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Eselsmilch

Eselsmilch

Titel: Eselsmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mehler
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brauchbare Idee, wer oder was gerächt werden sollte.«
Er rieb mit den Fingerspitzen über seine Stirn. »Ich weiß, du neigst dazu,
irgendein früheres Geschehnis in den Bergen für den Auslöser zu halten, aber
darauf gibt es nicht den geringsten Hinweis.«
    »Worauf
dann?«, warf Fanni ein, weil ihr Sprudels Vorrede zu lang dauerte.
    »Einen
Hinweis gibt es eigentlich immer noch nicht«, antwortete er bedächtig. »Ich
hatte nur so einen Gedanken, der mir allerdings vielversprechend erscheint.«
    »Dann
spuck ihn jetzt endlich aus, Sprudel.«
    »Der
Gedanke kam mir«, fügte Sprudel ungerührt hinzu, »als Hubert das Straubinger
Zuchthaus erwähnte.«
    Fanni
sog scharf die Luft ein. Sprudel musste nicht weiterreden. Sie hatte bereits
begriffen, was ihm durch den Kopf ging.
    »Du
hast recht, du hast völlig recht!«, rief sie laut, senkte jedoch ihre Stimme
schnell wieder zu einem Murmeln. »Die Mörder, die wir in den letzten Jahren
hinter Gitter gebracht haben, hätten am meisten Grund, sich an mir zu rächen.
Jeder Einzelne von ihnen hasst mich und wünscht mir einen Strick um den Hals.
Mir vermutlich viel mehr als dir …«
    Sowieso!
Es wird ja nicht verborgen geblieben sein, wer die treibende Kraft jeweils war.
Fanni Rot!, die, anstatt zu tun, wofür Hans Rot immer schon plädiert hat –
nämlich Zwiebeln zu schneiden, Hemden zu bügeln und Hefeteilchen zu backen –,
auf Mörderjagd geht! Was man einem pensionierten Kriminalbeamten vielleicht
zugesteht, lässt man sich von einer Fanni Rot noch lange nicht bieten!
    »Fraglos
sind die Schurken nicht gut auf dich zu sprechen«, sagte Sprudel, doch seine
Stimme klang irgendwie erleichtert. »Aber hast du nicht soeben gesagt: Wir
haben sie hinter Gitter gebracht. Und da befinden sie sich mit Sicherheit immer
noch.«
    »Sie
selbst schon«, erwiderte Fanni nachdenklich. »Allerdings könnte das bedeuten,
dass wir es doch mit einem Auftragskiller zu tun haben oder mit jemandem, der
für einen von ihnen, der ihm nahesteht, Rache nehmen will.«
    Wispernd
machten sie sich daran, die Mordfälle durchzugehen, die sie in den vergangenen
Jahren gemeinsam aufgeklärt hatten.
    »Wir
wissen zu wenig«, stellte Sprudel nach einiger Zeit deprimiert fest. »Wir haben
keine Ahnung, ob beispielsweise unser Falkenstein-Mörder einen Bruder hat, der
genauso irre ist wie er und jetzt blutige Rache schwört. Er könnte sich unter
falschem Namen in unserer Reisegruppe eingeschlichen haben und …«
    »Halt«,
unterbrach ihn Fanni. »Das konnte er nicht. Dazu hätte er auch einen falschen
Pass vorlegen müssen.«
    Sprudel
dachte eine Weile nach. »So unmöglich erscheint mir das gar nicht, Fanni. Er
hätte ja beste Beziehungen in den Knast.«
    »Nein,
Sprudel«, widersprach Fanni erneut. »Das kommt mir zu weit hergeholt vor. Was
für ein Aufwand, einen falschen Pass anfertigen zu lassen, und was für ein
Risiko, falls der Schwindel bei der Kontrolle am Flughafen aufgeflogen wäre.«
    Sichtlich
aus dem Gleis geworfen, schwieg Sprudel.
    »Trotzdem«,
fuhr Fanni fort, »ist es das einleuchtendste Motiv, das uns bisher eingefallen
ist.« Sie musste ein wenig mit sich ringen, bevor sie herausbrachte: »Wir
sollten Leni doch reinen Wein einschenken und sie bitten, sich bei ihren Recherchen
auf den Umkreis der Mörder zu konzentrieren, die wir in den vergangenen Jahren
überführt haben.«
    Sprudel
sah auf seine Uhr. »Schade«, meinte er, »jetzt ist es viel zu spät, um noch mal
ins Kasbah-Hotel zu gehen und mit Leni Verbindung aufzunehmen. Und
unglücklicherweise werden wir dazu erst wieder in drei Tagen Gelegenheit haben,
wenn wir von der Toubkal-Besteigung zurückkommen.«
    »Ja«,
sagte Fanni. »Sehr schade. Mich würde nämlich wirklich interessieren, was Leni
in Bogen über Melanie erfahren hat. Denn Melanie – da sind wir uns einig –
benimmt sich ausgesprochen merkwürdig.« Sie begann, in ihrem Rucksack zu
kramen. »Ich kann es ja mit dem Handy versuchen. Allerdings habe ich Bernd
erwähnen hören, dass der Empfang in der Gîte sehr schlecht ist, auch draußen
soll er kaum besser sein. Erst auf halbem Weg nach Imlil wird er angeblich
passabel.«
    »Wieso
muss dieser Schwachstellenaufstöberer eigentlich ständig telefonieren?«, regte
sich Sprudel auf, während Fanni ihr Handy einschaltete, ein paar Tasten
drückte, lauschte, dann enttäuscht den Kopf schüttelte. Sie steckte es wieder
weg und sagte zwinkernd zu Sprudel: »Vielleicht um seinem Auftraggeber im Knast
Bericht

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