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Eselsmilch

Eselsmilch

Titel: Eselsmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mehler
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erst
recht nicht an einer fremden Wohnungstür klingeln. Was Leni wissen wollte,
erfuhr sie von Bauer Klein beziehungsweise von der Dame, die bei Kleins zu
Besuch war.
    Noch
bevor sie sich auf den Weg nach Bogen machte, um ihre Erkundigungen über
Melanie Fuchs einzuziehen, wollte sie dem Klein-Hof einen kurzen Besuch
abstatten. Denn erstens musste sie den Kleins Grüße aus Marokko bestellen, das
hatte ihr Fanni extra aufgetragen, und zweitens wollte sie sich Eier von Olgas
freilaufenden Hühnern besorgen. Eines davon sollte Hans Rot am morgigen Sonntag
als Frühstücksei bekommen, die übrigen wollte sie mit nach Nürnberg nehmen, um
sich abends ein Omelett zu braten.
    Leni
schlüpfte in die Gummistiefel ihrer Mutter und stapfte die patschnasse Wiese
hinauf.
    In
den ersten beiden Oktoberwochen war das Wetter schön gewesen, sonnig und warm.
    »Schöner
als in Marokko«, hatte Leni gewitzelt, als ihre Mutter den kalten Wind, der
dort schier ständig blies, erwähnt hatte.
    Aber
in der vergangenen Nacht hatte es zu nieseln begonnen. Inzwischen regnete es
ziemlich stark, und das war wohl der Grund, weshalb weder Bauer Klein noch sein
Sohn Bene, ja nicht einmal Ivo draußen herumwuselten.
    Aus
dem Stall drang das typische Rumpeln, Scharren und Wühlen, das die Kühe für
gewöhnlich erzeugten. Nichts deutete darauf hin, dass sich außer ihnen jemand
dort drin befand.
    Die
Kleins mussten sich demnach im Wohnhaus aufhalten. Leni steuerte darauf zu,
klopfte kurz und trat ein.
    Bauer
Klein stellte das Schnapsglas, das er eben zum Mund führen wollte, auf den
Tisch zurück. »Ja, die Leni, was für ein seltenes Gesicht! Ja, was treibt dich
denn da her?«
    Leni
warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr. Kurz nach vier. Bauer Klein fing
aber früh an mit dem Schnaps.
    Er
schien ihre Gedanken gelesen zu haben. »Wir müssen heut den Weltverdruss
ertränken, ich und die Mari. Setz dich, Lenerl, und hilf uns dabei.«
    Leni
konnte nicht anders, sie lächelte und nahm Platz. Es wäre wohl auch als Affront
aufgefasst worden, hätte sie es nicht getan. Doch sie tat es gern.
    Ebenso
wie ihre Mutter mochte Leni den verschrobenen Bauern. Er war ein Original, und
so sehr die Leute aus Erlenweiler von jeher über ihn herzogen, Leni fand wie
Fanni, er sei ein liebenswertes Original.
    Bauer
Klein angelte ein Stamperl aus der Vitrine, schenkte ihr ein und prostete ihr
und seiner Besucherin, die er »Mari« genannt hatte, zu.
    »Müssen
wir den gesamten Weltverdruss ertränken?«, fragte Leni, nachdem die Stamperl
wieder auf dem Tisch standen (die von Bauer Klein und Mari waren leer, in dem
von Leni hatte sich der Pegel höchstens um einen Millimeter gesenkt), »oder nur
einen besonders schlimmen Teil davon?«
    Der
Bauer hob seinen Arm und bewegte ihn wie einen überdimensionalen
Scheibenwischer. »Alles ertränken wir, ratzeputz alles.«
    Er
scheint ja schon gute Fortschritte dabei gemacht zu haben, dachte Leni
amüsiert.
    Von
der Frau, die Mari hieß, kam ein Schniefen. »Mei, wissen S’, Fräulein Leni, es
ist halt so ungerecht, das Leben.«
    Leni
wäre beinahe laut herausgeplatzt. Fräulein!
    »Kannst
laut sagen, Mari«, murmelte der Bauer indessen, »kannst laut sagen.« Er
schenkte sich und ihr noch mal nach und hob sein Glas. »Schluck es weg, Mari.
Du kannst eh nichts mehr ändern, so nicht und so nicht. Dein Arbeitsplatz ist
längst vergeben, deine Melanie ist jahrelang von ihrem rabiaten Ehemann verprügelt
worden – kannst froh sein, dass die Scheidung endlich durch ist –,
und letzte Woche hat man deinen Enkel im Media Markt beim Klauen erwischt. So
ist es und nicht anders. Schluck es weg, Mari. Was bleibt dir denn anderes
übrig.«
    Klein
wandte sich an Leni. Seine Augen glänzten wässrig. »Weißt, Lenerl, die Mari ist
heut zu mir herübergekommen, weil sie sich um ihre Melanie Sorgen macht. Die
Melanie ist nämlich grade in Marokko. Die ist mit der Reisegruppe unterwegs,
bei der unsere Olga auch dabei ist und deine Mama und die Stolzer-Weiber. Und …«
    »Furchtbar
ist das, was da passiert ist, da in dem Marrakesch«, unterbrach ihn Mari. »Ich
hab es erst gestern in der Zeitung gelesen: ›Martha Stolzer, Firmenchefin von
Stolzer & Stolzer, fiel am Montag in Marrakesch einem tragischen
Verkehrsunfall zum Opfer.‹ Ja, kommt man in dem Land so leicht unter die Räder?
Gibt’s da keine Ampeln und keine Verkehrsregeln? Was ist denn das für ein
gefährliches Pflaster da in dem …«
    Mari
verstummte, und auch der

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