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Eselsmilch

Eselsmilch

Titel: Eselsmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mehler
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zu erstatten?«
    Weil
Sprudel ernsthaft darüber nachzudenken schien, fügte sie hinzu: »Soweit wir
aber wissen, ist Bernds einziger Bezug zu Niederbayern fünfzehn Jahre alt und
führt direkt zu Gisela.« Nachdenklich fügte sie hinzu: »Allerdings hat Bernd
damals auch Martha kennengelernt.«
    Sprudel
nickte, sie hatte ihm bereits am Nachmittag von ihrem Tischgespräch mit Bernd
Freise erzählt.
    »Aber
damit endet die Spur auch schon«, sagte Fanni jetzt. »Selbst wenn Bernd einen
Grund gehabt hätte, Martha zu beseitigen – womöglich hat sie ihn damals
vor Gisela diskreditiert, hat sie überredet, ihn fallen zu lassen, und das
wollte er kein zweites Mal riskieren –, selbst wenn es so gewesen wäre,
warum sollte er auch mich umbringen wollen?«
    »Die
Spur ist sowieso ziemlich kalt«, stimmte ihr Sprudel zu. »Denn wäre Freise
wirklich Marthas Mörder, würde er dann freiweg von seinem privaten Waterloo bei
den Stolzers erzählen? Eher nicht.«
    »Freiweg«,
wiederholte Fanni. »Das bringt mich noch mal auf Melanie. Die hat noch nie
einfach freiweg geredet. Melanie wirkt von allen am meisten so, als ob etwas an
ihr frisst.«
    Sprudel
rieb sich die Augen. »Sie ist verhärmt, eigenbrötlerisch und verschwiegen –
nein, falsch: geheimniskrämerisch.«
    »Immerhin
hat sie letzte Woche bei der Vorstellungsrunde ihr Alter ausgeplaudert«, sagte
Fanni und gähnte.
    »Ja«,
murmelte Sprudel, »siebenunddreißig. Das würde für den Fall im Bayerischen
Nationalpark gut passen. Melanie könnte die Tochter des Falkenstein-Mörders
sein. Der Name Fuchs will nichts besagen, den kann sie sich ja erheiratet
haben.«
    »Dumm
ist bloß«, antwortete Fanni schläfrig, »dass der Falkenstein-Mörder …
keine … Kinder … hatte …«
    Sprudels
Gute-Nacht-Kuss kam nur noch als Traum bei ihr an.

12
    Um
die Zeit, als Fanni versuchte, Leni per Handy zu erreichen, machte ihre Tochter
gerade einen Besuch, bei dem sie Brisantes erfuhr.
    Kurz
entschlossen hatte sie an der Tür von Marthas Schwager Toni Stolzer geklingelt.
    Als
er öffnete, starrte er sie einen Moment lang verdutzt an, dann erkannte er sie.
    »Himmel,
das ist ja Leni Rot, die uns auf dem Venedigergletscher beinahe in den Abgrund
geschlittert wäre.«
    Toni
schloss sie ungestüm in die Arme und führte sie daraufhin in ein gemütliches
Wohnzimmer im ersten Stock des Stolzer’schen Zweifamilienhauses.
    Im
Erdgeschoss lag – wie Leni von einem früheren Besuch her wusste – die
Wohnung von Martha und Willi, die Martha, seit ihr Mann ermordet worden war,
allein bewohnte. Doch jetzt war auch Martha tot.
    Leni
sprach Toni ihr Beileid aus.
    »Wir
haben sie gestern begraben«, sagte Toni, »aber begreifen kann ich es immer noch
nicht.«
    Die
Zimmertür öffnete sich unvermittelt, und Tonis Lebenspartner kam herein. Toni
stellte ihn galant vor.
    »Wir
kennen uns ja bereits«, sagte Leni, denn sie war schon einmal mit Günther
zusammengetroffen – damals an Sprudels Krankenbett, kurz nachdem Fanni den
Mord an Marthas Mann aufgeklärt hatte. Bald darauf hatten sich Toni und Günther
offiziell zueinander bekannt, und Günther war bei Toni eingezogen. Gisela hatte
ihm den Platz an Tonis Seite bereitwillig überlassen. Ihre Ehe mit Toni war
ohnehin nur ein Arrangement gewesen, eine Maskerade, die während der
Ermittlungen im Fall »Magermilch« aufgeflogen war.
    »Mama
kann es auch nicht begreifen«, sagte Leni.
    Tonis
Augen weiteten sich. »Willst du mir damit sagen, dass Fanni nicht so recht an
einen Unfall glaubt?«
    Toni
ist nicht auf den Kopf gefallen, dachte Leni, das hat er seinerzeit schon
bewiesen. Und er kennt meine Mutter gut.
    Sie
nickte und schwieg.
    »Deshalb
also …«, murmelte Toni.
    Leni
sah ihn fragend an, und auch Günther schien darauf zu warten, dass er
weitersprach.
    »Ich
habe mich die ganze Zeit gefragt«, sagte Toni, »weshalb Fanni dagegen war, die
Reise abzubrechen. Gisela hat mir am Telefon erzählt, deine Mutter habe dafür
plädiert, weiterzumachen – uns allen war das unverständlich. Aber jetzt
ist die Sache klar. Fanni sucht einen Mörder, und sie sucht ihn innerhalb der
Reisegruppe.«
    »Ist
er nicht ein Schlaukopf, unser Toni?«, meinte Günther an Leni gewandt.
    Toni
gab ihm einen Klaps. »Fanni hat sich also wieder einmal auf die Spur eines
Verbrechers gesetzt.«
    »Und
diese Spur will sie nicht verlieren«, erwiderte Leni. »Deshalb reist Mama in
Gesellschaft von einem knappen Dutzend Verdächtiger durch Marokko und

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