert
hatte sich in die freie Ecke des Sofas geworfen, auf dem Fanni und Sprudel
saßen. Er bedachte sein Kaffeeglas mit einem verbitterten Blick und ließ es
stehen.
    »Was
macht dein Knöchel?«, fragte Dora.
    Fanni
lächelte sie warm an. »Dank deiner Salbenumschläge ist er inzwischen kaum mehr
zu bremsen. Wie kommt es nur, dass du mit so vielen nützlichen Medikamenten
eingedeckt bist?«
    »Meine
Frau sitzt an der Quelle«, kam Hubert Doras Antwort zuvor. »Sonnenapotheke,
direkt am Sportplatz – und mittags nach der Arbeit: eine Runde um die
Aschenbahn.«
    Dora
winkte ab. »Nur ab und zu. Manchmal muss ich einfach was tun für die
Kondition.«
    Damit
wandte sich das Gespräch der Trekkingtour zu. Man kam auf die unkomfortablen
Nächte zu sprechen und darauf, dass die Zelte, die der Veranstalter zur
Verfügung gestellt hatte, einem kräftigen Regenschauer mit zwei, drei Windböen
vermutlich nicht standhalten würden.
    »Beraber-Schrott«,
knurrte Hubert. Aber niemand ging darauf ein.
    »Die
Horns haben beim Abbauen jedes Mal mit ihrem Zeltgestänge zu kämpfen«, erzählte
Dora. »Die einzelnen Teile lassen sich offenbar nur noch mit Gewalt
ineinanderstecken, verdreckt und eingerostet wie sie sind, und entsprechend
schwer wieder auseinanderziehen.«
    »Ein
bisschen Vaseline wirkt da oft wahre Wunder«, meinte Sprudel.
    Dora
sah ihn an. »Hatte Bernd – oder war es Otto – nicht neulich so eine
Spraydose in der Hand? Eine mit Schmiermittel? Damit kann man doch das Gestänge
bestimmt wieder gleitfähig machen.«
    Ihr
Mann griff nun doch nach seinem Kaffeebecher und trank ihn in einem Zug leer.
»Ich wüsste nicht, wer so eine Spraydose gehabt haben soll.«
    Nach
einer Weile sagte er, an Fanni gewandt, in das entstandene Schweigen hinein:
»Erlenweiler, liegt der Ort nicht ganz in der Nähe von Straubing, wo die
schweren Jungs eingebuchtet sind?«
    Fanni
vergaß zu antworten, als sie bemerkte, wie böse Dora ihren Mann anstarrte.
    Der
erhob sich abrupt. »Wir müssen zurück zur Gîte.« Er sprach das Wort wie »Shit«
aus. »Die Knorr hat das Abendessen für achtzehn Uhr dreißig bestellt –
Tajine mit Hühnchen.« Er grinste und tat, als würde er mit Flügeln schlagen.
    Fanni
und Sprudel machten sich gemeinsam mit den Seegers auf den Weg. Als sie gut die
Hälfte der Strecke zu ihrer Unterkunft hinter sich gebracht hatten, vernahm
Fanni plötzlich schnelle Atemzüge in ihrem Rücken. Sie drehte sich um und sah
Melanie, die sich anscheinend sehr beeilt hatte, um zu ihnen aufzuschließen.
Sie hechelte und schnaufte, als wäre sie von Aroumd bis Imlil – einem Dorf
an der Straße nach Marrakesch – und wieder zurück gelaufen.
    Als
sie bei ihnen war, drängte sie sich zwischen Dora und Fanni und hakte sich bei
Fanni ein. »Wo seid ihr denn die ganze Zeit gewesen?«
    »Du
hast absolut nichts versäumt«, erwiderte Hubert an Fannis Stelle. »Die Party
ist ins Wasser gefallen. Kein Bier, kein Wein, nur Pfefferminztee und NusNus.«
    »Ihr
seid ja eine Ewigkeit verschwunden gewesen«, beklagte sich Melanie.
    Fanni
wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie fühlte sich überrumpelt und
irgendwie in Bedrängnis.
    Du
konntest es noch nie ertragen, von jemandem untergehakt zu werden! Abgesehen
von Sprudel natürlich!
    »Hast
du nach uns gesucht, Melanie?«, fragte Sprudel. »Warum das denn?«
    Sie
waren inzwischen bei den Steinstufen angekommen, die zur Gîte hochführten.
    Melanie
ließ Fannis Arm los. »Nur so.« Sie hastete hinauf und verschwand gleich hinter
dem Eingang in der Damentoilette.
    Keine
drei Schritte weiter stießen Fanni, Sprudel und die Seegers auf Elke.
    »Die
Suppe ist schon aufgetragen«, quengelte sie.
    Hubert
warf ihr eine Kusshand zu. »Nur schnell Hände waschen, Frisur glätten, und
schon sitzen wir mit euch am Tisch.«
    »Hubert
Seeger hat mich heute Nachmittag im Kasbah-Hotel – gewiss ganz unbewusst –
auf ein mögliches Motiv für die Anschläge auf dich gebracht«, sagte Sprudel,
als er und Fanni nach dem Abendessen in ihren Schlafsäcken steckten und auf
ihren Matratzen lagen.
    Fanni
rückte ganz nah an ihn heran, sodass sie sich flüsternd unterhalten konnten.
    »Wir
haben ja schon öfter an Rache als Tatmotiv gedacht«, fuhr Sprudel fort. »Aber
bisher hatten wir keine

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