Eskandar: Roman (German Edition)
Fahrräder und Autos aus Amrika, Alman und Farance. Dann kommen Farangi-Besatzer, Soldaten aller Nationen, Diplomaten der Engelissi, Russi und Amrikai, von denen Eskandar-Agha sagt, dass es inzwischen dreißigtausend und mehr im Iran geben soll.
Ganz hinten in der Kiste sind die Bilder der polnisch-jüdischen Flüchtlinge, die zu Tausenden in den Iran geflohen sind, um sich vor den Rotgardisten in Sicherheit zu bringen.
Dieses Bild ist Zeugnis der Warmherzigkeit des iranischen Volkes, sagt Aftab-Khanum und klebt es in das Notizbuch ihres Mannes. Ein iranisches Mädchen setzt einem polnischen Flüchtlingskind eine Mütze auf, obwohl es selbst arm ist.
Sehen Sie, ruft Aftab-Khanum, diese Postkarte aus dem Süden des Landes, aus Bushehr, sollten Sie ebenfalls in Ihr Notizbuch kleben, sie ist ein historisches Dokument. Vorne ist der letzte König aus der Dynastie der Qajaren abgebildet, und die Briefmarke trägt den Stempel Bushire under British Occupation.
Diese Postkarte ist vor allem ein Beweis für unsere Dummheit, antwortet Eskandar-Agha und schüttelt den Kopf. Die Welt lacht über uns, hält uns für einfältig, weil wir Tag für Tag unseren wertvollsten Rohstoff an eine fremde Nation verschenken. Dreihundertfünfzigtausend Barrel Naft täglich. Ihre Wirtschaft wächst und gedeiht, unsere liegt am Boden, und der Hunger fordert bei uns täglich Tote, die keiner zählt.
Möge Allah den Amrikai und ihrer Regierung ein langes Leben schenken, sagt Aftab-Khanum und sieht über sich, dorthin, wo Gott sitzt, und sie erinnert Eskandar-Agha unwillkürlich an seine Mutter, die es genauso gemacht hat.
Mit Hilfe der Amrikai und dieser Organisation, die nach dem ersten großen Krieg gegründet wurde, um den Frieden in der Welt zu erhalten, haben wir immerhin erreicht, dass die Russi ihre Besatzung im Norden des Landes beenden, sagt Eskandar-Agha. Er sieht seine Sonne an und sagt, meine Mutter hatte recht. Selbst wenn man alles verloren hat, soll man niemals die Hoffnung aufgeben. Und auch mein alter Meister hatte recht. Solange auch nur ein Tropfen Blut in unseren Adern fließt, müssen wir für unsere Freiheit und unser Recht kämpfen.
Lang lebe der Frieden, murmelt Eskandar-Agha, und lang sollen auch die Amrikai leben.
1945, eine Reise nur zum Vergnügen und neue, kleine Geheimnisse
Eskandar-Agha ist zufrieden. Lieber spät als nie, sagt er, strahlt und legt seinen Lohn der letzten Monate vor Aftab-Khanum auf das Korssi, das jetzt im Sommer nicht geheizt und nur mit einer dünnen Tischdecke bedeckt ist.
Wir bezahlen rechtzeitig die Miete und brauchen im Krämerladen unsere Einkäufe nicht mehr anschreiben zu lassen, sagt er stolz.
Und vergessen Sie nicht, sagt Aftab-Khanum, seit Sie mit Ihren Fotoarbeiten so viel Erfolg haben, und mit dem Geld, das Sie bei Mossadegh verdienen, haben Sie eine Hose und ich einen Rock schneidern lassen. Außerdem können wir uns wöchentlich einen Besuch im öffentlichen Hammam leisten, und neulich haben wir sogar Eiscreme gegessen.
Gerade noch rechtzeitig beißt Eskandar-Agha sich auf die Zunge und verkneift sich jede Bemerkung über die schlechte Lage der meisten anderen Menschen im Iran. Schließlich weiß er, wie schnell er seine Aftab-Khanum mit diesen Dingen betrüben kann. Was halten Sie davon?, fragt er stattdessen, richtet sich auf und lächelt, wenn wir etwas unternehmen, was wir noch nie getan haben?
Ein Abenteuer? Aftab-Khanum strahlt ihren Eskandar-Agha an, als wäre er ein Held, der gerade aus der Schlacht zurückgekehrt ist, wo er einen Feind besiegt hat.
Ein großes Abenteuer, antwortet Eskandar-Agha. Lassen Sie uns den ganzen Sommer am Kaspischen Meer verbringen. Lassen Sie uns nichts anderes tun, als uns zu erholen und zu vergnügen.
Bereits am ersten Tag, als die Schule für den Sommer geschlossen wird, packt Aftab-Khanum ihre Sachen statt in ein Bokhtshe in einen dieser neuartigen Koffer, die sie im Basar gekauft haben. Eskandar-Agha mietet eine Droschke, die sie zu einem Bus bringt, mit dem sie nach Ramssar ans Kaspische Meer fahren. Die erste Nacht schlafen sie in einem Teehaus, die zweite bei einer Bauernfamilie, und für die dritte Nacht mietet Eskandar-Agha eine kleine Hütte mit Strohdach und einem Grundstück ringsherum.
Die Obstbäume riechen herrlich, spenden kühlen Schatten und beschenken sie mit köstlichen Früchten. Aftab-Khanum genießt, dass sie nachts ihr Lager unter den Bäumen aufschlagen und unter Gottes Himmel mit seinen unendlich
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